André Danke gewinnt den „Sterne des Sports“-Publikumspreis
Zum zehnten Mal haben der DOSB und die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rahmen des Wettbewerbs „Sterne des Sports“ in Zusammenarbeit mit der ARD den Publikumspreis verliehen. Zur Abstimmung durch das Publikum des Morgenmagazins und die breite Öffentlichkeit standen drei Personen, die durch ihr besonderes persönliches Engagement für ihren Sportverein herausragten.
1. Platz André Danke - Gehörlosen-Sportverein Oldenburg / Oldenburger Volksbank (2.000 €)
Der Gewinner des „Sterne des Sports“-Publikumspreises 2024 heißt André Danke (62%), ohne den beim Gehörlosen-Sportverein Oldenburg ein riesiges Puzzlestück fehlen würde. Er ist 1. Vorsitzender, Jugendwart, bringt die Öffentlichkeitsarbeit voran, unterstützt ehrenamtlich einen Kompakt-Schwimmkurs für Kindergartenkinder und vieles mehr. Bei den „Sternen des Sports“ ist der Verein aus dem Regierungsbezirk Weser-Ems mit der Initiative „Sport & Freizeit - mit uns bunt und barrierefrei!“ im Bundesfinale vertreten und wird von der Oldenburger Volksbank begleitet. Im Rahmen dieses Engagements bietet der GSV inklusive Sport- und Freizeitangebote und engagiert sich unter anderem mit Vorträgen zur Gewaltprävention und mit Erste-Hilfe-Kursen. Durch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen fördert er zudem die soziale Integration und unterstützt Menschen mit Migrationshintergrund bei Behördengängen. Selbstverständlich hat André Danke auch die erfolgreiche Bewerbung der Oldenburger bei den „Sternen des Sports“ entscheidend vorangetrieben.
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2. Platz Simon Schulte - SPORTKINDER BERLIN e.V. / Berliner Volksbank (1.000 €)
Auf den zweiten Platz wählte die Öffentlichkeit Simon Schulte (24%). Der ehemalige Landessportbund- sowie Hochschulmitarbeiter nutzte seine Expertise und sein Netzwerk zur Gründung eines Sportvereins: die SPORTKINDER BERLIN. Als 1. Vorsitzender und Geschäftsführer hat er auch die Bewerbung bei den „Sternen des Sports“ geschrieben und bei der Berliner Volksbank eingereicht. Die Initiative „Mehr Sport und Bewegung im schulischen Ganztag“ holte den Landessieg und steht nun im Bundesfinale. Kein Wunder: Der Verein fördert damit die Bewegungsaktivität und Bildungsgerechtigkeit an Grundschulen in sozial benachteiligten Berliner Bezirken. Mit Sportprogrammen und gezielten Bewegungsangeboten wird auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen, um soziale Ungleichheiten früh zu reduzieren. Durch die Kooperation mit Schulen, Bezirksämtern und anderen Vereinen ist eine nachhaltige Infrastruktur entstanden, die weiter ausgebaut werden soll. Das Engagement gilt als Vorbild für ähnliche Initiativen in anderen Regionen.
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3. Platz Alex Hartung - TURA Bremen / Volksbank Bremen Nord (500 €)
Rang drei ging an Alex Hartung (14%), Geschäftsführer von TURA Bremen und schon seit mehr als zehn Jahren beim Verein aktiv. Nachdem er bereits in der Vergangenheit ehrenamtliche Projekte initiiert hatte, überzeugte er nun als Filmproduzent. In einer 40-minütigen Dokumentation über „130 Jahre Tura Vereinsleben“ zeigt Alex Hartung Mitglieder, die den Verein durch jahrzehntelanges Ehrenamt geprägt haben. Mit diesem Video und dessen Veröffentlichung auf YouTube und Instagram würdigt der Initiator das Ehrenamt, dokumentiert den Einsatz der gezeigten Personen für kommende Generationen und inspiriert nicht zuletzt junge Menschen dazu, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren. So sagt auch Alex Hartung: „Ziel war es, dem Ehrenamt eine Bühne zu geben – Wertschätzung sollte großgeschrieben werden. Das Video soll zeigen, dass diese Menschen sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagieren, wir aber ebenso neue, jüngere Ehrenamtliche brauchen, die diese tolle Arbeit fortführen.“ Das Projekt wird unterstützt von der Volksbank Bremen-Nord.
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Team D für Winter-EYOF nominiert
Vom 9. bis 16. Februar 2025 richtet Georgien das 17. Winter European Youth Olympic Festival (EYOF) in Bakuriani, Tiflis und Batumi aus. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat dazu am gestrigen Dienstag, 14. Januar, sechs deutsche Nachwuchsathlet*innen aus den beiden Sportarten Eiskunstlauf und Snowboard nominiert, die für das Team D antreten werden.
Insgesamt werden zum Winter-EYOF über 950 junge Leistungssportler*innen aus 46 Nationen und acht olympischen Sportarten erwartet (Biathlon, Eishockey, Eiskunstlauf, Shorttrack, Ski Alpin, Ski Freestyle, Skilanglauf und Snowboard). Das EYOF ist die einzige Multisport-Großveranstaltung, die speziell für Europas beste Nachwuchssporttalente geschaffen wurde.
Patrizia Wittich, Chefin de Mission des Team D, betont: „Das EYOF bietet jungen Athlet*innen die Chance, sich mit den besten Nachwuchssportler*innen aus ganz Europa zu messen und das Gefühl eines olympischen Events zu erleben. Unser Team ist hoch motiviert und freut sich auf das Festival. Die Athlet*innen werden wertvolle Eindrücke mitnehmen und ihre bestmögliche Leistung zeigen.“
„Wir wollen ein perfektes Turnier organisieren“
Martin Schultze ist seit November 2022 Sportdirektor im Deutschen Hockey-Bund (DHB). Im Gespräch erläutert der 53-Jährige die Hintergründe zur Vergabe der Feldhockey-EM der Frauen und Männer, die vom 8. bis 17. August in Mönchengladbach stattfindet, und schildert seine Sicht auf eine deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele.
DOSB-Presse: Martin, nur zwei Jahre nach der Ausrichtung einer Doppel-EM in Mönchengladbach ist der DHB bereits im August dieses Jahres wieder Gastgeber für die acht besten Frauen- und Männerteams Europas. Wie konnte das passieren?
Martin Schultze: Geplant war das von uns nicht. Der Europaverband ist im vergangenen Jahr auf uns zugekommen, weil er Probleme hatte, einen Ausrichter zu finden. Da die Niederlande und Belgien 2026 Gastgeber für die WM sind, wollten sie ein Jahr zuvor nicht auch noch eine EM ausrichten. England hat den Zuschlag für 2027 bekommen, Spanien konnte eine EM-Ausrichtung finanziell nicht stemmen. Blieb als einziger Kandidat noch Luxemburg, die es aber aus zeitlichen Gründen nicht umsetzen konnten. Also wurden wir wegen der sehr guten Ausrichtung 2023 erneut gefragt. Und wenn so eine Möglichkeit aufs Tablett kommt, sollte man zugreifen.
Auf der einen Seite könnt ihr sicherlich auf viele Erfahrungen aus 2023 bauen, andererseits könnte eine Übersättigung der Fans drohen. Wie geht ihr mit diesem Zwiespalt um?
Natürlich ist eine gewisse Sorge, dass wir uns mit zwei solchen Highlights innerhalb von zwei Jahren kannibalisieren, nicht von der Hand zu weisen. Vor der EM 2023 hatten wir zwölf Jahre lang kein internationales Hockey-Großevent in Deutschland, der Hunger der Fans war also groß. Die wichtigen Phasen, in denen das Gros der Tickets verkauft werden, kommen jetzt. Zudem haben wir Ende Juni mit den Pro-League-Spielen in Berlin, wo unter anderem eine Weltspitzennation wie Australien zu Gast ist, ein weiteres Top-Event in Deutschland, das uns Zuschauer für die EM kosten könnte. Aber die Vorverkaufszahlen, die aktuell über denen von vor zwei Jahren liegen, machen uns Mut. Und tatsächlich ist es sehr hilfreich, dass wir auf Strukturen zurückgreifen können, die sich 2023 bewährt haben.
Mit wie vielen Leuten organisiert ihr so ein Großereignis? Und wie sieht es auf dem wichtigen Feld der freiwillig Helfenden aus?
Was die Volunteers angeht, sind wir bestens aufgestellt, da hatten wir Ende Dezember schon 750 Anmeldungen von Ehrenamtlichen, was überragend ist. Das Event-Team seitens des Verbands unter der Leitung von Cheforganisatorin Nina Holtgrewe ist klein, da sind noch zwei weitere Personen beteiligt. In der Woche vor und während dem Event ist aber natürlich die gesamte Geschäftsstelle eingebunden, da müssen alle ran. Aber das macht es ja auch aus.
2023 wart ihr mit einem neuen Marketingkonzept und dem Format „Hockey meets Music“ sehr erfolgreich. Wird das nun fortgesetzt?
Unser Konzept mit dem großen VIP-Zelt an einer Stirnseite des Stadions ist sehr gut angenommen worden, das führen wir entsprechend weiter. „Hockey meets Music“ wollen wir nicht kopieren, unsere Ausrichtung geht diesmal eher in Richtung „Hockey meets Art“. Bei der Ausgestaltung sind ganz unterschiedliche Themen im Fokus: Eröffnungs-Choreographie, Kreativwettbewerbe an Schulen, Ausstellung zum Thema Nachhaltigkeit im Sport oder auch ein Fotoshooting in Kunstmuseen der Stadt mit diversen Künstlern. Im Fan-Village wird das Thema auch sichtbar sein. Es hört sich vielversprechend an und soll die Gäste natürlich auch wieder ein wenig überraschen.
Die Ausrichtung eines Großevents ist teuer. Mit was für einem Etat plant ihr, und wie bekommt ihr den gestemmt?
Das war in diesem Jahr tatsächlich etwas schwieriger als 2023, weil das Land Nordrhein-Westfalen mit den World University Games im Juli eine weitere große Leuchtturm-Veranstaltung finanziert. Dennoch haben sich die Verantwortlichen sehr bemüht, um uns bestmöglich zu unterstützen. Auch die Stadt Mönchengladbach tut viel. Dennoch ist uns bewusst, dass wir über das Ticketing und das Sponsoring mehr erwirtschaften müssen, um das Gesamtbudget, das rund drei Millionen Euro beträgt, zu deckeln. 2023 hatten wir gut 70.000 Besucher, nun schielen wir auf die 100.000. Wir sind insgesamt aber auf einem sehr guten Weg.
Für gesündere Kinder und Jugendliche: Ärzt*innen können ab sofort Sport verschreiben
Mit dem neuen „Rezept für Bewegung“ ist es Kinder- und Jugendärzt*innen möglich, beispielsweise im Rahmen der U-Untersuchungen oder der Jugenduntersuchungen konkreter auf das Thema körperliche Aktivität, Bewegung und Sport einzugehen und individuelle Bewegungsempfehlungen auszusprechen (s. Rezept). Auch wenn das Rezept nicht von den Krankenkassen übernommen wird, kann es entscheidend zur Förderung körperlicher Aktivität beitragen.
Mehr als 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland erreichen nicht das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Mindestmaß an körperlicher Aktivität von durchschnittlich 60 Minuten pro Tag. Ärzt*innen können über das Rezept konkrete Empfehlungen abgeben, um dem gravierenden Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Eltern werden zudem darüber informiert, wie sie ihren Familienalltag bewegter gestalten können und wie ihre Kinder Zugang zu organisierten Sport- und Bewegungsangeboten erhalten. Damit werden Pädiater*innen als wichtige Unterstützer für Sport und Bewegung mobilisiert.
