„Ein Architekt, der das Fundament der Olympischen Bewegung modernisiert und stabilisiert hat.“
Lieber Thomas,
nun ist es rund ein Vierteljahrhundert her, seit wir uns zum ersten Mal trafen und miteinander sprachen. Nach meiner Erinnerung war das in Paderborn - bei einer Veranstaltung zur damaligen Olympiabewerbung von Düsseldorf Rhein-Ruhr, an der Du als IOC-Vizepräsident und ich als NRW-Sportminister teilnahmen. Seither sind wir uns unzählige Male begegnet, und daraus ist eine enge Freundschaft entstanden, die bis heute trägt.
Ein weiteres Ereignis ist mir haften geblieben: die Eröffnung des Max-Ernst-Museums in Brühl im September 2005, das ich als auch für Kultur zuständiger Minister gefördert hatte. Damals war ich bereits aus der Landesregierung ausgeschieden, eingeladen hatte uns der Initiator Hans-Peter Krämer, Schatzmeister des NOK und Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln, und beim Buffet sprachen wir über den damals schon heiß diskutierten Fusionsprozess von DSB und NOK.
Das war eine ziemlich schwere Geburt, die ohne Dich als Geburtshelfer wohl nicht gelungen wäre. Ende 2005 trafen sich die beiden Organisationen in Köln zu getrennten „Bundestagen“. Während der DSB mit großer Mehrheit zustimmte, war es beim NOK äußerst knapp mit 2 Stimmen über dem notwendigen Quorum.
Am 20. Mai 2006 folgte dann in der Frankfurter Paulskirche die festliche Gründungsversammlung des neuen DOSB, bei der Du zu dessen erstem Präsidenten gewählt wurdest. In Deiner - wie üblich: nicht besonders knapp gehaltenen - Grundsatzrede hast Du all die Themen angesprochen, die uns auch heute noch bewegen: etwa das Bekenntnis zur Leistung, die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund durch Sport, die Herausforderungen demographischen Wandels, den Kampf gegen Doping, die notwendige Professionalisierung in den Verbänden einschließlich des DOSB und natürlich die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports, der künftig „mit einer Stimme“ sprechen werde. Die Rede ist auch heute noch erstaunlich aktuell - außer dass der Bundespräsident nicht mehr Horst Köhler heißt, der Bundeskanzler nicht mehr Angela Merkel und der Sportminister nicht mehr Wolfgang Schäuble.
Diesen neuen DOSB dann zusammen mit vielen anderen aufzubauen, war unsere gemeinsame Herausforderung in den folgenden sieben intensiven Jahren. Ihr hattet mich zum ersten Generaldirektor berufen - als Scharnier zwischen Präsidium und Geschäftsstelle. Von Anfang an beeindruckte mich das große Vertrauen, das zwischen uns entstand und beständig wuchs - die wichtigste Ressource für erfolgreiche Arbeit. Und es gelang recht schnell, den neuen Dachverband zu einer Einheit zu schmieden - nicht ohne Konflikte, aber die konnten wir fair und respektvoll bereinigen.
Allerdings gab es auch Rückschläge. Der schlimmste Moment unserer aktiven Zusammenarbeit war sicher die Abstimmung von Durban im Juli 2011, als die Winterspiele 2018 vom IOC nicht an München, sondern schon im ersten Wahlgang an PyeongChang vergeben wurden. Dass wir zuvor in Garmisch-Partenkirchen ein Referendum mit 58 Prozent gewonnen hatten (im Unterschied zu späteren Referenden in München und Hamburg, die jeweils knapp scheiterten), kam dadurch leider nicht zum Tragen.
Gut zwei Jahre später, im September 2013, wurdest Du dann in Buenos Aires zum neunten Präsidenten des IOC gewählt. In den 12 Jahren Deiner Amtszeit hast Du das IOC in einzigartiger Weise weiterentwickelt - und das, obgleich sie von Beginn an durch eine Reihe wirklich wuchtiger Krisen gekennzeichnet war: zunächst den russischen Dopingskandal, dann die Pandemie, die die Verschiebung der Spiele in Tokio um ein Jahr erzwang, schließlich die Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und jetzt auch der Kriege in Nah-Ost.
Mittelpunkt waren für Dich stets die Athletinnen und Athleten und ihre Bühne, die Olympischen Spiele: deren einzigartige Universalität und deren Kraft, Brücken zu bauen und Türen zu öffnen - oder, wie Nelson Mandela es ausdrückte, „die Welt zu verändern“. Darum hast Du schon nach wenigen Wochen die Olympische Agenda 2020 angestoßen, die 40 konkrete Maßnahmen umfasste, um die Olympische Bewegung nachhaltiger, transparenter und glaubwürdiger zu machen. Nachdem diese Reformen umgesetzt waren, hast Du mit der Agenda 2020+5 gleich noch einen draufgesetzt. In diesem Zug hat das IOC auf Deinen Vorschlag das jahrhundertalte Olympische Motto „Citius, Altius, Fortius“ um den Begriff „Communiter“ ergänzt, ein wichtiges Signal, dass es um sportliche Höchstleistung und zugleich um Freundschaft, Respekt und Solidarität geht.
Deine über die Amtszeit hinauswirkenden Leistungen aufzuzählen, würde zu weit führen, aber einige nenne ich stichwortartig:
- Das IOC als Organisation, aber auch die Spiele sind athletenfreundlicher, jünger und weiblicher geworden, in Paris hat das IOC erstmals gleichviele Startplätze an Frauen wie an Männer vergeben;
- die Bewerbungsverfahren um die Ausrichtung Olympischer Spiele sind jetzt einfacher, flexibler und kostengünstiger;
- der Kampf gegen Doping wurde durch zusätzliche Mittel und Maßnahmen verstärkt und unabhängiger;
- die Beachtung der UN-Menschenrechtscharta wurde in die Anforderungen für Ausrichterländer aufgenommen;
- seit 2016 nimmt an den Spielen im Sommer jeweils ein Flüchtlingsteam teil;
- neue Sportarten und Disziplinen wie Skateboard, 3x3 Basketball, Breakdance und Klettern machen die Spiele auch für junge Menschen attraktiver;
- die wirtschaftliche Basis des IOC ist auf viele Jahre gesichert.
Und auch das ist ein Ergebnis Deiner Arbeit: Das IOC wird weltweit respektiert und gehört, nicht nur von der Vollversammlung der UN und den G20-Treffen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung verfolgte die Olympische Spiele von Paris. Viele Städte in vielen Ländern wollen sie ausrichten - im Moment gerade auch wieder in Deutschland.
Du merkst: ich habe sehr gern mit Dir zusammengearbeitet und Zeit verbracht und dabei auch das eine oder andere Glas Rotwein - keine „Brühe“ - geleert. Du bist kein Revolutionär, sondern einer, der behutsam und planvoll verändert, der eine Idee zunächst entwickelt, sie in zahllosen Gesprächen prüft, abwägt und modifiziert, um sie schließlich in die Gremien einzubringen und umzusetzen. Eher bist Du ein Architekt, der das Fundament der Olympischen Bewegung modernisiert und stabilisiert hat.
Am 23. Juni, dem Olympic Day 2025, endet damit eine Ära. Dir folgt mit Kirsty Coventry eine Präsidentin nach, deren Beschreibung sich wie Bach‘sche Programmatik anfühlt: Sie ist Olympiasiegerin, eine junge Frau mit kleinen Kindern, auch in politischer Hinsicht erfahren und stammt aus Afrika. Eine solche Führung hat das IOC in den 130 Jahren seines Bestehens noch nicht gesehen.
Danke für Deine Freundschaft und ad multos annos!
Herzlichst, Dein Michael!
Ein sportliches Highlight kommt nach Halberstadt
Seit nunmehr über 20 Jahren ist sie jährlich im Frühsommer deutlich zu spüren: die Vorfreude auf die ganz besondere Atmosphäre während der Tourstopps der Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Rund 1.500 Schüler*innen aus Halberstadt und Umgebung fiebern seit Wochen dem 25. Juni entgegen, wenn es um 8.30 Uhr im Friedensstadion endlich losgeht. Auch zwei großartige Sportler*innen freuen sich auf den Tourstopp: Die Rekordmeisterin im Deutschen Kunstturnen, Elisabeth Seitz und der 16-malige Paralympics-Sieger im alpinen Skisport, Gerd Schönfelder kommen als Sportbotschafter*innen der Sparkassen-Finanzgruppe in den Harz. Das Unternehmen ist Nationaler Förderer des Deutschen Sportabzeichens und macht Events wie die Sportabzeichen-Tour erst möglich. Beide Sportler*innen freuen sich sehr auf die Mädchen und Jungen in Halberstadt. Im Stadion geben sie wertvolle Tipps für die einzelnen Sportabzeichen-Disziplinen und motivieren die Schüler*innen tatkräftig bei ihren sportlichen Herausforderungen.
„Sport ist gesund - zu viel UV-Strahlung nicht.“
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist vor allem für Themen wie die Überwachung der Umweltradioaktivität und den radiologischen Notfallschutz bekannt. Wie sind Sie auf Sportvereine als Zielgruppe für UV-Schutz aufmerksam geworden - und warum ist das Thema dort aus Ihrer Sicht so relevant?
Cornelia Baldermann: Das BfS setzt sich für den Schutz vor gesundheitsschädlicher UV-Strahlung ein. Alle, die sich draußen aufhalten - und dazu gehören auch sportlich Aktive - sind automatisch der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt. Sport ist gesund - zu viel UV-Strahlung nicht. Deshalb ist UV-Schutz auch für Sportvereine wichtig.
Welche gesundheitlichen Herausforderungen bringt der Klimawandel für den Breitensport allgemein mit sich?
Christian Siegel: Der Klimawandel hat auch auf den Sport spürbare Auswirkungen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehören Sportler*innen zu den besonders gefährdeten Gruppen, wenn es um klimabedingte Gesundheitsrisiken geht. Ob im Freien oder in der Halle - jede Sportart, jeder Verband, jeder Verein und jede*r Athlet*in treffen die Folgen des Klimawandels zunehmend direkt oder indirekt. Zu den direkten Auswirkungen zählen vor allem Hitzebelastungen, Extremwetterlagen und erhöhte UV-Strahlung. Indirekt zeigen sich gesundheitliche Probleme etwa durch belastete Atemwege aufgrund von Ozon, Feinstaub und Pollen. Auch Infektions- und Vergiftungsrisiken durch Zecken, Stechmücken oder wasserbedingte Krankheiten nehmen zu. Hinzu kommen mentale Belastungen, die im Sport spürbar sind.
Warum ist das Thema UV-Schutz gerade für den Sport so wichtig - und welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für Sportvereine?
Cornelia Baldermann: Das Thema UV-Schutz ist auch im Sport wichtig, da Sportler*innen oft über längere Zeiträume UV-Strahlung ausgesetzt sind. Während körperliche Aktivität zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet, kann übermäßige UV-Belastung das Risiko für ernste Erkrankungen der Haut und Augen - im schlimmsten Fall Krebserkrankungen - sein.
Christian Siegel: Die Zahl der Sonnenstunden nimmt in den letzten Jahren spürbar zu - und damit auch die Belastung durch UV-Strahlung. Für den gemeinwohlorientierten Sport ist der UV-Schutz daher von zentraler Bedeutung, denn viele sportliche Aktivitäten finden im Freien statt - oft genau dann, wenn die UV-Strahlung besonders stark ist. Sportler*innen verbringen bei Training, Wettkämpfen oder Vereinsveranstaltungen häufig viele Stunden unter freiem Himmel. Sportvereine tragen hier eine besondere Verantwortung - vor allem gegenüber Kindern, Jugendlichen und weiteren vulnerablen Gruppen. Als Orte des Lernens, der Gemeinschaft und mit einer wichtigen Vorbildfunktion sind sie in der Lage, gesundheitsförderndes Verhalten aktiv zu vermitteln und vorzuleben. Diese Verantwortung umfasst nicht nur die Aufklärung über die Risiken von UV-Strahlung, sondern auch die konsequente Integration konkreter Schutzmaßnahmen in den Vereinsalltag.
„Ich bin ein gutes Herdentier, das auch gern mal folgt“
Der letzte mögliche Titel blieb Timo Boll verwehrt. Zwei leidenschaftliche Kämpfe – im Einzel gegen Hugo Calderano, im Doppel an der Seite von Anton Källberg gegen Shunsuke Togami und Simon Gauzy – lieferte der 44-Jährige noch einmal ab, Punkte allerdings konnte er seinem Verein Borussia Düsseldorf zum Abschied nicht mehr schenken. Das Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft ging am vergangenen Sonntag in der Frankfurter Süwag Energie Arena mit 2:3 gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen verloren. So richtig störte das allerdings niemanden. Ein letztes Mal wurde der Rekordeuropameister und mehrfache Weltranglistenerste, der an sieben Olympischen Spielen teilgenommen hat, von seinen Fans frenetisch gefeiert. Wenige Tage nach dem letzten Match seiner Karriere nahm sich Timo Boll Zeit für ein Abschiedsgespräch mit dem DOSB.
DOSB: Timo, du hast eine lange Abschiedstour mit vielen emotionalen Erlebnissen hinter dir. Wie ist nun, wenige Tage nach dem letzten Aufschlag, deine Gefühlslage?
Timo Boll: Ich bin immer noch total geflasht von den Erlebnissen am Sonntag. Emotional war das ein kolossaler Abschluss, da haben sich Wahnsinnsszenen abgespielt, deren Bilder ich noch lange im Kopf behalten werde. Für jemanden, der trotz aller Erfahrung nicht so gern im Mittelpunkt steht, war das in der Form schon heftig. Am Montag war ich komplett out of order, aber nicht vom Spielen, sondern weil die mentale Verarbeitung Zeit benötigte. Ich glaube, das war das Maximum, das möglich war. Dass das Spiel letztlich verloren ging, war schon kurz danach fast vergessen.
Gab es in den vergangenen Monaten einen Moment, der dich emotional über die Grenze des Verkraftbaren gebracht hat?
Verkraftet habe ich das alles schon, verarbeitet aber sicher noch nicht. Es begann eigentlich bereits im April vergangenen Jahres, als ich mein letztes Turnier in China spielte. Da habe ich die erste geballte Ladung an Zuneigung bekommen. 12.000 Zuschauer in der Halle haben meinen Namen gerufen. Ich hatte schon erwartet, dass ich dort überschwänglich verabschiedet werden würde, aber dass es so geballt kommt, war unerwartet. Noch krasser hat es mich bei den Olympischen Spielen in Paris überrascht. Dort saß ja kein Fachpublikum in der Halle, sondern ein gemischtes, mit Sportfans, die sich nicht alle im Tischtennis auskennen. Und dann steht da trotzdem die ganze Halle und feiert mich! Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Dass es bei meinem letzten Spiel so abgehen würde, war mir schon eher klar, deshalb hatte ich auch einen ziemlichen Bammel vor dem Tag. Ich wusste einfach nicht, wie ich reagieren würde, denn beim letzten Spiel der Karriere in der Heimat multipliziert sich die Gefühlslage. Da kann es einen schnell zerreißen.
Du bist oft gefragt worden, ob du dich vor dem berüchtigten tiefen Loch fürchtest, in das besonders erfolgreiche Sportler*innen nach dem Karriereende zu fallen drohen. Was macht es mit dir zu wissen, dass du im Leben höchstwahrscheinlich nichts mehr so gut können wirst wie Tischtennisspielen?
Niemand kann wissen, wie es mir damit in ein paar Monaten gehen wird. Aber ich bin überzeugt davon, dass ich darauf vorbereitet bin. Mir ist schon klar, dass es nie wieder so kribbeln wird wie im Sport. Aber ich versuche, dankbar zu sein für alles, was ich erleben durfte. Mir ist am vergangenen Sonntag wieder einmal klar geworden, was für ein Glück ich hatte, dass ich über eine so lange Zeitspanne mein Hobby zum Beruf machen durfte und damit nicht nur unglaublich tolle Erfolge feiern und interessante Menschen kennenlernen konnte, sondern auch anständig verdient habe. Ich weiß das sehr zu schätzen! Gleichzeitig ertappe ich mich dabei, dass ich einige Routinen verinnerlicht habe, die ich nach und nach abbauen sollte. Zum Beispiel habe ich am Montag nach dem Einkaufen den Kofferraum ausgeräumt und dabei wie gewohnt besonders auf meine linke Hand aufgepasst. Bis ich merkte: Wenn du dir jetzt einen Finger quetschst, ist das nicht mehr so schlimm. Oder beim Tennis mit meiner Frau, da habe ich die tiefen Wege vermieden, um mich nicht unnötig zu belasten. Erst danach wurde mir klar: Das ist jetzt kein kleines Hobby mehr, sondern eine deiner Hauptbeschäftigungen! Du kannst ruhig voll reingehen! Das muss ich noch verinnerlichen.
Sprechen wir über eine Eigenschaft, die dich besonders ausgezeichnet hat. Wir haben noch keinen Menschen getroffen, der sagt: Den Boll, den finde ich richtig scheiße! Viele erklären sich deine Rolle als Publikumsliebling mit deinem Hang zum Fairplay. Womit erklärst du sie dir?
Erst einmal freue ich mich sehr darüber, dass ich anscheinend als fairer Sportsmann wahrgenommen wurde, denn das war mir immer ein wichtiges Anliegen. Ich glaube, die Menschen schätzen es, wenn man im Erfolg respektvoll und bodenständig bleibt und keine großen Skandale produziert. An mir kann man sich schwer reiben, aber vielleicht habe ich einigen Sportfans ein paar schöne Stunden bereiten können. Respekt und Fairplay waren mir tatsächlich immer am wichtigsten. Dadurch habe ich vielleicht den einen oder anderen Titel nicht mitgenommen, dafür aber Freundschaften fürs Leben aufgebaut. Das zählt viel mehr.
Von den Freundschaften, die du ansprichst, ist sicherlich die mit Dirk Nowitzki diejenige, die den Sportfans am ehesten bekannt ist. Gibt es darüber hinaus eine, die du auf keinen Fall missen möchtest?
Eine? Da gibt es so viele! Meinen Trauzeugen zum Beispiel habe ich in der Jugend im Kadertraining kennen gelernt. Daraus ist eine Freundschaft fürs Leben entstanden. Ich durfte aber auch aus anderen Sportarten viele tolle Menschen erleben, die mich mit ihrer Hingabe und ihrer Leistungsbereitschaft geprägt haben. Sport ist einfach das beste Umfeld, auch um sich selbst kennenzulernen und zu wachsen. Ich bin sehr froh, dass ich im Sport gelandet bin und nicht in der Bank. Der internationale Tischtennismarkt hat mir ein unbeschwertes Leben ermöglicht, und ich habe stets versucht, viel zu geben. Ich denke, wir haben gemeinsam ein paar ordentliche Schritte gemacht, und ich bin dankbar dafür, dass mich auf diesem Weg so viele unterschiedliche Menschen begleitet haben.
Ließe sich unter all den wunderbaren Momenten, die du im Sport erlebt hast, einer herausheben, der dich ganz besonders geprägt hat?
Das wäre vermessen, dazu waren es zu viele. Ich kann aber sagen, dass es für mich etwas sehr Besonderes war, gegen meine Idole zu spielen und diese sogar im ersten Duell zu schlagen, wie zum Beispiel Jan-Ove Waldner. Das hat mir innerlich enormes Selbstbewusstsein und den Glauben daran gegeben, dass ich etwas erreichen konnte im Tischtennis. Wichtig war mir aber auch damals, nicht rumzurennen und zu glauben, dass ich nun der Größte sei. Als der Beste habe ich mich selbst als Weltranglistenerster nie gefühlt, ich habe mir immer Understatement bewahrt. Ich denke, das hat mir gut getan und mich scharf gehalten für alle Herausforderungen, die kamen.
Das sind Sportbotschafter*innen auf der Sportabzeichen-Tour 2025
Auch 2025 gehen wieder prominente Sportler*innen mit auf die Reise und sorgen mit der richtigen Motivation für sportliche Erfolgserlebnisse. In kleinen Wettbewerben liefern sich die Botschafter*innen packende Duelle und treten dabei auch gegen Breitensportler*innen an. In diesem Jahr wird die Sparkassen-Finanzgruppe mit drei hochkarätigen Sportler*innen vor Ort vertreten sein: Elisabeth Seitz, die deutsche Rekordmeisterin im Kunstturnen, Gerd Schönfelder, 16-maliger Paralympics-Sieger sowie Léon Schäfer, erfolgreicher deutscher Parasportler und zweimaliger Goldmedaillengewinner bei den Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2024 im japanischen Kobe, werden die Teilnehmenden anfeuern und ihnen wertvolle Tipps geben.