Dr. Michael Hubmann, Präsident des BVKJ, hebt hervor: “Die körperliche Aktivität ist eine wichtige Säule für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Als Ärztinnen und Ärzte sind wir nicht nur für die Behandlung von Krankheiten zuständig, sondern auch für die Prävention. Mit dem ‚Rezept für Bewegung‘ können wir aktiv dazu beitragen, die Gesundheit der jungen Generation zu fördern und ihnen ein gesundes, glückliches Leben zu ermöglichen. Es ist entscheidend, dass wir Bewegung und Sport als integralen Bestandteil der kindlichen Entwicklung und als Vorbeugemaßnahme gegen viele gesundheitliche Risiken in der täglichen Praxis verankern.”
Mit olympischem Rückenwind zur ersten WM-Medaille seit 2007
Seinen wuchtigen Körper, mit dem er zuvor reihenweise brasilianische Torabschlüsse geblockt hatte, hatte Johannes Golla vor den Kameras der Bewegtbild-Medien aufgebaut. Der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft beherrscht es durchaus, einen Gesichtsausdruck aufzusetzen, der eine kritische Nachfrage in etwa so zielführend erscheinen lässt, als würde man einen Löwen fragen, ob man ihm mal eben kräftig an der Mähne ziehen dürfe. Aber weil der 27 Jahre alte Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt zwar auf der Platte bissig sein kann wie ein hungriges Raubtier, abseits des Handballfelds jedoch freundlich und eloquent daherkommt, galt sein grimmiger Blick in erster Linie der eigenen Leistung.
Mit 28:26 hatte der Silbermedaillengewinner von den Olympischen Spielen in Paris am Sonnabend in Hamburg gegen Brasilien sein letztes Vorbereitungsspiel auf die WM, die an diesem Dienstag eröffnet wird und für Deutschland am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) im dänischen Herning gegen Polen beginnt, zwar gewonnen. Dazu jedoch war in den letzten 15 Spielminuten eine deutliche Leistungssteigerung, gepaart mit einem klaren Kraftverlust der Gäste aus Südamerika, notwendig gewesen. Zur Halbzeit hatte die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason noch mit 13:17 hinten gelegen und dabei in erschreckendem Ausmaß freie Torwürfe vergeben, die Brasiliens Torhüter Rosa beinahe zum Helden eines maximal mittelmäßigen Spiels gemacht hätten.
Nun muss man im Leistungssport für Siege auch im Jahr 2025 nicht um Entschuldigung bitten, zumal der Erfolg schlussendlich sogar als verdient bezeichnet werden konnte. Dennoch war es sehr wohltuend zu vernehmen, dass die Mannschaft den eigenen Auftritt sehr realistisch einzuordnen verstand. „Wenn man so viele freie Würfe vergibt, wird sich das in einem WM-Spiel definitiv rächen. Da müssen wir Lösungen finden“, sagte Kapitän Golla der DOSB-Presse, ehe er seinem Team abschließend verbal ein passendes Zeugnis überreichte. „Wir sind sicherlich nicht auf einem schlechten Niveau, aber auch noch längst nicht da, wo wir im Sommer waren.“
Olympiasilber: Abhaken oder als Motivation begreifen
Im Sommer, da waren die DHB-Männer beinahe auf dem Olymp ihres Sports angekommen. Bei den Olympischen Spielen in Paris hatten sie lediglich gegen die beinahe unbesiegbar wirkenden Dänen das klare Nachsehen, durften sich nach der 26:39-Finalniederlage aber absolut verdient über Silber freuen. Ein Erfolg, der bei einem Großteil des Kaders bis heute nachwirkt, was in den vergangenen Wochen zu Diskussionen darüber geführt hatte, wie denn nun umzugehen sei mit dem größten sportlichen Erfolg, den diese aktuelle Handball-Generation in ihrer bisherigen Ära erringen konnte. Muss man Olympia abhaken und sich voll auf den nächsten großen Wurf in Richtung des ersten WM-Golds seit 2007 fokussieren? Oder sollte man sich vom Gedanken an die Silberplakette zum nächsten Edelmetall pushen lassen?
Renars Uscins hat dazu eine klare Meinung. „Wir blicken nur nach vorn und hängen nicht daran, was wir bei Olympia gemacht haben. Wir wissen dadurch, was wir können, aber man sollte Vergangenes immer abhaken und sich auf das Neue konzentrieren“, sagt der 22 Jahre alte Rückraum-Recke von der TSV Hannover-Burgdorf, der sich in Paris als Shooting-Star zum wertvollsten deutschen Spieler entwickelt hatte. Juri Knorr, Spielmacher der Nationalmannschaft und gegen Brasilien mit fünf Toren einmal mehr bester Werfer, sieht es dagegen anders. „Olympia ist bei mir im Kopf und im Herzen, ich denke sehr oft und gern daran zurück“, sagt der 24 Jahre alte Rückraum-Regisseur von den Rhein-Neckar Löwen. Er habe sich oft gefragt, wie es manch einem seiner Teamkollegen so schnell gelungen sei, die Reizüberflutung von Paris zu verarbeiten. „Bei mir hat das sehr lange gedauert und war wirklich schwierig.“
Tatsächlich gilt Knorr als Mensch, der zum Grübeln neigt und sich zusätzlich zu der Last, die von außen auf seine Schultern geladen wird, selbst am meisten unter Druck setzt, während Uscins als unbekümmert und deshalb auch als wichtige Entlastung für Deutschlands derzeit begabtesten Offensivkünstler gilt. Dennoch teilen einige Kollegen Knorrs Ansicht, die olympischen Erfahrungen durchaus in die WM einfließen lassen zu wollen. „Ich persönlich nehme Paris als Rückenwind, ich will das gar nicht verdrängen oder abhaken. Wichtig ist nur, dass wir uns auf der Silbermedaille nicht ausruhen. Der letzte Test hat uns doch gezeigt, dass es nicht funktioniert, wenn man nicht immer voll da ist“, sagt Torhüter David Späth. Der 22-Jährige, Teamkollege Knorrs auch bei den Löwen, hatte in Hamburg nach seiner späten Einwechslung für den Kieler Jung-Vater Andreas Wolff mit einigen spektakulären Paraden das Publikum in Wallung gebracht.
Startschuss für den Publikumspreis bei den „Sternen des Sports“
Auch in diesem Jahr hoffen erneut 17 Sportvereine aus ganz Deutschland auf den „Großen Stern des Sports“ in Gold. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Volksbanken Raiffeisenbanken verleihen Deutschlands bedeutendste Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement von Sportvereinen bereits zum 21. Mal. Ein Publikumspreis wird im Rahmen des Bundesfinales am 20. Januar in der DZ BANK in Berlin ebenfalls wieder vergeben - und wie immer kann die Öffentlichkeit darüber abstimmen, welcher Vereinsvertreter durch sein persönliches Engagement besonders hervorsticht. Drei Personen wurden von der Expertenjury für den Publikumspreis bei den „Sternen des Sports“ 2024 nominiert und stehen zur Wahl:
- Alex Hartung vom TURA Bremen e.V. (Bremen)
- André Danke vom Gehörlosen-Sportverein Oldenburg e.V.
(Region Weser-Ems) - Simon Schulte von SPORTKINDER BERLIN e.V. (Berlin)
Den Publikumspreis loben der DOSB sowie die Volksbanken Raiffeisenbanken in Kooperation mit der ARD in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal aus. Die drei Nominierten werden nacheinander vom 14. bis 16. Januar im ARD-Morgenmagazin vorgestellt, am 17. Januar folgt eine Zusammenfassung der Kurzporträts. Die Filme können zudem auf sportschau.de und sterne-des-sports.de abgerufen werden. Alle Interessierten können seit dem 14. Januar (6.00 Uhr) abstimmen - ganz einfach und jederzeit auf sterne-des-sports.de
Die Wahl läuft bis Samstag, den 18. Januar, um 12.00 Uhr. Wer bis dahin die meisten Stimmen erhalten hat, gewinnt den Publikumspreis bei den „Sternen des Sports“ 2024. Je nach Platzierung dürfen sich die Nominierten über eine Prämie in Höhe von 2.000 Euro (1. Platz), 1.000 Euro (2. Platz) und 500 Euro (3. Platz) freuen. Die Ehrung wird am 19. Januar stattfinden und das Ergebnis der Abstimmung am nächsten Tag im Rahmen des Bundesfinales offiziell bekannt gegeben.
Die Nominierten für den Publikumspreis
Alex Hartung ist Geschäftsführer von TURA Bremen und schon seit mehr als zehn Jahren beim Verein aktiv. Nachdem er bereits in der Vergangenheit ehrenamtliche Projekte initiiert hatte, überzeugte er nun als Filmproduzent. In einer 40-minütigen Dokumentation über „130 Jahre Tura Vereinsleben“ zeigt Alex Hartung Mitglieder, die den Verein durch jahrzehntelanges Ehrenamt geprägt haben. Mit diesem Video und dessen Veröffentlichung auf YouTube und Instagram würdigt der Initiator das Ehrenamt, dokumentiert den Einsatz der gezeigten Personen für kommende Generationen und inspiriert nicht zuletzt junge Menschen dazu, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren. So sagt auch Alex Hartung: „Ziel war es, dem Ehrenamt eine Bühne zu geben - Wertschätzung sollte großgeschrieben werden. Das Video soll zeigen, dass diese Menschen sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagieren, wir aber ebenso neue, jüngere Ehrenamtliche brauchen, die diese tolle Arbeit fortführen.“ Das Projekt wird unterstützt von der Volksbank Bremen-Nord eG.
Beim Gehörlosen-Sportverein Oldenburg würde ohne André Danke ein riesiges Puzzlestück fehlen: Er ist 1. Vorsitzender, Jugendwart, bringt die Öffentlichkeitsarbeit voran, unterstützt ehrenamtlich einen Kompakt-Schwimmkurs für Kindergartenkinder und vieles mehr. Bei den „Sternen des Sports“ ist der Verein aus dem Regierungsbezirk Weser-Ems mit der Initiative „Sport & Freizeit – mit uns bunt und barrierefrei!“ im Bundesfinale vertreten und wird von der Oldenburger Volksbank eG begleitet. Im Rahmen dieses Engagements bietet der GSV inklusive Sport- und Freizeitangebote und engagiert sich unter anderem mit Vorträgen zur Gewaltprävention und mit Erste-Hilfe-Kursen. Durch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen fördert er zudem die soziale Integration und unterstützt Menschen mit Migrationshintergrund bei Behördengängen. Selbstverständlich hat André Danke auch die erfolgreiche Bewerbung der Oldenburger bei den „Sternen des Sports“ entscheidend vorangetrieben.
Als ehemaliger Landessportbund- sowie Hochschulmitarbeiter nutzte Simon Schulte seine Expertise und sein Netzwerk zur Gründung eines Sportvereins: die SPORTKINDER BERLIN. Als 1. Vorsitzender und Geschäftsführer hat er auch die Bewerbung für die „Sterne des Sports“ geschrieben und bei der Berliner Volksbank eG eingereicht. Die Initiative „Mehr Sport und Bewegung im schulischen Ganztag“ holte den Landessieg und steht nun im Bundesfinale. Kein Wunder: Der Verein fördert damit die Bewegungsaktivität und Bildungsgerechtigkeit an Grundschulen in sozial benachteiligten Berliner Bezirken. Mit Sportprogrammen und gezielten Bewegungsangeboten wird auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen, um soziale Ungleichheiten früh zu reduzieren. Durch die Kooperation mit Schulen, Bezirksämtern und anderen Vereinen ist eine nachhaltige Infrastruktur entstanden, die weiter ausgebaut werden soll. Das Engagement gilt als Vorbild für ähnliche Initiativen in anderen Regionen.