Gerd Schönfelder, Paralympics-Sieger im Ski Alpin (Sparkassen-Finanzgruppe)
Schönfelder brachte es als Ski-Rennfahrer auf 16 Paralympics-Siege, 14 Weltmeister-Titel und acht Gesamtweltcup-Siege und ist damit der international erfolgreichste Athlet in der Geschichte der Winter Paralympics. Für seine sportlichen Erfolge wurde er mehrfach mit dem Silbernen Lorbeerblatt der Deutschen Bundesregierung ausgezeichnet. Zudem wurde er als erster Para-Sportler 2018 in die „Hall of Fame“ des Deutschen Sports aufgenommen. Heute ist er Trainer im Paralympic-Skiteam und hält Vorträge, um andere Menschen zu motivieren und neuen Mut zu fassen. Mit diesem Ansatz begleitet er auch seit mehreren Jahren die Sportabzeichen-Tour. Mit seiner offenen Art wirbt er für den Abbau von Berührungsängsten beim inklusiven Sporttreiben. Der Ausnahmeathlet verlor mit 19 Jahren bei einem Unfall seinen rechten Arm. Der Botschafter für die Sparkassen-Finanzgruppe ist sich überzeugt: „Es liegt immer an der eigenen Einstellung, was man aus seinem Leben macht.“
Elisabeth (Eli) Seitz, Rekordmeisterin im Kunstturnen (Sparkassen-Finanzgruppe)
„Make your dreams come true.“ Mit ihrer Lebenseinstellung bringt es Elisabeth Seitz, genannt Eli, zu einer beachtlichen sportlichen Erfolgsstatistik. 2022 gewann sie bei den European Championships die viel umjubelte Goldmedaille am Stufenbarren. In ihrer Karriere hat Eli drei Mal an den Olympischen Spielen teilgenommen und belegte nach Platz 4 in Rio 2016 bei den Spielen 2021 in Tokio den 5. Platz an ihrem Paradegerät, dem Stufenbarren. Dazu kommen zahlreiche Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Auf nationaler Ebene ist sie mit 26 Titeln Deutsche Rekordmeisterin im Gerätturnen. Darüber hinaus setzt sie sich mit ihrer Initiative „It’s my Choice“ für mehr Selbstbestimmtheit von Sportlerinnen und Sportlern im Leistungssport ein. In diesem Jahr hat sie ihre sportliche Karriere beendet und dabei gleichzeitig bekanntgegeben, dass sie Mutter wird. Die Stuttgarterin studiert zudem Lehramt. In diesem Jahr ist Eli Seitz zum vierten Mal bei der Sportabzeichen-Tour als Sportbotschafterin im Einsatz. “Gute Laune und eine positive Einstellung sind die besten Voraussetzungen, um Höchstleistungen zu erzielen.” Dafür ist Eli Seitz ein Paradebeispiel.
Léon Schäfer, Para Leichtathlet (Sparkassen-Finanzgruppe)
Aufgewachsen in Bremen spielte Léon Schäfer schon als Junge im DFB-Stützpunkt in Bremen. Sein Ziel: Fußballprofi werden. Doch 2010 erhielt der damals 12-Jährige die Diagnose Knochenkrebs. Daraufhin mussten ihm der rechte Unterschenkel und sein rechtes Knie amputiert werden. Léon ließ sich davon nicht aufhalten, seinen Traum vom Leistungssport zu erfüllen. Als Para Leichtathlet feierte er nach etlichen Junioren-Titeln und -Weltrekorden mit 18 Jahren in Doha sein WM-Debüt. Das war der Beginn einer herausragenden Karriere: mit 19 Jahren Teilnahme an den Paralympics in Rio, 2017 in London erster WM-Titel mit der 4x100-Meter-Staffel, 2019 erster WM-Titel im Weitsprung und die Silbermedaille über 100 Meter, schließlich Weitsprung-Silber und 100-Meter-Bronze bei den Paralympics in Tokio. 2023 krönte er sich in Paris wieder zum Weltmeister. Diese beachtlichen Erfolge brachten ihm auch den Titel „Parasportler des Jahres 2023“ ein. 2024 gab Léon Schäfer als amtierender Doppel-Weltmeister im Weitsprung und 100-Meter-Lauf bei der Sportabzeichen-Tour sein Debüt als Botschafter. Seine Botschaft: “Ich möchte den Teilnehmenden vermitteln, dass es sich lohnt zu kämpfen, auch wenn es mal nicht so läuft wie erhofft.”
Danny Wieck will in Chengdu ein letztes Mal glänzen
Eigentlich wollte er ja gar nicht mehr dabei sein. Aber jetzt, da in 50 Tagen die World Games in Chengdu (7. bis 17. August) eröffnet werden, kann sich Danny Wieck der Vorfreude kaum erwehren. „China wird riesig“, sagt der 33-Jährige, und das breite Strahlen, das sich bei den meisten seiner Antworten über sein Gesicht legt, wird gleich noch ein wenig breiter. Es ist der Moment, in dem deutlich wird, dass es dem Mann, der in seinem Sport alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, zumindest an einem nicht fehlen wird: Motivation. „Es sind meine letzten Spiele, die möchte ich vor allem genießen. Aber ich möchte auch die Hymne nochmal hören. Ganz ohne Druck geht es nicht“, sagt er.
Danny Wieck, geboren und aufgewachsen in Stralsund und seit einigen Jahren im hessischen Niedernhausen ansässig, ist Rettungsschwimmer. Aber nicht irgendeiner, sondern die Legende seines Sports in Deutschland. Das hört er zwar nicht gern, weil er nicht gern im Mittelpunkt steht. Was allerdings schwierig ist. Nicht nur, weil er eine Figur hat, die vermuten lässt, dass er zu lange mit Obelix gemeinsam im Fass mit dem Zaubertrank geplantscht hat. Sondern auch, weil es nichts gibt, was Danny Wieck nicht gewonnen hat. Neun Medaillen bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, hat er eingesammelt, sechs davon glänzen golden. Er war Weltmeister, hat Weltrekorde aufgestellt und hält diese in den Staffeln noch immer. „Wenn ich für andere ein Vorbild sein kann, nehme ich diese Rolle gern an. Ich gebe auch meinen Rat, wenn er gefragt ist. Aber ich nehme mich selbst nicht so wichtig“, sagt er.
Viel wichtiger ist ihm, anderen Menschen zu helfen. Das unterstreicht nicht nur die Leidenschaft fürs Rettungsschwimmen, sondern auch seine Berufswahl. Nachdem er 2016 freiwillig aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Warendorf ausgeschieden war, wollte Danny Wieck zur Polizei, kam aber über einen Freund mit der Berufsfeuerwehr in Wiesbaden in Kontakt. „Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Jeder Tag, jeder Einsatz ist anders. Ich habe immer etwas gesucht, wo ich sportlich aktiv bleibe und anderen helfen kann. Die Feuerwehr ist mein Traumjob“, sagt er. 48 Wochenstunden leistet er in Vollzeit neben dem kraftraubenden Training, das rund 20 Stunden pro Woche verschlingt. „Und wenn dann noch Zeit bleibt, arbeite ich auch noch im Rettungsdienst in lokalen Freibädern für die DLRG“, sagt er.
Warum er dieses „Retter-Gen“ in sich trägt, kann er nicht genau benennen. „Ich bin damit aufgewachsen, anderen Menschen zu helfen“, sagt er. Schon als Teenager war er an der Ostseeküste im Rettungsdienst tätig. 2009 absolvierte er eine Ausbildung als Fachkraft im Bäderdienst. Doch die Leidenschaft für den Sport war so groß, dass er 2013 in die Bundeswehr eintrat, um sich komplett auf das Rettungsschwimmen konzentrieren zu können. Es folgten im selben Jahr bei seiner World-Games-Premiere in Cali (Kolumbien) die ersten Goldmedaillen mit der 4-x-25-Meter-Puppenstaffel und der 4-x-50-Meter-Hindernisstaffel. „Von da an wusste ich, dass ich einiges erreichen kann!“
Warum der Sport ins Sondervermögen muss
Dabei vereint der organisierte Sport mehr Menschen als fast jeder andere Bereich unserer Gesellschaft. Es gibt mehr Sportvereine in diesem Land als Schulen, Kirchen oder Fitnessstudios. Mit mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Sportvereinen ist der organisierte Sport die größte Bürgerbewegung des Landes. Er erreicht und vereint Menschen unabhängig ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihres sozialen Status. Und das flächendeckend: Auf dem Land, in der Stadt und überall dazwischen. Jede Kommune, jede Stadt und jedes Dorf hat mindestens einen Sportverein.
Im Sondervermögen der Bundesregierung, das mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro einen umfassenden Beitrag zur Modernisierung der Infrastruktur im Land leisten soll, droht der Sport jedoch trotzdem, außen vor zu bleiben.
Was das Deutsche Sportabzeichen so besonders macht
Wie eine Lokomotive auf Autopilot schiebt sich der drahtige Mann, das dünne Leibchen mit der Startnummer sechs über den freien Oberkörper gespannt, über die Laufbahn des Nidda-Sportfelds in Bad Vilbel. Runde um Runde spult er ab, sein Laufstil weist ihn als erfahrenen Ausdauerathleten aus. Seiner Pace kann niemand folgen, seine sieben Mitstreitenden überrundet er teilweise mehrmals. Im Ziel seines 3000-Meter-Laufs angekommen ist nicht zu erkennen, dass ihn der Abschluss seiner Prüfung unter der drückenden Nachmittagssonne angestrengt haben könnte. Diese Maschine pfeift nicht wie eine Dampflok aus dem letzten Loch, sie surrt minimal wie ein elektronischer Triebwagen. Anerkennender Applaus brandet auf aus Richtung des Zeltes, wo die nächsten Prüflinge auf ihren Start warten. Und Alexandra Pensky, beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) im Ressort Breitensport und Gesundheit für die Sportabzeichen-Veranstaltungen verantwortlich, spricht auf ihrem Platz hinter der Balustrade das aus, was in diesem Moment viele fühlen. „Dafür mag ich diese Veranstaltung so sehr. Die Stimmung ist einfach so schön, das ist Sport pur!“
Keine Frage: Der Auftakt der Sportabzeichen-Tour, die der DOSB seit 2004 organisiert und zu dem am Montag, den 16. Juli, über den Tag verteilt rund 600 Menschen in die mit knapp 36.000 Einwohner*innen bevölkerungsreichste Stadt im hessischen Wetterau-Kreis kamen, unterstrich eindrucksvoll, worum es beim Deutschen Sportabzeichen geht. Darum, die Vielfalt des Sports zu erleben und zu feiern; sich selbst zu persönlicher Höchstleistung zu motivieren, weil der einzige Gegner der innere Schweinehund ist und im gemeinsamen Wettbewerb mit anderen noch leichter besiegt werden kann. Darum, Herausforderungen zu meistern - und am Ende des Tages zwar nicht immer mit dem erhofften Ergebnis nach Hause zu gehen, aber doch nie mit leeren Händen.
Das Team der Ehrenamtlichen umfasst 100 Personen
„Das gefällt mir an dem Konzept so gut: Dass alle ihren Fähigkeiten und ihrem Fitnesslevel entsprechend auch niederschwellig Sport treiben können und trotzdem ausgezeichnet werden“, sagt Thomas Golla. Als Leiter des Organisationsteams hat der hauptberuflich beim Landratsamt in Bad Homburg Angestellte den Tour-Auftakt für den als Ausrichter fungierenden Sportkreis Wetterau auf die Beine gestellt. Drei Personen umfasst das Kernteam, das seit vergangenem November die Planung vorangetrieben hatte. Am Montag sind es inklusive aller freiwillig Helfenden rund 100 Personen. „Ich habe fast mein gesamtes privates Umfeld eingespannt und seit März rund 15 Stunden pro Woche ehrenamtlich gearbeitet. Das ist für eine Nebentätigkeit eigentlich zu viel“, sagt er. Aber dann die Begeisterung zu erleben, mit der die Aktiven und auch das Helferteam am Start sind, entschädige für alles. „Menschen zu bewegen und zusammenzubringen, das ist meine Mission, und dafür hat es sich für mich persönlich gelohnt!“
Seit dem Jahr 1913 wird in Deutschland ein Abzeichen für überdurchschnittliche und vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit verliehen. Wer es erhalten möchte, muss jeweils eine Übung aus den Teilbereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination absolvieren und außerdem die Schwimmfähigkeit nachweisen. Die 22 unterschiedlichen Übungen haben nach Altersklassen aufgeteilte Leistungsvorgaben, die eine Verleihung in Bronze, Silber und Gold ermöglichen. Die genauen Kriterien sind hier einzusehen. Angeboten wird die Abnahme in vielen der 86.000 Sportvereine in Deutschland, gut 550.000 Menschen mit und ohne Behinderung haben im Jahr 2024 eine dieser Möglichkeiten genutzt.
„Das Wichtigste ist spannendes und überzeugendes Engagement“
DOSB: Worauf sollten Vereine bei ihrer Bewerbung für die Sterne des Sports besonders achten?
ULRIKE SPITZ: Das Wichtigste ist natürlich, dass es ein spannendes und überzeugendes Engagement ist, mit dem sich der Verein bei den „Sternen des Sports“ bewerben will. Schließlich werden Vereine ausgezeichnet, die mit ihrem Engagement den Menschen im Ort oder der Region ein tolles Angebot machen, im Verein oder außerhalb. Egal, ob es ein gesellschaftlich relevantes Thema ist oder ob ein Verein seine Vereinsarbeit weiterentwickelt und so vielleicht mehr Mitglieder gewinnen kann.
Welche typischen Fehler in den Bewerbungen sollte man möglichst vermeiden?
Zu schade wäre, wenn ein Verein mit einem tollen Engagement nicht ausgezeichnet werden kann, weil in seiner Bewerbung irgendetwas fehlt, wenn zum Beispiel nur zwei der drei Bewertungskriterien ausgefüllt sind. Also unbedingt genau lesen, was gefordert ist. Und das Schlimmste wäre, wenn ein Verein ein überzeugendes Angebot hat, sich aber nicht bewirbt, weil die Verantwortlichen sich nicht trauen oder vielleicht gar nicht wissen, dass man bei den Sternen des Sports nicht nur ausgezeichnet wird, sondern auch noch gutes Geld für die Vereinsarbeit gewinnen kann.
Was macht für dich eine besonders starke Bewerbung aus?
Wenn bei einer Bewerbung deutlich sichtbar wird, was der Sport für die Menschen leisten kann. Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat es vor einigen Jahren sehr schön auf den Punkt gebracht: „Auf den ersten Blick ist Sport ein Spiel, auf den zweiten Blick ist es Gestalten der Gesellschaft.“ Ich könnte hier unzählige Beispiele aufzählen, wie das den Vereinen durch ihre Arbeit immer wieder gelingt – die Sieger und Finalisten der vergangenen Jahre (www.sterne-des-sports.de /Rückblick) zeigen das in wunderbarer Weise auf. Ich persönlich finde es auch wichtig, dass sich Vereine bewerben, die sich zum Beispiel darum kümmern, dass ihr Verein ein sicherer Ort für alle ist, oder sich mit Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit intensiv beschäftigen.
„Die große Gefahr ist, dass Vereine ihre Angebote streichen müssen“
DOSB: Thomas, der Sport findet in den Ausgestaltungen zur Verwendung des Sondervermögens bislang keine Berücksichtigung. Was waren deine ersten Gedanken, als du davon hörtest?
Thomas Weikert: Das ist eine Mischung aus Unverständnis, Ärger und Enttäuschung. Zunächst einmal möchte ich unterstreichen, dass wir im DOSB sehr dankbar dafür sind, dass im Koalitionsvertrag drei unserer Kernforderungen berücksichtigt wurden. Die politische Unterstützung unserer Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele ist sehr wichtig. Die Implementierung von Christiane Schenderlein als neue Staatsministerin für Sport und Ehrenamt halten wir für einen entscheidenden Fortschritt. Und auch die angekündigte Sportmilliarde für Investitionen in die Sportinfrastruktur ist ein richtiges Signal. Aber die 500 Milliarden Euro Sondervermögen, die für infrastrukturelle Investitionen zweckgebunden sind, sollen auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes einzahlen. Dass der organisierte Sport dabei nicht mitgedacht werden soll, ist für mich unverständlich. Ich frage mich, warum die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Sports an einigen Stellen anscheinend noch immer nicht gesehen oder verstanden wird.
Eine Erklärung dafür lautete, dass die Sportmilliarde Unterstützung genug biete. Warum ist das zu kurz gedacht?
Wir wissen ja noch nicht einmal, ob diese Milliarde pro Jahr fließen oder auf die gesamte Legislaturperiode von vier Jahren aufgeteilt werden soll. Aber angesichts eines Investitionsstaus im Bereich der Sportstätten-Infrastruktur, der mindestens 31 Milliarden Euro beträgt, ist selbst eine Milliarde im Jahr nicht ausreichend. Ich wünsche mir, dass an den entscheidenden politischen Stellen auf unsere Expertise vertraut wird. Wir haben, auch über unsere Landessportbünde, den besten Kontakt in unsere Mitgliedsverbände und -vereine. Wir wissen um die Probleme und können die notwendigen Investitionen am besten steuern.
Du hast den Investitionsstau angesprochen. Wie zeigt sich dieser konkret in den Sportstätten?
In vielen Kommunen sind die Mängel so gravierend, dass Angebote teilweise oder ganz gestrichen werden müssen. In 62 Prozent der Kommunen ist der Investitionsrückstand bei Schwimmbädern gravierend. Dabei geht es nicht nur um die Bäder an sich, sondern auch um die Umkleiden oder die Gebäude. Wenn ich dann Zahlen lese, dass mehr als 50 Prozent der Grundschüler nicht sicher schwimmen können, steigt bei mir die Sorge, dass der Investitionsstau in letzter Konsequenz dazu führt, dass mehr Menschen in Deutschland ertrinken. Das mag drastisch klingen, umso wichtiger ist es, dass wir gegensteuern. Was Sporthallen oder -plätze angeht, hat wohl jeder sein eigenes Bild davon vor Augen, wie es mancherorts aussieht. Da bröckelt der Putz von den Wänden, in den Umkleiden werden Bänke herausgerissen oder nur zwei von zehn Duschen funktionieren, Toiletten sind oft in schlechtem Zustand. Da ist viele Jahre zu wenig passiert, weil die Politik es teilweise nicht für notwendig befunden hat, die erforderlichen Investitionen zu tätigen. Diese Gleichgültigkeit und die finanziellen Zwänge der Kommunen, gepaart mit manchmal zu wenig Mut und Durchsetzungsstärke, sind ein Problem und fallen uns jetzt auf die Füße.
Was würde passieren, wenn es zeitnah nicht gelingt, den Investitionsstau abzubauen?
Die große Gefahr, die wir sehen, ist die, dass viele Vereine ihre Angebote reduzieren oder komplett streichen müssen, wenn sie ihre Anlagen nicht modernisieren können. Im aktuellen Sportentwicklungsbericht geben 19 Prozent der Vereine an, dass sie wegen maroder Anlage vor großen oder sehr großen Problemen stehen, für 4,5 Prozent sind diese Probleme sogar existenzbedrohend. Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen, sondern müssen handeln. Vereine brauchen Verlässlichkeit, um insbesondere dem Nachwuchs, der in zehn oder 20 Jahren die Basis für die Leistungskader bildet, entsprechend optimale Trainingsbedingungen bieten zu können. Aber auch der Breitensport braucht diese Bedingungen. Investitionen in die Infrastruktur sind auch deshalb so wichtig, weil sie für jedes Mitglied sichtbar Veränderungen bewirken, die an der Basis ankommen. Wer sieht, dass in seinen Verein investiert wird, treibt nicht nur gern Sport, sondern wird auch motiviert, sich zu engagieren. Deshalb werbe ich nachdrücklich darum, einen Teil des Sondervermögens in den Sport zu investieren.