Die „Sterne des Sports“ gibt es bereits seit 2004
Mit dem Wettbewerb „Sterne des Sports“ würdigen der DOSB und die Volksbanken Raiffeisenbanken bereits seit dem Jahr 2004 außergewöhnliche Aktivitäten des gesellschaftlichen Engagements in Sportvereinen. Der Gewinnerverein des mit 10.000 Euro dotierten „Großen Stern des Sports“ in Gold 2024 wird am 20. Januar in der DZ BANK in Berlin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, DOSB-Präsident Thomas Weikert und BVR-Präsidentin Marija Kolak prämiert.
DOSB startet mit neuer Website
Mit dem Relaunch stärkt der DOSB seine Rolle als zentrale Informationsplattform des Sports in Deutschland. Ziele des Relaunches waren eine klarere Struktur, höhere Nutzerfreundlichkeit und moderneres Design, optimiert für alle Endgeräte.
Im Fokus der Neugestaltung standen die Bedürfnisse der Nutzer*innen. Besondere inhaltliche Priorität wurde auf den Service für Mitgliedsorganisationen gelegt: Direkteinstiege erleichtern Verbänden und Vereinen den schnellen Zugang zu relevanten Themen.
Safe Sport: Betroffene ernstnehmen und Komplexität der Regulierung (an)erkennen
Über den Jahreswechsel haben zahlreiche Turnerinnen den Mut gefasst, Gewalterfahrungen, die sie im Laufe ihrer Leistungssportkarriere erlebt haben, zu teilen und Missstände im Turnsport zu benennen. Wieder einmal, nachdem Kolleginnen im Jahr 2020 bereits auf psychische und körperliche Gewalt in Chemnitz aufmerksam gemacht hatten.
Aus der Melde- und Beratungspraxis unserer Anlaufstelle „Anlauf gegen Gewalt“ wissen wir, dass hinter jeder Meldung und jedem Erfahrungsbericht ein individueller Aufarbeitungs- und Bewältigungsprozess steckt. Die Betrachtung des Einzelfalls ist entscheidend. Das Erkennen, Aufarbeiten und Teilen des Erlebten, sei es im Privaten, mit Beratungsstellen oder der Öffentlichkeit, ist vielfach ein langer und schwieriger Prozess.
Zeitpunkt und Form des Teilens wählen Betroffene daher selbst. Das gilt es zu respektieren. Niemand macht es sich leicht, seine oder ihre Geschichte Dritten anzuvertrauen, schon gar nicht der Öffentlichkeit. Deshalb muss unsere Empathie und Sensibilität denjenigen gelten, die den Mut fassen, sich zu offenbaren. Sie müssen ernst genommen, ihren Hinweisen muss professionell nachgegangen werden.
Betroffene müssen in solchen Fällen unmittelbar und unkompliziert Unterstützung erfahren. Im Hintergrund befinden sich oft Umstehende und Hinweisgebende auf der Suche nach Rat und Orientierung. Manchmal finden weitere Betroffene den Mut, sich zu äußern. Auch diese Gruppen benötigen breit kommunizierte, sichere und niedrigschwellige Hilfsangebote.
Wer die Stellungnahmen der Turnerinnen liest, muss erschüttert und aufgewühlt sein. Spitzensport darf niemals und nirgendwo auf Kosten der Menschenrechte der Athletinnen und Athleten betrieben werden. Wer die Debatte im Handlungsfeld Safe Sport in den vergangenen Jahren verfolgt hat, dürfte leider über die beschriebenen Missstände nicht allzu überrascht sein, gab es doch in jüngerer Vergangenheit immer wieder ähnliche Fallkonstellationen, gerade auch im Turnsport in anderen (westlichen) Ländern.
Die Veröffentlichungen der jüngsten Erfahrungsberichte zu Stuttgart fallen in eine Zeit, in der sich das deutsche Sportsystem mit der Verabschiedung des Safe Sport Codes auf den Weg gemacht hat, eine umfassende Regulierung für sicheren Sport umzusetzen. Sie hat das historische Potenzial, Millionen von Menschen besser zu schützen und deutlich effektiver mit Gewalt- und Missbrauchshandlungen im Sport umzugehen. Über die individuelle Fallebene hinausgehend legen die mutigen Schilderungen der Turnerinnen daher auch die Komplexität des systemischen Transformationsvorhabens der Safe-Sport-Regulierung offen. Mit dieser Komplexität kann nur umgehen, wer Schattierungen und Gleichzeitigkeiten zulässt und (an)erkennt:
Die Spitze der Sportpyramide hat sich zur schrittweisen Umsetzung eines ambitionierten Regelwerks und zur Unterstützung eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport verpflichtet. Dies ging mit harten und teils zugespitzten Aushandlungsprozessen einher. Gleichzeitig wird es Jahre dauern, bis Sporttreibende flächendeckend besser geschützt sind. Fehler in der Umsetzung werden einigen, vor allem Betroffenen, Frustrationstoleranz abverlangen, und für viele wird das Regelwerk zu spät kommen. Daher bleiben gute, insbesondere unabhängige Beratungs- und Unterstützungsangebote unverzichtbar.
In der deutschen Verbandslandschaft sticht der Deutsche Turner-Bund nicht nur wegen seiner schieren Größe, der Körperbetontheit seiner Disziplinen und den frühen Leistungshöhepunkten seiner Athletinnen und Athleten in besonders jungen Jahren heraus. Nach den Vorfällen in Chemnitz entwickelte er sich durch den Kultur- und Strukturprozess „Leistung mit Respekt“ und die Verabschiedung eines Safe Sport Codes, noch vor den Beschlüssen der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember, zu einem Vorreiter für sicheren und gewaltfreien Sport.
Ein großer Spitzenverband wie der DTB kann also gut in Sachen Safe Sport aufgestellt sein und in bester Absicht handeln. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass ihm, selbst als Vorreiter, keine Fehler unterlaufen oder Betroffene mit dem Handeln des Verbands vollends zufrieden sind. Das bedeutet auch nicht, dass sich ein breit getragener Struktur- und Kulturwandel unmittelbar in den regionalen oder lokalen Ebenen der Sportpyramide bemerkbar macht. Eine solch nachhaltige Entwicklung braucht Zeit (und Geld).
Viele Sportorganisationen verstehen die Notwendigkeit von (unabhängiger) Aufarbeitung besser, wenn sie einmal mit der Bewältigung von Gewalt- und Missbrauchsfällen in ihrer Struktur konfrontiert worden sind. Der DTB gehört in diese Kategorie. Seit Chemnitz hat sich der Verband Glaubwürdigkeit und Integrität im Handlungsfeld aufgebaut, so dass ihm die angemessene Durchführung des bereits angekündigten Aufarbeitungsprozesses sowie die dafür nötige Fehlerkultur zuzutrauen ist.
Aufarbeitungsprozesse sind komplex und erfordern Sorgfalt, weshalb alle Beteiligten Zeit und Geduld aufbringen müssen. Der bevorstehende Prozess soll die offenen Fragen und Geschehnisse mit Sensibilität für die Betroffenen klären. So können belastbare Schlüsse zu Fehlverhalten, strukturellen Defiziten sowie zur Wirksamkeit von Meldesystemen, Interventionen und Kommunikationsprozessen gezogen werden. Die menschenrechtliche Verantwortung von Sportorganisationen gebietet es darüber hinaus, das Leid der Betroffenen im Rahmen der Aufarbeitung nicht nur anzuerkennen und ihre Geschichten zur Verbesserung der eigenen Strukturen heranzuziehen - sondern ihnen auch in angemessener Form Wiedergutmachung für das widerfahrene Unrecht zuteilwerden zu lassen.
Je intensiver derweil an der Safe-Sport-Architektur gearbeitet wird und je besser die Angebote für Betroffene und Whistleblower werden, desto mehr Meldungen und Fälle werden ans Licht kommen. Werden dadurch zumindest kurz- und mittelfristig noch umfangreicher strukturelle und kulturelle Unzulänglichkeiten von Sportorganisationen im Umgang mit Fällen zu Tage gefördert, gilt es das auszuhalten. Ein systemisches Transformationsvorhaben dieser Größenordnung dürfte zunächst Schmerzen im Sport auslösen. Was wie Rückschritt und Rückschlag aussieht, kann Ausdruck von Fortschritt und Wandel zum Besseren sein.
Für das Gelingen dieser Transformation sind neben der zwingenden Umsetzung des Safe Sport Codes in der Fläche weitere Reformschritte notwendig: ein sinnvolles System von Zuständigkeiten und Zuständigkeitsabgaben, die flächendeckende Anwendung von Standards, effektive Meldesysteme, eine angemessene Ausstattung des unabhängigen Zentrums für Safe Sport sowie die Stärkung sportinterner Kapazitäten sowie der Aufbau einer dezidierten (echten) Schiedsgerichtsbarkeit. Zudem müssen regulatorische Rahmenbedingungen gestaltet werden, etwa durch Anpassung von Fördervoraussetzungen und die Schaffung bereichsspezifischer Datenschutzregelungen für rechtssichere Datenverarbeitung im Safe-Sport-Ökosystem.
Dass Kinder und Jugendliche wirksam und umfassend vor Gewalt- und Missbrauchshandlungen im Sport geschützt werden, kann in den 2030er Jahren zu einer Selbstverständlichkeit werden. Dieses Fernziel sollte alle handelnden Akteure außer- und innerhalb des Sports einen und motivieren, nun die weiteren Schritte hin zu einem ganzheitlichen Schutzsystem auf dem Fuße folgen zu lassen.
Informationen für Betroffene und Ratsuchende: Anlauf gegen Gewalt bietet Hilfe. Die unabhängige Anlaufstelle ist eine Initiative von Athleten Deutschland für Leistungssportler*innen, die psychische, physische und/oder sexualisierte Gewalt erfahren oder in Vergangenheit erfuhren. Die Anlaufstelle ist telefonisch unter 0800 90 90 444 (montags, mittwochs und freitags von 9.00 bis 13.00 Uhr, dienstags und donnerstags von 16.00 bis 20.00 Uhr) oder per E-Mail unter kontakt(at)anlauf-gegen-gewalt.org erreichbar.
Neben telefonischer und/oder schriftlicher Beratung bietet Anlauf gegen Gewalt bei Bedarf auch psychotherapeutische und/oder rechtliche Erstberatung an. Der Erstkontakt ist selbstverständlich anonym möglich. Betroffenen steht zudem die Möglichkeit offen, von Expert*innen längerfristig und weitergehend begleitet und unterstützt zu werden.
(Autor: Maximilian Klein (31/Berlin), stellvertretender Geschäftsführer des Vereins Athleten Deutschland)
„Ich bin gern bereit, die Zukunft des DOSB mitzugestalten“
Langeweile? Kennt er nicht. Die Liste an Ehrenämtern, die Volker Bouffier ausübt, könnte locker zwei Leben abdecken. In der Anwaltskanzlei Bouffier & Wolf in seiner Heimatstadt Gießen, die der 73-Jährige 1978 gründete, hilft der Jurist in Urlaubs- und anderen Stressphasen als Notarvertreter aus. Im Sommer des vergangenen Jahres ging er sogar unter die Musiker, vertonte mit dem Wetzlarer Elektro-Künstler Thomas Albertsen Textzeilen aus Goethes „Werther“. Und er hätte sich durchaus damit anfreunden können, in diesem Jahr etwas mehr Freizeit mit der Familie zu verbringen. „Ich habe nicht nach neuen Aufgaben gesucht“, sagt Volker Bouffier.