Das Sportabzeichen macht bundesweit in fünf Städten Station
In diesem Jahr macht die Tour in fünf Städten Halt und lädt tausende Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters ein, ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Sportliche Höhepunkte in fünf Bundesländern
Gemeinsam mit den gastgebenden Kommunen, den jeweiligen Landessportbünden und der Sparkassen-Finanzgruppe als nationalem Förderer schafft der DOSB auch 2025 wieder einzigartige Erlebnistage für Sportler*innen, Schulklassen, Vereine, Betriebe und alle Interessierten. Im Mittelpunkt stehen die vier Gruppen des Deutschen Sportabzeichens: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Neben dem sportlichen Wettkampf sorgen vielfältige Mitmachaktionen, Informationsstände und ein buntes Rahmenprogramm für ein sportliches Gemeinschaftserlebnis. Die Sportabzeichen-Botschafter*innen - darunter Para-Skirennfahrer Gerd Schönfelder oder die ehemalige deutsche Kunstturnerin und dreifache Olympiateilnehmerin Elisabeth Seitz - der Sparkassen Finanzgruppe begleiten, geben Tipps und feuern zu persönlichen Höchstleistungen an.
FAQs Markenrelaunch Deutsches Sportabzeichen
Dieser Soft-Launch nimmt eine Komplettumstellung des Deutschen Sportabzeichens 2026 vorweg und zeigt neben dem neuen Logo auch die Gestaltung und Farbgebung. Dabei steht der Weg zum Ziel, der Sportabzeichen-Abnahme, im Mittelpunkt. Denn wer das Deutsche Sportabzeichen ablegt, begibt sich auf eine sportliche Reise.
Dieser individuelle Weg, besteht nicht nur aus Leistung, sondern aus vielen kleinen Etappen, Herausforderungen und persönlichen Erfolgen. Es geht um Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Koordination - aber vor allem um Freude an der Bewegung. Um das Erlebnis, sich selbst zu überwinden, besser zu werden, dranzubleiben.
Das neue Logo steht ab sofort unter www.deutsches-sportabzeichen.de/materialien zum Download zur Verfügung und sollte unter Berücksichtigung der Design-Guidelines genutzt werden.
„Basketball ist wieder sexy in Deutschland“
Die Inselpark-Arena im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist in dieser Woche Schauplatz einer Vorrundengruppe der Frauen-EM. Die von Lisa Thomaidis trainierten deutschen Basketballerinnen, die 1997 mit Bronze ihr bestes EM-Ergebnis einfuhren, treffen am Donnerstag (20.00 Uhr) zum Auftakt auf Schweden, tags darauf geht es ebenfalls um 20.00 Uhr gegen Spanien, zum Abschluss wartet am Sonntag (18.00 Uhr) Großbritannien. Magenta TV überträgt alle Spiele live. Peter Radegast (54), der zwischen 2010 und 2015 erstmals Sportdirektor des DBB war und dieses Amt seit Mai 2024 erneut bekleidet, hofft darauf, dass der Heimvorteil die Mannschaft zumindest ins Viertelfinale trägt.
DOSB: Peter, ein Heimturnier ist für Athlet*innen, aber auch für jeden Verband etwas Besonderes. Für den DBB ist die Frauen-EM „nur“ ein Viertel-Heimturnier, ihr richtet eure Vorrundengruppe D in Hamburg aus. Welchen Stellenwert hat das Event dennoch?
Peter Radegast: Einen sehr großen. Wir haben vor drei Jahren die Dekade des Frauen-Basketballs ausgerufen mit dem Ziel, den Sport nachhaltig zu fördern. Auf diesem Weg haben wir uns bewusst um die Ausrichtung der EM-Vorrunde in diesem Jahr und der WM im kommenden Jahr bemüht, weil die Möglichkeiten, die ein Heimturnier bietet, mit nichts zu vergleichen sind. Gerade im Frauensport fehlt oft die öffentliche Wahrnehmung großer Turniere, vor allem dann, wenn sie in anderen Zeitzonen stattfinden. Mit einem Turnier im eigenen Land erhöhen wir die Aufmerksamkeit signifikant, weil es vielen Fans die Chance eröffnet, die Mannschaft live spielen zu sehen. Insofern ist die Bedeutung dieser EM-Vorrunde hoch für uns als Verband.
Tschechien, Griechenland und Italien sind die Mitgastgeber, die Finalrunden finden komplett in Piräus statt. Besteht nicht die Gefahr, dass trotz einer hoffentlich erfolgreichen Vorrunde in Hamburg das Interesse danach stark abnimmt?
Ich hoffe, das Gegenteil ist der Fall. Geteilte Turniere sind bei den Männern schon länger gelebte Praxis. Sie haben den Vorteil, dass die Gruppenspiele in den jeweiligen Gastgeberstädten meist besser besucht sind, als das der Fall wäre, wenn alle Partien an einem Ort stattfänden. Und unsere Hoffnung ist, dass wir mit der Vorrunde die Fans anfüttern und ihnen Appetit machen, danach auch den weiteren Turnierverlauf zu verfolgen. Dass die Inselpark-Arena für die drei Vorrundenspiele gegen Schweden, Spanien und Großbritannien ausverkauft ist, zeigt uns, dass das Interesse groß ist.
Ärgert ihr euch schon, nicht die große Barclays-Arena gebucht zu haben?
Nein, denn wir sind realistisch genug, dass 13.000 Plätze dann doch etwas zu viel gewesen wären. Wir denken schon, dass wir eine Arena mit 6.000 Plätzen gut gefüllt hätten, aber die ist in Hamburg nicht vorhanden. Und wir freuen uns sehr auf die Atmosphäre, die man von den Bundesligaspielen der Männer der Hamburg Towers kennt. Ich bin sicher, dass die Stimmung die Mannschaft beflügeln wird.
Das würde helfen, immerhin hat Bundestrainerin Lisa Thomaidis drei bittere Ausfälle zu verkraften. Die Sabally-Schwestern Satou und Nyara sind wegen ihrer Verpflichtungen in der WNBA ebenso nicht dabei wie Kapitänin Marie Gülich nach ihrem Kreuzbandriss. Was ist dennoch zu erwarten von der Mannschaft?
Wir müssen nicht drumherum reden, dass diese Ausfälle uns sehr weh tun. Die drei Genannten gehören zu dem Kreis, der schon im Nachwuchs eine sehr erfolgreiche Generation geprägt hat und nun das A-Team bildet, sie sind absolute Führungsspielerinnen. Aber wir haben eine Reihe an jungen Spielerinnen, die nachrücken und sich nun etwas früher beweisen können, als es vielleicht geplant war. Ich nenne bewusst keine Namen, um keinen zusätzlichen Druck aufzubauen, aber wir haben einige Talente, von denen wir uns eine Menge erhoffen. Und wenn das Team als ein solches auftritt und zusammenhält, dann kann es sich in einen Flow spielen, der vieles möglich machen kann.
Die ersten beiden Teams aus den vier Vorrundengruppen erreichen das Viertelfinale. Wie ordnen Sie die Chancen ein, das zu schaffen?
Ich halte unsere Gruppe für sehr ausgeglichen, da kann wirklich alles passieren. Spanien dürfte voraussichtlich die Nase ein Stück weit vorn haben, wir werden uns mit Schweden und Großbritannien um Rang zwei duellieren, insofern ist das Auftaktspiel sicherlich schon ein wichtiger Gradmesser. Die Frauen haben sich eine gewisse Stellung erarbeitet, sind in der FIBA-Rangliste auf Rang 13 vorgerückt. Bei der EM 2023, wo wir Sechster waren und uns den Platz im Olympia-Qualifikationsturnier erarbeitet haben, sind sie ebenso über sich hinausgewachsen wie im Qualiturnier und dann bei den Spielen in Paris. Möglicherweise wird uns die Konkurrenz angesichts der prominenten Ausfälle ein wenig unterschätzen, das könnte, ebenso wie der Heimvorteil in der Vorrunde, den Ausschlag für ein weiteres starkes Turnier geben. Das Viertelfinale ist das Ziel, und in einer K.-o.-Runde ist sowieso alles möglich.
Der Hype um den deutschen Basketball ist groß, der WM-Titel der Männer 2023 und das Olympiagold 2024 der Frauen im 3x3 haben für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt. Wie nimmst du die aktuelle Stimmung wahr?
Wir surfen weiterhin auf einer Erfolgswelle. Was wir 2023 mit dem WM-Titel der Männer erlebt haben, war ein Gamechanger. Noch krasser war es im vergangenen Jahr. Dass das ZDF im Halbfinale der 3x3-Frauen kurz vor Spielende die Übertragung abbrach, war im Nachhinein ein Segen. Der riesige Shitstorm hat mit dazu geführt, dass das Finale eine kaum für möglich gehaltene Aufmerksamkeit bekam, und das hat das Team herausragend für sich genutzt. Der Hype danach war wirklich unglaublich. Bei aller verdienten Euphorie um die 3x3-Frauen wurde aber bisweilen übersehen, dass auch in der Fünfervariante die Frauen bei den Spielen in Paris durchaus erfolgreich waren. Bei der Olympiapremiere das Viertelfinale zu erreichen, darauf hatten wir zwar gehofft, aber erwartet hatte das niemand. Und wie verrückt ist es bitte, dass der vierte Platz der Männer, die vorher noch nie in einem olympischen Halbfinale standen, als große Enttäuschung wahrgenommen wird? Natürlich wollten die Jungs nach dem WM-Titel unbedingt auch in Paris eine Medaille. Aber der Halbfinaleinzug war eine großartige Leistung, das müssen wir immer wieder einordnen, um nicht die Relationen aus dem Blick zu verlieren.
Deutsche Rekordbeteiligung bei den World University Games in NRW und Berlin
Deutschland wird mit einer Rekord-Delegation zu den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games antreten. Am Mittwochnachmittag (11. Juni) nominierte der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh) 305 Athletinnen und Athleten sowie 177 offizielle Delegationsmitglieder für die Weltspiele der Studierenden, die vom 16. bis 27. Juli in Bochum, Duisburg, Essen, Hagen und Mülheim sowie Berlin als Außenstandort ausgetragen werden. Team Studi geht in allen 18 angebotenen Sportarten an den Start und stellt sich der internationalen Konkurrenz aus rund 150 Ländern.
Während die größte Multisportveranstaltung des Jahres 2025 für viele Teilnehmende in erster Linie als Vorbereitung auf mögliche Einsätze bei Weltmeisterschaften oder Olympischen und Paralympischen Spielen dient, sind auch einige Athlet*innen am Start, die bereits Erfahrungen und Erfolge als Mitglieder des Team D vorweisen können. Nachdem Margarita Kolosov (21/Uni Stuttgart), Olympiavierte von Paris 2024 in der Rhythmischen Sportgymnastik, und Schwebebalken-Europameisterin Emma Malewski (20/TU Chemnitz) bereits in vorangegangenen Nominierungsrunden als Teilnehmerinnen bestätigt worden waren, kam am Mittwoch in 3x3-Basketballerin Elisa Mevius (21/University of Oregon) eine Olympiasiegerin von Paris zum Aufgebot hinzu.
Mit neuem Fokus: Ballhaus-Zwillinge kämpfen um WM-Medaillen
Im vergangenen Winter, als Wettkampf- und Trainingsbetrieb ruhten und sie endlich ein bisschen Muße fanden, haben Seija und Mascha Ballhaus eine To-do-Liste aufgestellt. Sich darüber klar zu werden, wohin ihr sportlicher Weg sie führen soll in den kommenden Jahren, war den Zwillingen ein wichtiges Anliegen. „Wir wollen bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles alles herausholen, was wir können. Dafür haben wir uns einen Plan gemacht, um so zielgerichtet wie möglich zu arbeiten“, sagt Mascha, während ihre eine Minute ältere Schwester zur Unterstützung vehement nickt. Es sind Momente wie diese, in denen deutlich wird, wie ernst es ihnen ist mit ihrem Sport. Aber auch, wie sehr sie es genießen, ihren Weg gemeinsam bestreiten zu dürfen.
Mascha und Seija sitzen für das Interview mit dem DOSB auf dem Bett, das sie sich in der Sportschule Kienbaum teilen. Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung auf die Judo-WM, die an diesem Freitag in Ungarns Hauptstadt Budapest beginnt, hat sie ins Berliner Umland geführt, in eine der Herzkammern des deutschen Sports. Sie genießen Trainingslager, weil sie in München, wo sie am Bundesstützpunkt trainieren, seit einigen Jahren getrennt voneinander leben. Weil sie aber seit ihrer Geburt fast alles teilen außer ihre Lebenspartner, gibt es die Ballhaus-Twins sportlich nur im Doppelpack. Entsprechend glücklich sind sie darüber, in Ungarn beide für das deutsche Team nominiert zu sein. Mascha tritt im 52-Kilogramm-Limit an, Seija in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo. Das gesamte deutsche Aufgebot findet ihr hier.
Es ist die dritte WM im Erwachsenenbereich, die sie gemeinsam angehen, aber in diesem Jahr ist etwas anders. „Bislang sind wir zur WM eher mit der Einstellung gefahren, dass wir unser Bestes geben und mal schauen wollten, wofür es reicht“, sagt Seija, „es war cool, dabei zu sein, aber realistisch gesehen gab es immer Gegnerinnen, die stärker einzuschätzen waren.“ In diesem Jahr reist sie allerdings als Europameisterin an, nachdem sie Ende April in Podgorica (Montenegro) ihren ersten großen Einzeltitel feiern durfte. Und auch Mascha, die im Mai beim Grand-Slam-Turnier in Astana (Kasachstan) Gold holte, zählt zum Favoritenkreis. „Wir reisen beide mit dem klaren Mindset nach Budapest, um die Medaillen mitzukämpfen. Wir wissen jetzt, dass wir im Erwachsenenbereich angekommen sind, dass wir zur Spitze gehören und an einem guten Tag jede Gegnerin schlagen können“, sagt Mascha.
Das sind die Top 5 der Trendsportarten für den Sommer 2025
Der Sommer 2025 bringt frischen Schwung in die Sportlandschaft. Immer mehr Menschen suchen nicht nur nach Fitness und Action, sondern auch nach Gemeinschaft und Qualität - genau das bieten die rund 86.000 Sportvereine im Land mit innovativen und niedrigschwelligen Angeboten. Wir stellen fünf Trendsportarten vor, die diesen Sommer besonders gefragt sind und zunehmend auch im organisierten Sport und Vereinsleben ankommen.
1. Padel - Tennis trifft Squash
Padel hat sich längst von der urbanen Nischensportart zur festen Größe in vielen Sportvereinen entwickelt. Auf dem Mix-Court mit Wänden treffen Dynamik, Taktik und Spaß aufeinander. Das Spielfeld ist kleiner als beim Tennis und von Wänden - teils aus Glas, teils aus Gittern - umgeben, die in das Spielgeschehen einbezogen werden können. Dies führt zu schnellen, taktischen Spielzügen, die das Spiel spannend und dynamisch machen.
Padel zeichnet sich insbesondere durch seine Einfachheit aus: Die Grundtechniken sind leicht zu erlernen, so dass man schnell Fortschritte macht und Spaß am Spiel hat. Gleichzeitig wird die Kondition gefordert und die Auge-Hand-Koordination verbessert. Immer mehr Vereine bauen Padel-Plätze und bieten Schnupperkurse sowie regelmäßige Trainingsgruppen an - ideal für Einsteiger*innen und Fortgeschrittene.
https://www.tennis.de/spielen/weitere-sportarten/padel.html
2. Calisthenics - Krafttraining unter freiem Himmel
Viele Vereine setzen inzwischen auf Outdoor-Fitnessangebote wie Calisthenics. In dafür ausgestatteten Bewegungsparks oder Vereinsanlagen wird mit dem eigenen Körpergewicht trainiert - effektiv, funktionell und gemeinschaftlich. Die Nachfrage wächst, und so lassen sich derzeit über 1.000 Calisthenics-Parks im öffentlichen Raum verzeichnen.
Ob als Kursangebot oder freies Training: Calisthenics begeistert besonders junge Zielgruppen, verhilft sowie motiviert zu einem gesunden Lebensstil und eignet sich auch im Präventions- und Gesundheitssport.
3. Wingfoiling - schwerelos übers Wasser gleiten
Gerade Wassersportvereine und Segelclubs entdecken Wingfoiling als neue Disziplin für sich. Mit dem Foil unter dem Board und einem Wing in der Hand gleitet man scheinbar schwerelos über das Wasser. Viele Vereine bieten mittlerweile Einführungskurse oder spezielle Wing-Angebote für Jugendliche an - meist an Seen oder Küstenstandorten. Schon bei wenig Wind ab ungefähr 8 Knoten ist Wingen möglich.
Das Material ist reduziert, leicht und handlich, der Wing muss nur aufgepumpt werden. Zum „Wingen“ nimmt man einfach den sogenannten FreeWing in die Hand, und schon beschleunigt das Board unter den Füßen. Kein Rigg wie beim Windsurfen und keine Schnüre wie beim Kiten sind erforderlich.
Karina Schönmaier ist Sportlerin des Monats
Turn-Shootingstar Karina Schönmaier ist von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 45,& Prozent der Stimmen zur Sportlerin des Monats Mai gewählt worden. Die 19-jährige Bremerin, die am OSP in Chemnitz trainiert, hatte vergangene Woche bei der Heim-EM im Rahmen des Deutschen Turnfestes in Leipzig zweimal Gold und einmal Silber gewonnen und avisierte damit zur erfolgreichsten Starterin der deutschen Mannschaft. Schönmaier sicherte sich den EM-Titel im Sprung sowie mit Partner Timo Eder im erstmals ausgetragenen Mixed-Wettbewerb und gewann gemeinsam mit Helen Kevric, Janoah Müller, Lea Quaas und Silja Stöhr im Team die Silbermedaille..
Karina Schönmaier setzte sich bei der Wahl gegen Moritz Wesemann (28,2%) durch, der bei der EM in der Türkei gleich vier Medaillen gewann: Jeweils Gold vom Einmeterbrett und gemeinsam mit Timo Barthel im Synchron-Springen vom Dreier, Silber mit dem Team (mit Lena Hentschel, Pauline Pfeif und Ole Rösler) und Bronze im Einzel vom Dreimeterbrett. Auf Platz drei der Wahl landete Ricarda Funk (26,2%), die Grand Dame des Kanuslalom-Sports. Die 33-jährige Olympiasiegerin von Tokio beeindruckte im Mai bei den Europameisterschaften in Paris mit einer Glanzzeit im K1 und sicherte sich damit den vierten EM-Titel ihrer Karriere.
Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athletinnen und der Athlet von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.
Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathletinnen und -athleten ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Wahl eine Einladung zum „Ball des Sports“ der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Frankfurter Festhalle stattfindet.
Vier Konzepte für Olympia in Deutschland
Mit beeindruckender Unterstützung aus der Politik, unter anderem durch die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten aus acht der 16 Bundesländer sowie zahlreiche Oberbürgermeister*innen, haben die vier Bewerberstädte und -regionen Berlin, Hamburg, München sowie Rhein-Ruhr ihre Grobkonzepte für eine Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele fristgerecht zum 31. Mai beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingereicht.
DOSB-Präsident Thomas Weikert würdigte das Engagement aller Beteiligten: „Wir sprechen allen vier Bewerbern unseren ausdrücklichen Dank für die Einreichung ihrer Konzepte sowie für den damit verbundenen Einsatz an Zeit und Sorgfalt aus.“ Das große Interesse sei jedoch nicht überraschend. „Es ist das Zwischenergebnis eines breit getragenen, strategischen Prozesses, den der DOSB gemeinsam mit Städten, Ländern und Bund über zwei Jahre gestaltet hat. Außerdem ist es eine direkte Folge der Reformen des IOC. Die Spiele sind dank der Agenda 2020 und der nachfolgenden Reformen wieder sehr viel attraktiver für mögliche Ausrichter geworden.“ Die Agenda 2020 war vom IOC im Jahr 2014 entworfen worden, um in 40 detaillierten Empfehlungen die Rolle des Sports in der Gesellschaft sowie die olympischen Werte zu schärfen. Kernpunkte waren die Stärkung der Athlet*innen, Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit und Einbindung der Jugend. Die Olympic Agenda 2020+5 ist die strategische Weiterentwicklung der Olympic Agenda 2020. Diese finden Sie hier.