Aber die neue Aufgabe, zum 1. Januar im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nach der einvernehmlichen Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester als Vorstand für besondere Aufgaben einzusteigen, hat ihn gefunden. Und weil der Mann, der zwischen 2010 und 2022 als Ministerpräsident die hessische Landesregierung anführte, von jeher davon überzeugt ist, dass gesellschaftliches Engagement extrem wichtig und nichts ist, was man immer den anderen überlassen sollte, hat er zugesagt, als aus der DOSB-Führung die Bitte um Hilfe an ihn herangetragen wurde. „Der DOSB war in einer Notsituation, und nachdem man mir gesagt hatte, dass jemand gesucht wird, der sich mit Politik und Sport auskennt, und mir skizziert wurde, wie ich dazu beitragen kann, die Notsituation zu lindern, bin ich nun gern bereit, die Zukunft mitzugestalten“, sagt er.
Vorstand für besondere Aufgaben, das klingt spannend und ein wenig schwammig zugleich. Volker Bouffier will sich bis Mitte Januar Zeit nehmen, um die Stellenbeschreibung mit Inhalt aufzuladen. Trotzdem hat der Politik-Profi natürlich längst eine Agenda erstellt, nachdem er vor Weihnachten ein erstes Gespräch mit dem bestehenden Vorstandsteam geführt und sich über den Jahreswechsel einen Überblick über alle wesentlichen DOSB-Felder verschafft hatte. Auch wenn er keine 15-Stunden-Tage, die in der Politik Usus waren, mehr anstrebt, ist ihm bewusst, dass die kommenden sechs Monate intensive Arbeit versprechen. „Arbeit, die auch für mich noch einmal neue Herausforderungen bereithalten wird, aber auf die ich mich sehr freue“, sagt er.
Seine aktive Sport-Karriere startete im Boxen
Schließlich ist Sport seit seinen Kindertagen steter Begleiter. Als Junge war Volker Bouffier zunächst im Boxverein aktiv, auf Wunsch der Eltern wechselte er vom Faustkampf zum Turnen, auf eigenen Wunsch dann in den Teamsport, „wo ich mich sofort am richtigen Platz fühlte“. Handball und Fußball probierte er aus, im Basketball fand er seine sportliche Heimat, brachte es im MTV Gießen, wo er unter Dirk-Nowitzki-Entdecker Holger Geschwindner trainierte, bis zum Jugend-Nationalspieler - ehe die aktive Karriere im Alter von 23 Jahren wegen eines schweren Autounfalls in Österreich ein jähes Ende fand. „Von da an habe ich mich mit Schwimmen und Beachvolleyball im Urlaub so gut wie eben möglich fit gehalten, aber nie die Verbindung zum Sport verloren“, sagt Bouffier, der seinen Coach Geschwindner, aber auch den ehemaligen Handball-Bundestrainer Heiner Brand und die Fußball-Weltstars Franz Beckenbauer und Rudi Völler zu seinen Sportidolen zählt.
Warum ihm der Sport immer wichtig war? „Weil ich davon überzeugt bin, dass Sport die größte Ressource ist, die unsere Gesellschaft hat. Sport erreicht alle Schichten, er ist klassenlos, rassenlos und absolut konkurrenzlos, wenn es um das wichtige Thema Integration geht. Das ist bis heute meine Philosophie und der wichtigste Grund, warum ich mich nun auch im DOSB engagiere“, sagt Volker Bouffier, seit 2018 Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und 2023 für herausragende Verdienste um die Förderung und Entwicklung des Sports mit der Ehrenmedaille des DOSB ausgezeichnet. Er habe zwar noch nie Sportpolitik betrieben, „aber in all meinen Ämtern immer Politik für den Sport gemacht.“ Die tägliche Sportstunde zum Beispiel, die hat er schon vor 25 Jahren gefordert - und wurde dafür ausgelacht.
Schwimm-Weltmeisterin Isabel Gose ist „Sportlerin des Monats“
Schwimmerin Isabel Gose ist von den rund 4.000 Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 39,52 Prozent der Stimmen zur „Sportlerin des Monats“ Dezember gewählt worden. Die 22-Jährige vom SC Magdeburg triumphierte bei der Schwimm-WM auf der Kurzbahn in Budapest mit rund fünfeinhalb Sekunden Vorsprung über die 1.500-Meter-Distanz. Über 800 Meter Freistil gewann sie zudem Silber.
Die Leistung von Isabel Gose, die seit 2015 von der Sporthilfe unterstützt wird, honorierten Deutschlands Spitzenathlet*innen bei der von der Sporthilfe durchgeführten „Sportler*in des Monats“-Wahl mit Platz eins. Anders als etwa bei Journalist*innen- oder Publikumswahlen stimmen hier ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- und Spitzenathlet:innen ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note.
Platz zwei bei der Sporthilfe-Wahl belegt Skispringer Pius Paschke (30,57 %). Der 34-Jährige vom WSV Kiefersfelden glänzte im vergangenen Dezember mit insgesamt vier Weltcupsiegen und trug damit zum Jahresende das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Führenden. Auf Platz drei wurde Biathletin Franziska Preuß (29,91 %) gewählt. Bei den Weltcuprennen in Hochfilzen und Annecy gewann die 30-Jährige vom SC Haag drei Rennen, holte drei weitere Podestplätze und führt seither die Wertung im Gesamtweltcup an.
Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athlet*innen von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.
(Quelle: Deutsche Sporthilfe)
Im Sportjahr 2025 bleibt keine Zeit zum Durchschnaufen
Nach dem begeisternden Sportjahr 2024 geht es nahtlos weiter. Auch 2025 verspricht reichlich sportliche Highlights: Gleich drei internationale Multisportveranstaltungen stehen für die Team D-Athlet*innen an: das European Youth Olympic Festival (EYOF) im Winter in Georgien, das EYOF im Sommer in Nordmazedonien sowie die World Games in China.
Bereits im Februar geht es los mit dem Winter-EYOF 2025: Vom 9. bis 16. Februar treten in Bordschomi und Bakuriani (Georgien) über 950 Nachwuchsathlet*innen in acht olympischen Wintersportarten an.
Das nächste Highlight folgt im Juli mit dem Sommer-EYOF 2025 in Skopje (Nordmazedonien). Vom 20. bis 26. Juli 2025 messen sich rund 4.000 Nachwuchsathlet*innen aus 48 europäischen Ländern in 15 verschiedenen Sommersportarten, darunter Leichtathletik, Judo, Schwimmen und Tischtennis. Skopje will nicht nur für spannende Wettkämpfe sorgen, sondern auch mit einem kulturellen Fest begeistern.
Im August steht für Team D das dritte große Multisportevent des Jahres an: Bei den World Games 2025 messen sich die weltbesten Athlet*innen der nichtolympischen Sportarten vom 7. bis 17. August 2025 in Chengdu (China). Über 4.200 internationale Athlet*innen treten in 35 Sportarten an, darunter Flag Football, Orientierungslauf und Cheerleading. Bei der bislang letzten Ausgabe in Birmingham (USA) 2022 sicherte sich das Team D mit 47 Medaillen den 1. Platz im Medaillenspiegel.
Sporthighlights für Team D:
- Winter-EYOF 2025: Vom 9. bis 16. Februar in Bordschomi und Bakuriani (Georgien)
- Sommer-EYOF 2025: Vom 20. bis 26. Juli 2025 in Skopje (Nordmazedonien)
- World Games: Vom 7. bis 17. August 2025 in Chengdu (China)
Neben diesen drei Großereignissen für das Team D prägen 2025 auch zwei weitere internationale Multisportveranstaltungen das Sportjahr:
Vom 8. bis 15. März finden in Turin (Italien) die Special Olympics World Winter Games 2025 statt. Dort treten über 50 deutsche Athlet*innen in acht Sportarten an. Ziel ist es, ein starkes Zeichen für Inklusion im Sport zu setzen.
Ein weiteres Highlight im eigenen Land sind die FISU World University Games im Juli 2025 im Ruhrgebiet. In Bochum, Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Hagen und Berlin als Außenstandort kämpfen 8.500 Studierende aus 150 Ländern in 18 Sportarten um Medaillen. Die World University Games gelten als das größte Multisportevent des Jahres 2025.
Neben diesen Großveranstaltungen finden 2025 weltweit viele weitere spannende Sportwettbewerbe statt:
- Handball-WM (Männer): 14. Januar – 2. Februar in Dänemark, Norwegen und Kroatien
- Turn-EM (Frauen und Männer): 26. Mai – 28. Mai in Leipzig
- Deutsches Turnfest (Frauen und Männer): 28. Mai – 1. Juni in Leipzig
- Basketball-EM (Frauen): 18. Juni – 29. Juni in Hamburg (Vorrunde) und Tschechien, Griechenland und Italien
- Fußball-EM (Frauen): 2. Juli – 27. Juli in der Schweiz
- Schwimm-WM (Frauen und Männer): 11. Juli – 3. August in Singapur
- Hockey-EM (Frauen und Männer): 8. August – 17. August in Mönchengladbach
- Basketball-EM (Männer): 27. August – 14. September in Lettland, Finnland, Zypern und Polen
- Leichtathletik-WM (Frauen und Männer): 13. September – 21. September in Japan
- Rugby-WM (Frauen): 22. August – 27. September in England
Bei all diesen aufregenden Sportereignissen drücken wir ganz Sportdeutschland die Daumen. Macht 2025 sportlich, emotional und unvergesslich!
(Quelle: DOSB)
... und einen sportlichen Start in 2025!
Mit dem Ende des begeisternden Sportjahres 2024 steht auch die besinnliche Weihnachtszeit vor der Tür. Der DOSB bedankt sich herzlich bei allen Mitgliedsorganisationen, Vereinen und Partnern für die erfolgreiche Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Euch allen wünschen wir frohe Weihnachten, entspannte Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Möge 2025 für uns alle ein Jahr voller Gesundheit, Zufriedenheit und sportlicher Erfolge sein.
Die Geschäftsstelle in der Otto-Fleck-Schneise ist ab 23. Dezember 2024 geschlossen. Ab dem 2. Januar 2025 sind wir wieder in gewohnter Weise für Eure Anliegen da.
„Dieses Weihnachtsfest hat einen ganz besonderen Stellenwert”
Weihnachten, das war für ihn schon immer das herausragende Fest des Jahres. „Mein Geburtstag ist auch schön, aber an Weihnachten spürt man am stärksten, welche Bedeutung die Familie hat, und das mag ich sehr“, sagt Lukas Dauser. Doch obwohl die drei Festtage grundsätzlich etwas sehr Besonderes sind für den Barren-Weltmeister von 2023, der seine internationale Turnkarriere nach den Olympischen Spielen in Paris beendet hatte, wird Weihnachten in diesem Jahr einen ganz eigenen Stellenwert haben. Es ist das erste Fest, das Lukas und seine Frau Viktoria mit einem eigenen Kind erleben werden.