Trendsport made in Germany: Wie Hyrox zur weltweiten Bewegung wurde
Ob Hyrox noch eine Trendsportart ist, wüsste Moritz Fürste auch gern. „Seit sechs Jahren tauchen wir in den Frühjahrslisten der Fitnessmagazine als ‚Trend to watch out for this year‘ auf. Und wir fragen uns, wie lange das noch so gehen wird“, sagt der Mann, der 2017 mit seinem Geschäftspartner Christian Toetzke den Fitnesswettkampf erfunden und innerhalb kurzer Zeit zu einem weltweiten Phänomen gemacht hat. Zahlen gefällig? Bitte sehr: Im Kalenderjahr 2025 sind weltweit knapp 110 Events mit insgesamt 850.000 Teilnehmenden geplant. Der Umsatz wird bei rund 130 Millionen Euro liegen, fast 8000 Gyms sind global als Lizenznehmer in den Hyrox-Kosmos eingebunden. Für einen Trend sind das durchaus beeindruckende Werte.
Wer Moritz Fürste fragt, was ihn in den vergangenen acht Jahren seit der Firmengründung am meisten überrascht hat, dem antwortet er mit derselben Gewissheit, die ihn als Hockey-Olympiasieger beim Spielaufbau auszeichnete. „Eigentlich gar nichts, wir haben von Beginn an daran geglaubt, dass unsere Idee funktionieren würde.“ Lediglich das Tempo der Entwicklung lasse sein Team und ihn noch manches Mal staunen. „Man erstellt im Lauf der Zeit eine Menge Businesspläne mit mehreren Varianten. Der Best Case, den wir jemals präsentiert haben, war ausgehend von 50 Veranstaltungen im Jahr ein Doppelevent an zwei aufeinander folgenden Tagen mit insgesamt 7000 Teilnehmern. Jetzt machen wir fast 110 Events, die im Schnitt vier Tage dauern, und hatten vor wenigen Wochen in Berlin die Rekordzahl von 20.000 Starterinnen und Startern. Das ist eine sehr schöne Entwicklung“, sagt er.
Premierenevent im November 2017 in Hamburg
Worin das Erfolgsgeheimnis von Hyrox, das bei Gründung noch Curox hieß, liegt? Zum einen, glaubt Moritz Fürste, haben Toetzke, der die Sportszene schon seit vielen Jahren mit seinem Einfallsreichtum begleitet, und er mit der Idee einen Nerv getroffen. „Christian hatte, bevor wir mit unserem Projekt gestartet sind, schon länger darüber nachgedacht, wie sich Fitnesstraining und Wettkampfgeist zu einem Event vereinen ließen, weil ihm in der Sparte ein ‚Mass Participation Event‘ fehlte. Und wir haben sehr schnell gemerkt, dass das vielen Menschen so ging“, sagt er. Nach dem Premierenevent im November 2017 in Hamburg, wo heute rund 50 Mitarbeitende am Hauptsitz des Unternehmens im Stadtteil Ottensen arbeiten, konzentrierte sich der studierte Marketing- und Kommunikationsfachmann, der im Juni 2018 sein letztes Bundesligaspiel bestritt und ein Jahr später vor mehr als 2.000 Fans offiziell verabschiedet wurde, komplett auf Hyrox, „weil wir gemerkt haben, dass das Thema genauso funktionierte wie erhofft.“
Zum anderen sei elementar wichtig, dass Hyrox in seinem Aufbau einfach zu verstehen und vor allem unveränderlich sei. Es gibt keine notwendige Qualifikationszeit und im Wettkampf auch kein Zeitlimit. „Wir erhalten oft Anfragen, ob wir nicht neue Übungen aufnehmen oder längere oder kürzere Distanzen anbieten wollen. Aber das wollen wir nicht. Hyrox bleibt so, wie wir es erfunden haben“, sagt er. Das bedeutet: Es gibt acht verschiedene Fitness Work-outs, an die sich jeweils ein 1000-Meter-Lauf anschließt. Die Übungen sind so konzipiert, dass alle Muskelgruppen und Körperbereiche angesprochen werden: 1000 Meter Ski-Ergometer, Sled Push und Sled Pull (Ziehen und Schieben eines Gewichtschlittens), 80 Meter Burpee-Weitsprünge, 1000 Meter Ruder-Ergometer, 200 Meter Farmers Walk mit schweren Gewichten, 100 Meter Ausfallschritte mit Sandsack und zum Abschluss 100 Wall Balls (Medizinballwürfe an die Wand). Die besten Profis bestehen die Herausforderung in deutlich unter einer Stunde. Der US-Amerikaner Hunter McIntyre brauchte im Dezember 2023 in Stockholm 53:22 Minuten, Lucy Procter aus England stellte im Februar 2024 in Wien mit 58:03 Minuten den weiblichen Weltrekord auf.
„Erinnern Sie sich noch an Headis?“
DOSB: Herr Professor Mittag, zum Einstieg sollten wir einmal die Grundlagen klären: Wie lautet die genaue Definition von Trendsport?
Jürgen Mittag: Das ist weder ganz einfach noch eindeutig, da es eine allgemeingültige und trennscharfe Trendsportdefinition bis heute nicht gibt. Trendsport ist ein Kompositum aus unterschiedlichen Bereichen, die bisweilen nach neu entwickelten Sportgeräten wie Padel-Tennis oder Spikeball), nach naturräumlichen Begebenheiten wie Snowboardfahren oder Windsurfen und bisweilen auch nach Motiven wie etwa Funsport, Extremsport, Abenteuersport) differenziert werden. In einem grundsätzlichen Verständnis kann man Trendsportarten als neue sportliche Bewegungsformen definieren, die primär von jungen Menschen in informellen, unreglementierten Kontexten praktiziert und erlebnisorientiert ausgeübt werden. Trendsportarten erfreuen sich dabei über einen längeren Zeitraum hinweg zunehmender Beliebtheit und werden von den Aktiven oftmals in ihren Lebensstil eingebunden und betont inszeniert. Definitorische Grenzen verschwimmen aber, da nicht jeder Extremsport im Trend liegt, wenn man beispielsweise an Höhlentauchen oder Eisklettern denkt.
Dann vielleicht so gefragt: Wann wird aus einer Trendsportart ein etablierter Sport?
Seitens der wissenschaftlichen Forschung sind übergeordnete Phasen identifiziert worden, die Trendsportarten gemein haben. Die erste Phase ist die Einführung einer Sportart von Pionieren, die diese entdeckt oder erfunden haben. Im zweiten Schritt gelingt die Verbreitung in einem engeren sozialen Milieu, aus dem heraus in Phase drei die Erweiterung in ein breiteres, etabliertes Milieu folgt. Die vierte Phase ist die der Reife, die von einem verstärkten Medieninteresse und der Austragung von regelmäßigen Wettbewerben geprägt wird. In Phase fünf sehen wir die Etablierung als anerkannte gesellschaftliche Praxis inklusive Marktsättigung. Und der Peak wäre als letzte Phase die Aufnahme in den olympischen Kosmos, wobei damit auch die World Games als Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten gemeint sein können.
Wie viele Trendsportarten gibt es aktuell, wie viele kommen Jahr für Jahr dazu und verschwinden auch wieder?
Das lässt sich nicht präzise beziffern, da sich Trendsportarten fortlaufend verändern – neue Sportarten entstehen, andere verlieren an Popularität oder etablieren sich dauerhaft. Schätzungen gehen von mehreren Dutzend bis über 100 verschiedenen Trendsportarten aus, je nach Definition und Betrachtungszeitraum. Eine Systematik von Sportarten ist aber auch grundsätzliche eine Herausforderung: In den 70er-Jahren ging man noch von 40 bis 50 Kernsportarten aus. Heute haben wir eine deutliche stärkere Ausdifferenzierung, im Wikipedia-Artikel zu Sportarten finden sich allein rund 500 Sportarten, von einigen wird man dabei noch nie gehört haben. Die Frage hierbei ist: Wo zieht man die Grenze zwischen einer Hauptsportart und ihren Varianten oder Subformen? Ist Padel etwa ein eigener Sport oder eine Unterform von Tennis oder Squash? Diese Diskussionen werden regelmäßig geführt und machen eine exakte Quantifizierung der Trendsportarten unmöglich.
Wer entscheidet eigentlich, ob ein Sport als Trendsport gilt? Gibt es dafür bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen?
Nein, eine offizielle Anerkennung als Trendsport gibt es nicht, man kann aber die Triebkräfte zur Verbreitung und Etablierung näher beleuchten. Wenn man das Phasenmodell zugrunde legt, ist für die Trendsportaktivität der Schritt von Phase drei zu vier entscheidend, also ob es zu einem verstärkten Medieninteresse und regelmäßigen Wettkämpfen kommt. Man kann aber nicht für alle Fälle generalisieren, welche Mechanismen wirksam werden müssen, damit sich eine Trendsportart behauptet. Zentral ist eine jugendkulturelle Szene, die dazu beiträgt, einen lebensstilerzeugenden Trend zu popularisieren, der dann eine breitere Gesellschaftsschicht durchdringt.
Das bedeutet, dass Trends primär von der jungen Generation gesetzt werden?
Das kann man so sagen. In der Altersstufe 16 bis 25 ist die größte Bereitschaft vorhanden, sich zu erproben, abzugrenzen und ein gewisses Risiko einzugehen. Diese Dinge begünstigen das Entstehen von Trends. Aber Trendsport ist nicht ausschließlich der Jugend vorbehalten. Wenn wir auf Yoga schauen – ein Sport, der jahrhundertealte Wurzeln besitzt, dessen moderne Formen wie Power Yoga, Aerial Yoga oder Hot Yoga aber durchaus trendsportähnliche Züge aufweisen, dann sehen wir eine Verbreitung auch in älteren Generationen.
Sind die sozialen Medien ein wichtiger Treiber von Trendsportarten, oder spricht das Beispiel Aerobic, das in den 80er-Jahren weltweit populär war, gegen diese These?
Beides ist richtig. Social Media hat ohne Zweifel eine hohe Bedeutung, weil darüber Trends viel schneller und mittlerweile auch über Ländergrenzen und sprachliche Kommunikationsräume hinweg breiter vermittelt werden können. Aber Aerobic ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Trends sich auch schon vor dem Zeitalter des Internets weltweit verbreiten konnten, wenn die Medienpräsenz hoch genug war. Die Schallplatten und Videos, auf denen Jane Fonda in den USA und in Deutschland vor allem Sydne Rome ihre Fitnessübungen vortanzten und erklärten, stürmten seinerzeit die Charts. Ich will aber auch auf eine jüngere Entwicklung hinweisen, der Trends heute ausgesetzt sind. Durch die anhaltende Individualisierung der Gesellschaft und die kommunikative Fragmentierung kann es – trotz der Reichweite der sozialen Medien – auch schwieriger werden, einen Massentrend zu erzeugen. Dennoch ist unstrittig, dass ihre Bedeutung für den Trendsport beträchtlich ist.