Der Tag, der das Leben des seit 2023 verheirateten Paars in das Davor und das Danach teilt, ist der 9. September 2024. An jenem Tag kam in Neuburg an der Donau der gemeinsame Sohn Willi zur Welt, dessen Name entgegen der Vermutung mancher nicht an einen männlichen Verwandten erinnert, sondern beiden einfach gut gefiel. „Schon die Geburt war der Wahnsinn. Ich würde behaupten, dass ich eine hohe Schmerztoleranz habe, aber was die Frauen bei einer Geburt leisten, davor habe ich riesigen Respekt“, gibt Lukas zu. In dem Moment, als er die Nabelschnur durchtrennen durfte, wurde ihm bewusst, dass der Alltag, den er kannte, fortan nicht mehr existieren würde. „Auf diese Verantwortung für einen anderen Menschen kann man sich nicht vorbereiten. Wenn ich früher Kinder im Arm gehalten habe, wusste ich, dass ich die auch wieder abgeben kann. Willi wird nun immer bei uns sein, zumindest bis er erwachsen ist, aber ich finde das wunderschön“, sagt er.
Krasser Sommer: Nach Olympia folgten Umzug und Geburt
Die Elternschaft hatte aber auch deswegen ihr Gutes, weil Lukas das berüchtigte schwarze Loch, das Sportlerinnen und Sportler nach dem Karriereende zu verschlucken droht, nicht fürchten musste. Kurz nach den Spielen in Frankreich, die er auf einem für ihn nicht ganz befriedigenden siebten Rang im Barrenfinale abgeschlossen hatte, war er von Halle an der Saale nach Neuburg gezogen. Ein deutliches Stück näher in Richtung seiner in München lebenden Eltern, das war ihm als gebürtigem Bayern angesichts der bevorstehenden Geburt wichtig. Und Viktoria, die aus Berlin stammt und ihr Elternhaus noch immer dort hat, hatte keine Einwände. „Vicky mag Bayern auch, und nach eineinhalb Jahren Fernbeziehung, weil sie als Zahnärztin bei der Bundeswehr in Hannover stationiert war, sind wir einfach nur froh, jetzt zu dritt zusammenleben zu können“, sagt Lukas.
Als dann der Kleine endlich geboren war, gab es für Gedanken an den Leistungssport kaum noch Raum. Nach seiner Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio hatte Lukas erlebt, wie es ist, wenn all der Druck mit einem Mal abfällt, weil der gewohnte Lebensinhalt wegbricht. Die Geburt des Sohnes strukturierte den Alltag vollkommen neu. „Jeden Tag lernt er etwas Neues dazu, deshalb genieße ich es extrem, diese Phase miterleben zu können. Am liebsten möchte ich keinen Tag mit Willi verpassen“, sagt Lukas. Und auf die anstehenden Festtage freut er sich besonders. Erst seit zwei Jahren feiert das Paar, das sich 2012 beim Schauturnen in Halle an der Saale kennen gelernt hatte – Viktoria war damals noch als Rhythmische Sportgymnastin aktiv –, gemeinsam. „Bis dahin waren wir Heiligabend bei unseren Familien und sind dann hin- und hergereist. Das ist jetzt deutlich entspannter.“
Wobei „entspannter“ mit neugeborenem Kind natürlich relativ ist, zumal Weihnachten in diesem Jahr für die Dausers schon in der Woche vor dem Fest begann. Um die Festlichkeiten mit Säugling ein wenig zu entzerren, hatten sie sich dazu entschieden, Viktorias Eltern vor dem Heiligen Abend im neuen Familienheim in Neuburg zu empfangen. Den Christbaum – den ersten im eigenen Haushalt überhaupt – hatten sie deshalb schon deutlich früher geschmückt, und zwar in Kooperation. „Ich habe angefangen, während sie Willi gestillt hat, und dann hat sie das Feintuning übernommen. Ich bin nicht der beste Schmücker.“
Die Familie Dauser pflegt einen schönen Weihnachtsbrauch
Am Heiligen Abend geht es zu Lukas‘ Eltern nach München, wo traditionell Würstchen mit Sauerkraut und Bratkartoffeln auf dem festlichen Speiseplan stehen. Ob es für den Besuch des Krippenspiels reicht, hängt von Willis Laune ab. „Wir sind zwar katholisch erzogen worden, allerdings nicht so streng, dass der Kirchgang oberste Pflicht ist. Wir gehen aber gern in die Kirche, wenn wir es einrichten können“, sagt er. Für den Ersten Feiertag, wenn seine beiden älteren Schwestern mit ihren Familien dazukommen, haben die Dausers neben dem klassischen Gänsebraten („Der ist meinem Vater sehr wichtig“) seit zehn Jahren einen sehr schönen Brauch. Eine Person bereitet einen Jahresrückblick vor, in dem die wichtigsten Familienthemen des ablaufenden Jahres angerissen werden. „Darüber kommen wir dann ins Gespräch, das genießen alle immer sehr“, sagt Lukas. Dass Willi ein wichtiger Bestandteil dieser Gespräche sein wird, versteht sich von selbst.
Am Zweiten Feiertag wollen Viktoria und Lukas so viel wie möglich entspannen. „Die Besinnlichkeit ist uns wichtig, bei Kerzenschein und Lichterketten beisammensitzen und nichts tun, das genießen wir“, sagt er. Vielleicht gibt es noch einen Weihnachtsfilm – früher war das „Sissy“, jetzt eher „Kevin allein zu Haus“. Und, ganz wichtig: Ein Familienfoto am Weihnachtsbaum muss noch gemacht werden. „Wir haben uns vorgenommen, das bis zu Willis 18. Geburtstag jedes Jahr zu machen, um daran den Lauf der Zeit nachverfolgen zu können.“ Dass es nicht bei drei Personen bleiben muss auf diesem Bild, darüber besteht Einigkeit. „Schauen wir mal, wie das mit Geschwistern so wird“, sagt Lukas vielsagend.
Lukas bleibt in der Bundesliga für Straubenhardt aktiv
Ein wenig Weihnachtsruhe wird den jungen Eltern guttun, denn über Silvester kommt eine befreundete Familie, die auch gerade frisch Nachwuchs am Start hat, in Neuburg zu Besuch. „Dann lassen wir das Jahr anständig ausklingen und werden wahrscheinlich alle um 0.30 Uhr schon ins Bett wollen“, sagt er und lacht. Vorsätze für 2025 hat er auch schon gefasst. Sein Studium des internationalen Managements will er mit der Bachelorarbeit abschließen, solange Viktoria in Mutterschutz ist. „Ich gebe mir bewusst ein Jahr Zeit, um herauszufinden, was ich beruflich machen will.“
Mit Sport soll es auf jeden Fall weiterhin zu tun haben, aber eher im Management als im Trainerbereich, obwohl er künftig als Übungsleiter Kindergruppen anleiten möchte. Die kommende Bundesligasaison will Lukas Dauser noch für die KTV Straubenhardt absolvieren, „das ist wichtig, um nicht von hundert auf null herunterzufahren.“ Dass er über die Festtage für drei Wochen keine Turnhalle von innen sehen wird, hat es in seinem Leben seit 20 Jahren nicht gegeben. Aber er genießt diese freie Zeit; eine Zeit, die in dieser Konstellation nie mehr zurückkommen wird. „Das erste Weihnachten mit eigenem Kind ist extrem spannend. Wir freuen uns sehr darauf!“
Genießt es, liebe Dausers – und auch allen anderen Mitgliedern der deutschen Sportfamilie wünscht die DOSB-Presse geruhsame, friedliche und fröhliche Weihnachtstage!
(Quelle: DOSB)
41 Millionen Euro Förderung für Spitzenverbände
Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hat die Entscheidung über die Förderung der 28 Spitzenverbände des olympischen Sommersports für das Jahr 2025 bekannt gegeben. Die Entscheidung basiert auf einer gemeinsamen Empfehlung einer Förderkommission, die aus Mitgliedern des BMI und des DOSB besteht. Ziel der Förderung ist es, die Sportarten und Disziplinen mit dem größten Potenzial auf einen Erfolg bei den nächsten Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 2028 bestmöglich zu unterstützen.
Die Förderentscheidung umfasst die Jahresplanung der Bundesportfachverbände des Spitzensports, darunter die Trainings- und Lehrgangsmaßnahmen der Spitzenverbände sowie die Teilnahme an Wettkämpfen, die im Hinblick auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 von Bedeutung sind. Insgesamt wurden für die Maßnahmen der Spitzenverbände im Jahr 2025 rund 41 Millionen in Aussicht gestellt. Der Berechnungsschlüssel zur Verteilung der Fördermittel sowie FAQs zur Förderung werden im Januar 2025 auf der Website des BMI veröffentlicht.
Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium: „Deutschland ist eine begeisterte Sportnation. Unsere Athletinnen und Athleten des Team D geben alles für ihren Sport. Dafür haben sie die ganze Unterstützung verdient und deswegen fördern wir die Spitzenverbände bestmöglich. Damit das Team D auch künftig weiterhin international exzellente Leistungen erbringen kann, müssen wir die Spitzensportreform gemeinsam weiter vorantreiben.“
Olaf Tabor, Vorstand Leistungssport beim DOSB: „Nachdem bereits im September über die Personalmittel entschieden worden ist, gibt es nun durch die Entscheidung über die Jahresplanungsmittel für die Spitzensportverbände Planungssicherheit auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028. Gemeinsam mit den Verbänden und dem BMI setzen wir alles daran, die Potenziale unserer Athlet*innen und Trainer*innen bestmöglich zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit des Team D langfristig zu sichern.“
Die Förderempfehlung der Förderkommission erfolgt im Wesentlichen auf der Grundlage des Berichtes der Potenzialanalysekommission (PotAS) und den Strukturgesprächen des DOSB. Der PotAS-Bericht der unabhängigen Potenzialanalysekommission bewertet die einzelnen Sportarten und Disziplinen des olympischen Sommersports. Er bietet eine objektive sportwissenschaftliche und sportfachliche Grundlage für die Vergabe von Fördermitteln unter Berücksichtigung der sportlichen Erfolge, Potenziale und Strukturen der olympischen Sommersportverbände und ihrer Disziplinen. Die Ergebnisse der PotAS-Analyse bilden die objektive Datengrundlage für die Förderentscheidung des BMI.
Im Frühjahr und Sommer 2024 fanden zudem umfangreiche Strukturgespräche des DOSB mit den olympischen Sommersportverbänden statt. In diesen Gesprächen wurden die Strukturen und Bedarfe der Spitzenverbände basierend auf sogenannten Weltstandsanalysen und Leistungsparametern für den neuen olympischen Sommersportzyklus erörtert. Bei der Weltstandsanalyse werden die sportliche Leistung, Leistungsfaktoren und die Leistungsstruktur in einer Sportart oder Sportartengruppe in wissenschaftlichen Verfahren ermittelt und bewertet. In einem weiteren Schritt wird die sportartspezifische Wettkampfleistung in Beziehung zu Trainingsdaten und organisationsstrukturellen Aspekten gesetzt. Diese zur Zielerreichung für die kommenden Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 notwendigen Bedarfe bilden die zweite Grundlage der Förderentscheidung.
Die Förderentscheidung beinhaltet eine Mindestförderung, um Trainings- und Wettkampfmaßnahmen von perspektivreichen Athletinnen und Athleten für die übernächsten Olympischen Spiele abzusichern.
Eine Entscheidung zur Förderung des Leistungssportpersonals der Verbände erfolgte bereits im September dieses Jahres. Im Bereich des Leistungssportpersonals wird insbesondere die Vergütung von Trainerinnen und Trainern sowie deren Weiter- und Fortbildung gefördert. Zusätzlich zur Förderung der Spitzensportverbände werden für die Förderung des Leistungssportpersonals für den Zeitraum 2025 bis 2028 jährlich rund 39 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen der ab dem 1. Januar 2025 geltenden vorläufigen Haushaltsführung können bis zur Verkündung des Bundeshaushaltsgesetzes 2025 zunächst nur anteilige Bewilligungen der Fördersummen der Jahresplanung erfolgen. Die Förderung des Leistungssportpersonals erfolgt in vollem Umfang.
(Quelle: BMI)
„Wir müssen uns nicht immer kleiner machen, als wir sind“
Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,
ich vermute, dass ich den allermeisten von euch aus der Seele spreche, wenn ich sage, dass ich mich zum Abschluss des Jahres 2024 auf ein paar geruhsame Tage freue. Es war in vielen Belangen ein anstrengendes Jahr; eines, das uns nicht nur gesellschaftlich und politisch, sondern auch in der gesamten Breite des deutschen Sports im Allgemeinen und im Deutschen Olympischen Sportbund im Besonderen teilweise extrem gefordert hat. Insbesondere die vergangenen vier Wochen mit der Abberufung unseres Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester, die wir mit der Unterzeichnung eines Aufhebungsvertrags einvernehmlich zu einem friedlichen Ende bringen konnten, waren hart für uns als Organisation und für alle daran Beteiligten. Hätte ich mir einen anderen Verlauf gewünscht? Selbstverständlich! Aber manche Dinge entwickeln sich leider in Richtungen, die man nicht vorhersehen kann, und die entsprechende Handlungen erfordern.
Schauen wir aber zunächst auf die schönen Seiten, die uns 2024 sportlich beschert hat. Ohne Frage überlagern die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Paris emotional alles, was der Sportkalender sonst noch zu bieten hatte. Als ich am ersten Wettkampftag live dabei sein durfte, als Lukas Märtens Gold über 400 Meter Freistil aus dem Schwimmbecken fischte, wuchs sofort dieses Gefühl in mir, dass es großartige Spiele werden könnten. Und diese Hoffnung wurde dank der herausragenden Organisation, dank der atemberaubenden Atmosphäre in der Stadt und an allen Venues und auch dank der Leistungen unseres Teams mehr als erfüllt. Ja, wir sind nur noch Zehnter im Medaillenspiegel. Ja, es war das schwächste Abschneiden seit der Wiedervereinigung. Aber: Es waren mehr Goldmedaillen als in Tokio, es waren bis auf Wasserball, Siebener-Rugby und die Fußballmänner alle Teams qualifiziert, die es auch alle mindestens bis ins Viertelfinale geschafft haben. Und hätten wir am Abschlusswochenende nur eine unserer drei Goldchancen genutzt, wären wir im Medaillenspiegel Achter gewesen.
Deshalb sage ich, auch mit Blick auf unsere immer wieder herausragenden Wintersport-Athletinnen und -Athleten: Wir müssen uns im deutschen Sport nicht immer kleiner machen, als wir sind! Wir dürfen durchaus mit Selbstbewusstsein auf die Entwicklung schauen, die auf vielen Ebenen angestoßen wurde und mit viel Akribie und Fleiß weiterverfolgt wird. Knapp 28,8 Millionen Menschen sind in unserem Land in den rund 86.000 Sportvereinen organisiert. Mehr Mitgliedschaften gab es nie, deshalb war die Bekanntgabe dieser Rekordzahl für mich ein Höhepunkt unseres Sportjahres. Diese enorme Zahl zeigt uns, dass wir alle gemeinsam in der Nach-Corona-Phase niemals resigniert, sondern unsere Hausaufgaben erledigt haben und sehr aktiv waren, um so viele Menschen wie möglich in Bewegung zu bringen oder zu halten, was auch dank der Beitragserhöhungen im DOSB möglich ist. Dafür möchte ich allen Beteiligten - explizit auch der Politik für die Bereitstellung notwendiger finanzieller Mittel – meinen herzlichsten Dank aussprechen.
Mehr Wertschätzung für Ehrenamtliche
Ich verschließe aber selbstverständlich nicht die Augen vor den Problemen, die die wachsende Zahl an Sporttreibenden auch mit sich bringt. Vielerorts kommen Vereine an ihre Belastungsgrenzen oder überschreiten diese sogar regelmäßig, weil Sportplätze, Turn- und Schwimmhallen entweder überfüllt oder zu marode sind, um sie zur Nutzung anbieten zu können. Auch ich kenne aus eigener Anschauung Hallen, die noch genauso ausgestattet sind wie vor 40 Jahren, als ich dort als aktiver Tischtennisspieler trainierte. Dieser Investitionsstau, der sich Berechnungen von Experten zufolge auf bis zu 31 Milliarden Euro summiert, ist eine Aufgabe, für die wir in Zusammenarbeit mit der Politik Lösungen finden müssen. Gleiches gilt für eine deutlich höhere Wertschätzung für unsere Trainerinnen und Trainer sowie alle ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den Vereinen und Verbänden. Wir sind es diesen Menschen, die das Rückgrat unseres Sportsystems bilden und in freundlichen Reden immer wieder als unabkömmlich für die einzigartige deutsche Vereinslandschaft gepriesen werden, schuldig, endlich mehr für sie herauszuholen als schöne Worte und einen warmen Händedruck. Selbstverständlich weiß ich um die schwierige Haushaltslage, aber es ist unabhängig davon unsere Aufgabe, hier gemeinsam für Verbesserungen zu sorgen.
Manche Menschen, die die Arbeit unseres DOSB begleiten und bewerten, haben in den vergangenen Wochen und Monaten den Eindruck gewonnen, dass wir uns mit der Fülle an Großprojekten viel aufgebürdet, ja, uns an mancher Stelle vielleicht sogar überhoben haben. Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele; die Schaffung eines Sportfördergesetzes, das wichtige Rahmenbedingungen verbindlich und unabhängig von Regierungskonstellationen festschreibt; dazu die Einführung des Safe Sport Codes im DOSB, der verbindliche Richtlinien für den Umgang mit interpersonaler Gewalt bietet: Natürlich sind das viele große Themen zur gleichen Zeit. Aber auch wenn ich mich ein ums andere Mal besorgt gefragt habe, wie unser hauptamtlicher Vorstand und all die Mitarbeitenden mit diesen Belastungen umzugehen verstehen, kann ich sagen, dass sich niemand bei mir darüber beklagt hat. Das ist für mich ein beeindruckendes Zeichen der Kraft, die im DOSB steckt, und die auch mich antreibt, viele Stunden in mein Ehrenamt als Präsident zu investieren.
Auch wenn intern immer wieder kritisch und kontrovers diskutiert wird, bin ich froh und dankbar, dass wir als Team, als das Präsidium und Vorstand sich verstehen, zusammenhalten und dabei von den Mitarbeitenden mit höchstem Einsatz unterstützt werden. Dafür möchte ich jedem Einzelnen auch im Namen des Präsidiums meinen Dank aussprechen. Im Ausland stehen viele einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele positiv gegenüber, und bei aller kritischer Begleitung dieses Themas durch die Medien und unsere Bevölkerung spricht die Zustimmung von bundesweit mehr als 70 Prozent, die die jüngsten Umfragen ergeben haben, dafür, dass wir unsere Pläne im kommenden Jahr intensivieren und mit dem Internationalen Olympischen Komitee in den „Continuous Dialogue“ eintreten. Die Grundlage dafür, so hat es das IOC uns bestätigt, haben die Aussagen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf unserer Mitgliederversammlung gelegt, als sie die Autonomie des Sports für unantastbar erklärte. Dieser Schritt war extrem wichtig, nun können wir 2025 die nächsten Schritte gehen. Dafür möchte ich Nancy Faeser an dieser Stelle auch noch einmal ausdrücklich danken.
Safe Sport Code: Meilenstein und Dekadenprojekt
Ich verhehle nicht, dass wir schon in diesem Jahr beim Thema Bewerbung gern weiter gewesen wären, als wir es sind. Auch dass das Sportfördergesetz angesichts des Scheiterns der Ampel-Koalition nun höchstwahrscheinlich erst von der neuen Bundesregierung verabschiedet werden wird, ist nicht das, was wir uns gewünscht hätten. Unterm Strich bin ich mit dem Erreichten aber dennoch zufrieden, was ganz maßgeblich auch daran liegt, dass wir auf der Mitgliederversammlung mit der Einführung des Safe Sport Codes einen Meilenstein setzen konnten. Der organisierte Sport ist die erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland, die diesen Schritt gegangen ist. Uns allen ist bewusst, dass die Umsetzung Zeit brauchen wird, nicht umsonst wird der Code im DOSB als Dekadenprojekt bezeichnet. Aber wir haben uns auf den Weg gemacht, eine Kultur des Hinsehens zu schaffen, und eine zu hohe Zahl an negativen und oftmals wirklich widerwärtigen Fällen unterstreicht leider, wie notwendig eine solche Kultur ist. Umso mehr gilt mein Dank unserer Vorständin für Sportentwicklung, Michaela Röhrbein, und ihrem gesamten Team für die Umsetzung des Safe Sport Codes.
Hätte ich die Chance, eine Entscheidung aus dem nun ablaufenden Jahr rückgängig zu machen, würde ich gern die Kommunikation rund um die Vergabe der World Games 2029 an Karlsruhe auf eine ganz andere Ebene heben. Dort sind Fehler passiert, die der Mitbewerber aus Hannover und auch die Ethik-Kommission des DOSB zu Recht moniert haben, und die in dieser Form nicht wieder vorkommen dürfen. Ich habe dafür auf der Mitgliederversammlung um Entschuldigung gebeten und mein Wort gegeben, dass wir alles tun werden, um solche Fehler künftig zu vermeiden.
Ich bin überzeugt davon, dass wir mit der Bestellung von Volker Bouffier als Vorstand mit besonderen Aufgaben für das erste Halbjahr 2025 sehr gut aufgestellt sind, um die anstehenden Herausforderungen, die sich insbesondere durch die Neuwahl der Bundesregierung ergeben, bewältigen zu können. Dennoch brauchen wir schnellstmöglich eine Neubesetzung auf der Position des Vorstandsvorsitzes. Wir erwarten mit Spannung entsprechende Bewerbungen und wollen innerhalb der ersten Jahreshälfte 2025 die Person finden, die das Schiff mittelfristig auf Kurs halten soll. Aber wie beim Sportfördergesetz und der Bewerbungsthematik gilt auch hier: Gründlichkeit und Sorgfalt vor Schnelligkeit.
Lasst mich zum Abschluss noch eine Bitte mit euch teilen. Ich bin selbst in der Freizeit oft auf Sportplätzen oder in Sporthallen unterwegs, schaue mir Fußballspiele oder Turnwettkämpfe an und versuche auch, im Jahr 2025 mein Comeback an der Tischtennisplatte zu geben. Überall, wo ich hinkomme, spüre ich die Freude, mit der alle Beteiligten ihren Sport ausüben. Diese Freude am aktiven Sport dürfen wir niemals vergessen, sondern müssen sie bewahren, denn sie ist das, was uns alle ausmacht und antreibt. In diesem Sinne wünsche ich euch allen besinnliche, friedliche und sportliche Festtage und für 2025 viel Gesundheit, Erfolg und Durchhaltevermögen für die anstehenden Aufgaben.
Euer Thomas
Umfassende Aufarbeitung wahrt Werte der „Hall of Fame“
Die drei Träger der „Hall of Fame des deutschen Sports“ - Sporthilfe, Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) und Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) - wollen mittels einer umfassenden Aufarbeitung von Biografien aus der NS-Zeit die Grundwerte der 2006 ins Leben gerufenen Ruhmeshalle bewahren. Ein Grundpfeiler ist die Einberufung einer neuen Expertengruppe, die die Biografien der Mitglieder im historischen Kontext einordnen und so der Jury eine Handlungsempfehlung geben soll.