Woher kommen denn die meisten Trendsportarten?
Rückblickend sind die USA dank ihrer Verbindung zwischen Subkulturen, Lebensstil, einem vor allem für Outdoorsportarten sehr förderlichen Klima und der beträchtlichen Unterstützung der Sportindustrie der größte Trendsetter mit den günstigsten Rahmenbedingungen für Neuentwicklungen. Aber ihre ausschließliche Dominanz ist ins Hintertreffen geraten. Dies auch, weil mit Red Bull ein in Europa ansässiger Konzern den Trendsport als Marketingtool entdeckt hat. Vom Downhill Mountainbiking bis hin zum Cliff Diving werden eine Fülle von Aktivitäten und Events gefördert, die nicht zuletzt im Extrem-und Actionsport verankert sind. Angesichts der digitalen technischen Entwicklung wird auch Fernost zu einem immer wichtigeren Player im Trendsport, namentlich im E-Sport. Die Verbreitung ist auf jeden Fall differenzierter und vielschichtiger geworden. Festzuhalten ist aber auch, dass das Feld Trendsport in der Wissenschaft nicht mehr die Aufmerksamkeit erhält, die es Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre hatte. Da wurde der Erfolg zum Malus, durch die Ausdifferenzierung und Individualisierung ist es immer schwieriger geworden, Trends wissenschaftlich greifbar zu machen.
Turnfest gewinnt mit Toleranz und Weltoffenheit
DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl verwies zu Beginn des Internationalen Deutschen Turnfests in Leipzig während einer Pressekonferenz auf die lange Zeit der Vorbereitung. „Wir haben acht Jahre gebraucht, bis wir es nach Leipzig geschafft haben. Das Turnfest sollte ursprünglich schon im Jahr 2021 Leipzig zur Hauptstadt des Turnsports machen, jedoch wurde dieses Vorhaben aufgrund der pandemischen Lage ausgebremst. Turnfeste ermöglichen in einer einzigartigen Weise eine Kombination aus Begegnung und Sport, denn nur bei einem Turnfest gibt es das, dass eine Stadt komplett im Zeichen des Sports - des Vereinssports - steht, sagte Hölzl und verwies auf die vereinenden Kräfte, die durch Sport und Bewegung freigesetzt werden können. „Aus meiner Sicht ist das gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Das Internationale Deutsche Turnfest steht für Toleranz und Weltoffenheit.“
Mehr als 80.000 Teilnehmende und viele zusätzliche Besucher*innen reisten in der vergangenen Woche nach Leipzig und wurden dort von den insgesamt 3.500 Volunteers mit Informationen und vielem mehr versorgt. Sie nahmen an Wettkämpfen teil, besuchten Veranstaltungen als Zuschauende oder nahmen an Fortbildungen, Vorträgen und verschiedenen Veranstaltungen teil. Eine von ihnen war DOSB-Vorständin Michaela Röhrbein, beim DOSB zuständig für den Bereich Sportentwicklung. Sie absolvierte in Leipzig ihren ersten Wahlwettkampf als Teil einer Trainingsgruppe. Diese Erfahrung habe sie in ihrer beruflichen Überzeugung bestärkt: Sportentwicklung beginnt immer mit Beziehung, Vertrauen und Verlässlichkeit.
„Beim Turnfest wurde einmal mehr deutlich, was wir im Sport wirklich bewegen: Menschen, Gemeinschaft, Haltung“, postete Röhrbein im Anschluss auf ihrem LinkedIn-Profil.
Die wichtigsten Antworten zur deutschen Olympiabewerbung
Deutschland möchte sich erneut um die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele bewerben und das größte Sportevent der Welt nach München 1972 endlich wieder ins eigene Land holen. Der DOSB hat den Prozess dazu vor mehr als zwei Jahren angestoßen, nun liegen die ersten Konzepte von vier Bewerbern vor.
Wer sich bewirbt, was in den Konzepten steht und wie es weitergeht: Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
1. Welche Städte und Regionen haben Interesse an der Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele?
Vier Städte und Regionen haben Ende Mai fristgerecht ihre ersten Konzepte für Olympische und Paralympische Spiele beim DOSB eingereicht. Mit Berlin, Hamburg, München und der Rhein-Ruhr-Region stehen die drei einwohnerstärksten Städte sowie die größte Metropolregion Deutschlands als Bewerber um die Spiele in Deutschland in den Startlöchern. Beworben werden soll sich um die Sommerspiele 2036, 2040 und 2044. Die Flexibilität ist wichtig, weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) noch nicht entscheiden hat, in welchem Jahr die Spiele wieder nach Europa gehen sollen - und dann gilt es für Deutschland, bereit zu sein.
Neben den Bewerberstädten und -regionen haben Vertreter*innen aus den vier Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein sowie zahlreiche Oberbürgermeister ihre Unterstützung für die Bewerbungspläne des DOSB signalisiert.
Bundesweites Webinar zu den „Sternen des Sports“
Diese und weitere Fragen hat ein zentrales, bundesweites Webinar am Mittwoch, den 4. Juni 2025 von 18.00 bis 19.00 Uhr beantwortet. Das Angebot richtete sich an alle Sportvereine in Deutschland, die sich über den Wettbewerb informieren und ihre Bewerbung noch bis zum Stichtag 30. Juni 2025 einreichen möchten.
Inhalte:
- Vorstellung des Wettbewerbs „Sterne des Sports“
- Der optimierte Bewerbungsprozess
- Ablauf und nächste Schritte
- Gute Beispiele aus der Praxis
- Tipps für eine gelungene Bewerbung
- Fragerunde und Austausch
- Hinweise zum Community-Kanal
Die vorgestellte PowerPoint-Präsentation im Rahmen des Seminares findet ihr hier:
Zukunft gemeinsam gestalten: Sportentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe neu denken
Am 3. und 4. Juni 2025 trafen sich über 60 Sportentwickler*innen aus rund 40 Mitgliedsorganisationen des DOSB zum zweiten Präsenztreffen des Sportentwickler*innen-Netzwerks im Haus des Sports in Frankfurt am Main. Nach dem erfolgreichen Auftakt im Vorjahr lag auf Einladung und unter der Moderation von Vorständin Michaela Röhrbein der diesjährige thematische Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung von Vereinen und Verbänden.
Die zweitägige Veranstaltung bot den Teilnehmenden eine Plattform, um sich intensiv über aktuelle Herausforderungen, zukunftsweisende Strategien und innovative Ansätze im organisierten Sport auszutauschen. Ziel war es, voneinander zu lernen, Synergien zu schaffen und praxisrelevante Impulse für die eigene Arbeit mitzunehmen.
Zum Auftakt des Treffens setzte Stefan Kermas (Train your Business) mit seinem inspirierenden Impulsvortrag wichtige Akzente. Mit einem klaren Blick auf die Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt gab er Denkanstöße für eine zukunftsfähige Organisationskultur. Besonders eindrucksvoll war sein Plädoyer für den Wandel hin zu sogenannten Pfirsichorganisationen - Strukturen, die durch Offenheit, Vertrauen und sinnstiftende Zusammenarbeit überzeugen.
Konkrete Einblicke aus der Praxis lieferten anschließend Vertreter*innen des organisierten Sports. Der Hessische Turnverband (Charly Rokoss), der Deutsche Skiverband (Thomas Braun & Patricia Finster) sowie der LandesSportBund Niedersachsen (Marco Lutz) stellten innovative Ansätze zur Weiterentwicklung ihrer Verbandsstrukturen und Vereinsberatungsangebote vor. Ihre Beispiele zeigten eindrucksvoll, wie Veränderungsprozesse gelingen können - praxisnah, mutig und mit einem klaren Fokus auf die Zukunftsfähigkeit des Vereinssports.
UV-Schutz im Sport nimmt Fahrt auf
Sonnenschein, blauer Himmel und Hochbetrieb auf dem Sportplatz: Kurz nach Mittag wärmen sich Nachwuchstalente für ihre Wettbewerbe auf. Schattenplätze sind rar, das Sonnenbrand-Risiko ist hoch - und durch den Klimawandel nimmt das noch weiter zu. Damit solche Situationen seltener werden, bieten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Vereinen und Verbänden die Broschüre „Praxistipps zum UV-Schutz“ an. Darin geht es um gut umsetzbare Sonnenschutzmaßnahmen - wie der Anzeige des UV-Index bei Turnieren und Wettkämpfen.
BfS-Präsidentin: Kinder tragen ein besonders hohes Gesundheitsrisiko durch UV-Strahlung
„Gerade Kinder tragen bei unzureichendem Schutz ein besonders hohes Gesundheitsrisiko, da ihre Haut und ihre Augen ganz besonders empfindlich gegenüber UV-Strahlung sind. Sonnenbrände im Kindesalter erhöhen beispielsweise das Hautkrebsrisiko um das Zwei- bis Dreifache“, sagt BfS-Präsidentin Inge Paulini. Das BfS werbe seit einiger Zeit verstärkt dafür, den UV-Schutz auch in die Planungen von Sportclubs aufzunehmen. „Das Thema nimmt Fahrt auf. Vereine fragen aktiv Infos bei uns an“, bilanziert sie.
Der DOSB weist darauf hin, dass der UV-Schutz immer mitgedacht werden sollte. „Auch der Sport ist vom Klimawandel betroffen. Zu den direkten klimabedingten Gesundheitsrisiken zählen Hitzerisiken, Risiken durch Extremwetterereignisse sowie die UV-Strahlung. Mit der Broschüre Praxistipps zum UV-Schutz zeigen wir Maßnahmen auf, wie sich alle am Sport beteiligten Personen wie z.B. Sportler*innen, Zuschauende, Kampfgerichte bei UV-Belastung verhalten sollen. Wer viel draußen trainiert, sollte vorab stets den Wetterbericht inklusive UV-Index prüfen und sich ausreichend vor der Sonne schützen“, fasst Michaela Röhrbein, Vorständin Sportentwicklung des DOSB, zusammen.