„Die Auseinandersetzung auch mit schwierigen Fragen stellt sicher, dass die Sporthilfe-Botschaft - ‚Leistung. Fairplay. Miteinander.‘ - im Sport gültig bleibt. Wir freuen uns deshalb, mit dem angestoßenen Prozess die großartige Botschaft der ‚Hall of Fame des deutschen Sports‘ und ihre Werte zu bewahren“, sagt Karin Orgeldinger, Mitglied des Vorstands der Sporthilfe. „Es bleibt aufgrund der Geschichte unseres Landes eine besondere Herausforderung. Wir verstehen die ‚Hall of Fame‘ als ein Forum, um die Geschichte des deutschen Sports und seiner Persönlichkeiten im Gedächtnis zu bewahren und Diskussionen darüber anzuregen. Deshalb sind wir in dem Kontext immer dankbar für Hinweise zu neuen relevanten Sachverhalten.“
Im März dieses Jahres hatte der Historiker Armin Jäger in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, dass in einigen Mitglieder-Biografien auf der „Hall of Fame“-Website deren NS-Mitgliedschaften nicht oder nur in unzureichender Art und Weise dargestellt waren. In Folge wurde der Sportjournalist und Historiker Erik Eggers von den drei Trägern beauftragt, die einschlägigen Dokumente wie NSDAP-Mitgliederkarteien und Entnazifizierungsakten zu heben. Eggers bestätigte in seinem Bericht an die Träger weitgehend die Erkenntnisse, so dass der sporthistorische Forschungsstand in die betroffenen Biografien auf der „Hall of Fame“-Website eingearbeitet wurden.
„Wir schätzen die Arbeit von Erik Eggers sehr, die er sich mit der Überprüfung der betroffenen Biografien gemacht hat und danken ihm sowie den weiteren Autor:innen, die anschließend die Überarbeitung der Texte für die Website übernommen haben“, so VDS-Präsident André Keil. „Das war eine sehr hilfreiche und wertvolle Vorarbeit, um jetzt den nächsten wichtigen Schritt zu gehen.“
Die in Gründung befindliche Expertengruppe, bestehend aus renommierten Sporthistoriker:innen, hat den Auftrag, eine Empfehlung auszusprechen, ob für einzelne Mitglieder ein Ausschlussverfahren angestoßen werden muss. „Die ‚Hall of Fame‘ hat zwar nicht den Anspruch, wissenschaftlich zu sein. Aber in solch kritischen Fragen sehen wir es als Träger als unabdingbar an, der Jury, die zum Großteil aus den lebenden Mitgliedern der ‚Hall of Fame‘ besteht, eine Einordnung und damit eine Handlungsempfehlung an die Hand zu geben“, sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert. Die Entscheidung über einen Ausschluss trägt die Jury, wofür eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich ist.
Mitglieder der „Hall of Fame“, die nach Beschluss der Jury ausgeschlossen werden, würden nicht komplett von der Website gelöscht werden. Vielmehr sollen ihre Biografien - mit entsprechender Begründung – in einer Sonderkategorie weiterhin den Website-Besucher:innen zugänglich sein. Damit soll die „Hall of Fame“ auch dem mit ihr einhergehenden Bildungsauftrag gerecht werden. Aktuell werden die Biografien, die sich in dem Aufarbeitungsprozess befinden, auf der „Hall of Fame“-Website mit einem einleitenden Satz kenntlich gemacht, aus dem hervorgeht, dass diese überprüft werden.
Über die „Hall of Fame des deutschen Sports“:
Die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr 2006 initiierte „Hall of Fame des deutschen Sports“ ist ein Forum der Erinnerung an Menschen, die durch ihren Erfolg im Wettkampf oder durch ihren Einsatz für Sport und Gesellschaft Geschichte geschrieben haben. Dazu zählen Athlet:innen und Trainer*innen wie Funktionär*innen und Gestalter*innen. Die „Hall of Fame“ soll dazu beitragen, die mehr als hundertjährige Geschichte des deutschen Sports und seiner Persönlichkeiten im Gedächtnis zu bewahren und Diskussionen anzuregen. Aktuell umfasst die Ruhmeshalle, die virtuell im Internet existiert, 131 Persönlichkeiten. Träger sind neben der Sporthilfe der Deutsche Olympische Sportbund und der Verband Deutscher Sportjournalisten.
(Quelle: Deutsche Sporthilfe)
Svenja Feiler und Carina Nigg gewinnen DOSB-Wissenschaftspreis
Mit seinem Wissenschaftspreis zeichnet der Deutsche Olympische Sportbund herausragende sportwissenschaftliche Qualifikationsarbeiten aus.
Zum Wettbewerb 2023/2024 wurden zehn Habilitationsschriften und 32 Dissertationen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen der Sportwissenschaft eingereicht. Die thematische, theoretische und methodische Vielfalt und die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten spiegeln den aktuellen Stand der Sportwissenschaft wider. Das Preiskuratorium unter Vorsitz von Prof. Dr. Oliver Höner wählte insgesamt sechs Arbeiten für einen Preis aus. „Der DOSB-Wissenschaftspreis gilt zurecht als der renommierteste Wissenschaftspreis in der deutschen Sportwissenschaft. Der Preis verkörpert bereits seit über sieben Dekaden eine wichtige Verknüpfung von Sportwissenschaft und organisiertem Sport in Deutschland. Noch nie wurden für diesen Preis so viele Arbeiten wie für den aktuellen Wettbewerb eingereicht: 42 Bewerbungen stellen einen Rekord dar. Die ist ein mehr als eindrucksvoller Beleg für die herausragende Bedeutung und man kann dem DOSB zur Ausrichtung dieses traditionsreichen Wettbewerbs nur gratulieren“, so der Kuratoriumsvorsitzende.
Die Titel der mit einem Ersten Preis ausgezeichneten Arbeiten lauten „Financing nonprofit sports clubs – Perspectives on core income sources and financial problems“ von Dr. Svenja Feiler (Deutsche Sporthochschule Köln) und von Dr. Carina Nigg (Universität Bern) Children’s and Adolescent’s Physical Activity and Health: The Role of Urban-Rural Living and Natural Environments”.
Den Zweiten Preis erhält Dr. Freddy Sichting (Technische Universität Chemnitz) mit seiner Arbeit “Genes, environments, and lifestyles - How an evolutionary perspective can help better understand the human locomotor system and its vulnerability to diseases”.
Der Dritte Preis wird sogar dreimal vergeben: Zum einen an Dr. Valeria Eckardt für ihre Dissertation „Better together? Exploring parental experiences in youth soccer from an interpersonal approach”, an Dr. Klaus Seiberth: “Dynamiken der Integration und der interkulturellen Öffnung im Sport” und an Dr. Sinika Timme: “Affective responses during exercise and situated exercise-related decision-making".
Die Preise sind mit einem Preisgeld von insgesamt 12.000 Euro verbunden. Die Festakademie zum Wettbewerb 2023/2024 wird am 31. Januar 2025 im Haus des Deutschen Sports in Frankfurt/Main stattfinden und bildet traditionell den Abschluss des Wettbewerbs. In diesem Rahmen wird DOSB-Präsident Thomas Weikert die Preise persönlich überreichen.
Anmeldungen zur Festakademie sind bis zum 12.01.2025 hier möglich.
(Quelle: DOSB)
Ute Schinkitz und Samir Suliman sind „DOSB Trainer*in des Jahres“
Im Rahmen der Gala „Sportler des Jahres“ am Sonntag (15. Dezember 2024) in Baden-Baden erhielten Ute Schinkitz (Leitende Bundestrainerin Para Schwimmen im Deutschen Behindertensportverband) und Samir Suliman (Disziplintrainer 3x3 Damen Deutscher Basketball Bund) den Preis als Anerkennung ihres herausragenden Engagements für ihre Athlet*innen und ihre Sportart.
Ute Schinkitz arbeitet nach Stationen am Landesstützpunkt Chemnitz und als Co-Trainerin Para Schwimmen seit 2008 mehr als erfolgreich als Bundestrainerin Para Schwimmen. Seither errangen die von ihr und ihrem Team betreuten Athlet*innen bei acht Weltmeisterschaften 45 Gold-, 52 Silber- und 44 Bronzemedaillen, bei fünf Europameisterschaften 35 Gold-, 47 Silber-, 52 Bronzemedaillen und bei vier Paralympics mit 9 Gold-, 15 Silber- und 18 Bronzemedaillen.
Wieviel Nähe, Zeit und Gemeinsamkeit sich hinter derartigen Zahlen verbergen, machten die einleitenden Worte von Para-Schwimmer Josia Topf, der in Paris mit Gold, Silber und Bronze einen kompletten Medaillensatz erkämpfte, im Rahmen der Ehrung deutlich: „Als wir uns vor über zwölf Jahren kennen gelernt haben, wusste ich nicht, dass ich den bisherigen Rest meines Lebens mit Dir verbringen würde.“
Ute Schinkitz beeindruckt neben hoher Expertise im Para Schwimmen auch durch ausgeprägte soziale Kompetenz. Für sie steht nicht nur der reine Erfolg im Vordergrund, sondern die ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit, insbesondere bei jungen Schwimmer*innen. Darüber hinaus engagiert sie sich innerhalb ihres Verbandes für die Anliegen der Trainerkolleg*innen, in dem sie seit 2018 der Trainerkommission des DBS vorsitzt und in dieser Funktion inzwischen zur Stellv. Vorsitzenden des Vorstands Leistungssport aufgestiegen ist.
Samir Suliman coachte die 3x3-Damen zum sensationellen Gold bei den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 und erreichte ebenfalls in diesem Jahr mit der weiblichen 3x3-U23 Platz 4 beim World Cup.
Basketball-Trainerlegende Dirk Bauermann sagte in seiner Videobotschaft: „In der Lage zu sein, in den wichtigsten Momenten die beste Leistung anzubieten, das schaffen nur die ganz Großen - die ganz großen Spielerinnen und die ganz großen Trainer.“
Als Trainer im 3x3 Basketball hat Samir Suliman es verstanden, die spezifischen Anforderungen dieser dynamischen und intensiven Sportart zu verinnerlichen und erfolgreich an seine Spielerinnen weiterzugeben. 3x3 Basketball verlangt taktische Flexibilität, schnelle Entscheidungen und einen besonders engen Teamzusammenhalt, da das Spiel auf engem Raum und in hohem Tempo stattfindet. Er begleitet seine Spielerinnen durch ihre sportliche und persönliche Entwicklung und ist stets darauf bedacht, dass sie nicht nur als Athletinnen, sondern auch als Menschen wachsen. Dabei fördert er Selbstreflexion und kritisches Denken, was insbesondere für junge Sportlerinnen von großer Bedeutung ist. Seine Athletinnen lernen durch sein Vorbild, dass Erfolg nicht nur durch sportliche Leistung, sondern auch durch ethisches Verhalten und respektvollen Umgang mit Gegnerinnen und Mitspielerinnen erreicht wird.
DOSB-Vizepräsidentin Miriam Welte, die Vorsitzende der Jury des „Trainer*in des Jahres“-Preises sagte: „Mit dieser Auszeichnung bringen wir Trainerinnen und Trainern die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen. Denn ohne sie gibt es keine derartigen sportlichen Erfolge wie in diesem Jahr zu feiern. Sie sind Vorbilder und leisten einen wichtigen Beitrag nicht nur zur sportlichen, sondern auch zur persönlichen Entwicklung ihrer Sportlerinnen und Sportler. “
DOSB-Präsident Thomas Weikert ergänzte: „Mit dieser Ehrung wollen wir die Aufmerksamkeit auf die Schlüsselrolle lenken, die Trainerinnen und Trainer bei sportlichem Erfolg, aber auch bei der ganzheitlichen Entwicklung der Athlet*innen innehaben. Bei allen Weichenstellungen, die im kommenden Jahr für die neuen Strukturen der deutschen Spitzensportförderung erfolgen sollen, müssen die Trainer*innen gemeinsam mit den Sportlern im Mittelpunkt stehen.“
Die Jury
Vorsitzende der Jury ist Miriam Welte, Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Bahnrad und Vizepräsidentin im DOSB. Außerdem gehörten ihr an: Ulla Koch, Vizepräsidentin Olympischer Spitzensport DTuB, Barbara Rittner, Bundestrainerin Tennis, Hermann Weinbuch, Bundestrainer Nordische Kombination, Christian Ehrhoff (Eishockey), Tobias Preuß (Mitglied der Athletenkommission des DOSB), Karin Orgeldinger, Stiftung Deutsche Sporthilfe, Olaf Tabor, DOSB-Vorstand Leistungssport.
Die bisherigen Preisträger*innen
2023: Isabell Sawade (Rhythmische Sportgymnastik) und Gordon Herbert (Basketball)
2022: Yulia Raskina (Rhythmische Sportgymnastik) und René Spies (Bob)
2021: Sabine Tschäge (Rudern) und Jörg Rosskopf (Tischtennis)
2020: Bernd Berkhahn (Schwimmen)
2019: Andreas Bauer (Skispringen)
2018: Detlef Uibel (Bahnrad)
2017: Jürgen Wagner (Beachvolleyball)
2016: Reiner Kießler (Kanu)
2015: Justus Wolf (Para-Ski alpin)
2014: Norbert Loch (Rodeln)
2013: Silvia Neid (Fußball) und Hermann Weinbuch (Nordische Kombination)
2012: Ralf Holtmeyer (Rudern) und Hans Melzer (Reiten, Vielseitigkeit)
2011: Markus Weise (Hockey)
2010: Uwe Müßiggang (Biathlon)
2009: Kim Raisner (Moderner Fünfkampf)
2008: Rolf-Dieter Amend (Kanu)
2007: Heiner Brand (Handball)
2006: Raimund Bethge (Bob)
(Quelle: DOSB)
DOSB und Burmester trennen sich
„Torsten Burmester wird den DOSB in gegenseitigem Einvernehmen verlassen, um sich zukünftig neuen Aufgaben widmen zu können. Wir danken Herrn Burmester für seine geleisteten Dienste und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert (63/Hadamar).
„Ich habe meine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender einvernehmlich mit dem DOSB aufgegeben. Ich danke dem Präsidium und besonders allen Mitgliedsorganisationen für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen drei Jahren zum Wohle des Sports und der Vereine in Deutschland und werde mich nun neuen Herausforderungen als Oberbürgermeister-Kandidat in Köln zuwenden“, sagte Burmester.
Torsten Burmester hatte sein Amt am 1. Februar 2022 als Nachfolger von Veronika Rücker angetreten. Zuvor war er Generalsekretär beim Deutschen Behindertensportverband (DBS) sowie Abteilungsleiter Wirtschaftsrecht im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Von 2005 bis 2011 war er stellvertretender Abteilungsleiter Sport im Bundesministerium des Innern und von 2002 bis 2005 persönlicher Referent des Bundeskanzlers Gerhard Schröder.
Im DOSB konnte er gemeinsam mit seinem Vorstandsteam das interne und externe Vertrauen in den Dachverband in einer schwierigen Phase wiederherstellen. Darüber hinaus initiierte er wichtige Weichenstellungen für eine erfolgreiche Zukunft des Sports in Deutschland wie die Reform der Leistungssportreform mit einem erstmaligen Sportfördergesetz des Bundes oder das Vorantreiben einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele.
Burmesters Nachfolge soll im kommenden Jahr geregelt werden. Bis dahin werden seine Aufgaben von den vier verbliebenen Vorstandsmitgliedern übernommen. Zudem wurde am 5. Dezember der frühere Ministerpräsident Hessens, Volker Bouffier (72/Gießen), als Vorstand mit besonderen Aufgaben bestellt. Der CDU-Politiker wird vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2025 den Vorstand kommissarisch ergänzen und dabei insbesondere die Verbandskommunikation gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit verantworten. Bouffier wird zudem Mitglied der Steuerungsgruppe Olympiabewerbung sein.
(Quelle: DOSB)
„ReStart - Sport bewegt Deutschland“: Erfolgreiches Programm endet
Seit dem Start Ende des Jahres 2022 hat das Programm, gefördert vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), den Sport in Deutschland nachhaltig bereichert. Wir werfen mit diesem Beitrag einen Rückblick auf die zentralen Maßnahmen und Erfolge im Jahr 2024.
Ein Highlight: Die Bewegungslandkarte (BeLa)
Die BeLa ist eines der zentralen Bausteine des Programms. Sie unterstützt Sport- und Bewegungsinteressierte in ganz Deutschland, schnell und intuitiv passende Sportangebote in ihrer Umgebung zu finden. Sie bietet Sportvereinen nicht nur die Möglichkeit, ihre Angebote darzustellen, sondern auch ihre Reichweite und Bekanntheit erheblich zu steigern. Die bundesweite Übersicht ist ein Meilenstein, der den Zugang zum Sport in Deutschland nachhaltig erleichtert. Interesse geweckt? Hier geht’s zur BeLa!
Ein Assistent für den Sport: KI-Unterstützung für Engagierte
Mit dem digitalen Assistenten hat der DOSB eine KI-Lösung geschaffen, um die Informationsbeschaffung für Engagierte im Sport zu erleichtern. Die komplexen Strukturen des organisierten Sports werden durch diese innovative Anwendung transparenter, was die Arbeit der Engagierten deutlich unterstützt. Der digitale Assistent wurde im Jahr 2024 entwickelt und wird 2025 dezentral ausgerollt.
Thementage: Wissen teilen und Impulse setzen
Die digitalen Thementage zu Themen wie Demokratieförderung, Ganztag und Safe Sport haben Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche und sportbezogene Themen geschaffen. Mit einer Kombination aus Expert*innenvorträgen, Best-Practice-Beispielen und Begleitmaterialien richteten sie sich vor allem an die Sportvereine und boten wertvolle Anregungen für die Vereinsarbeit. Alle Begleitmaterialien und Aufzeichnungen findest Du hier.
Content für alle: Die Toolbox als langfristige Bezugsquelle
Die Kampagne „Dein Verein - Sport nur besser“ hat Vereinen und Verbänden einen umfangreichen Pool an Motiven, Videos und Bildern in einer Content-Plattform bereitgestellt. Diese Plattform wurde intensiv genutzt und weiterentwickelt, um die Öffentlichkeitsarbeit von Vereinen und Verbänden zu erleichtern. Auch über das Ende des Programms hinaus bleibt der Content verfügbar und kann zeitlich, räumlich und kanalunabhängig genutzt werden. Hier loslegen!
Blick in die Zukunft
Das Programm ReStart hat nicht nur innovative Tools und Ideen etabliert, sondern auch gezeigt, wie der organisierte Sport in Deutschland aktiv auf die Bedürfnisse von Mitgliedern und Ehrenamtlichen eingehen kann. Der DOSB bedankt sich bei allen Beteiligten und freut sich darauf, die geschaffenen Strukturen und Ressourcen auch zukünftig zu nutzen und weiterzuentwickeln.
Auch wenn das ReStart-Programm endet, bleibt die Botschaft bestehen: Sport bewegt Deutschland.
Mehr Informationen unter: www.dosb.de/sportentwicklung/restart
Sport und mentale Gesundheit im Fokus
Vom 19. bis 21. November 2024 wurde im Sport- und Olympia-Museum in Köln die Rolle des Sports im Umgang mit jungen Menschen in Krisensituationen ins Zentrum gerückt. Die Ausbildung „Sport Coach+“ hat das Ziel, Referent*innen und Trainer*innen im Sport-Kontext innovative Ansätze und bewährte Methoden zu vermitteln, um eine sichere und unterstützende Sportumgebung zu fördern - insbesondere für junge Menschen, die von Vertreibung und Flucht betroffen sind.
Veranstaltet wurde „Sport Coach+“ in Kooperation von der Olympic Refuge Foundation (ORF), dem IFRC Psychosocial Reference Centre, dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ (IdS) und dem Ressort „Internationales“ im DOSB.
Sport-Coach+: Nicht nur für den Integrationsbereich interessant
24 Referent*innen, die im IdS-Bundesprogramm für die Qualifizierung „Fit für die Vielfalt“ aktiv sind, nahmen an der Multiplikator*innen-Schulung teil. Die Ausbildung zielt darauf ab, die Fähigkeiten von (Sport-)Trainer*innen zu stärken, um trauma-sensible Praktiken in ihre Arbeit zu integrieren. Die trauma-sensiblen Ansätze des Programms sollen Trainer*innen helfen, sichere Räume zu schaffen, die Vertreibung erlebt haben. Sie fördern Vertrauen, Stabilität und Resilienz.
„Die Veranstaltung an sich war sehr interessant, weil viele sehr gut ausgebildete Teilnehmer*innen dabei waren. Dadurch kommen gute Diskussionen zustande. Grundsätzlich denke ich, dass die „Sport Coach+“ Ausbildung überall im deutschen Sport notwendig ist, nicht nur im Integrationsbereich, sondern auch im Leistungssport.“, sagt Sven Spannekrebs, geschäftsführender Vorstand des Butterfly by Yusra Mardini e.V.
Neue Blickwinkel für die praktische Referent*innen-Arbeit
Mit Hilfe von Rollenspielen, Präsentationen und Gruppenarbeit werden in der Ausbildung Lösungen für die Herausforderungen der emotionalen Belastung junger Sportler*innen entwickelt, diskutiert und bewertet.
Durch Rollenspiele, Präsentationen und Gruppenarbeit erarbeiten die Teilnehmer*innen gemeinsam Lösungen, um die emotionalen Herausforderungen junger Sportler*innen zu bewältigen, die von Vertreibung und Flucht betroffen sind. Dabei werden die Ansätze intensiv diskutiert und bewertet.
Caner Demir, Teilnehmender und Referent bei „Fit für die Vielfalt“, stellt für sich fest: „Ich bin noch relativ neu als Referent bei IdS dabei, aber schon seit 15 Jahren als Kick-Box Trainer für Kinder und Jugendliche aktiv. Meine Gruppe ist bunt gemischt und besteht aus vielen Nationen, dafür kann ich aus der Ausbildung unheimlich viel mitnehmen und neue Blickwinkel einnehmen. Sport verbindet einfach.“
Globale Reichweite durch Best Practices und Schulungsmaterialien
Die fachlichen Leitlinien und Schulungsmaterialien, entwickelt von ORF und IFRC, werden in acht Sprachen übersetzt und online verfügbar gemacht. Erste Informationen zum Handbuch finden Sie hier. Damit wird eine weite Verbreitung unter Fachleuten aus Sport und psychosozialer Unterstützung sichergestellt. „Ich halte „Sport Coach +“ für eines der wichtigsten Programme in der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Es bereitet einen selbst in der Trainer*innen-Tätigkeit vor, bildet ihre Resilienz aus. Für die Zukunft wäre es wichtig, dass es möglichst viele Trainer*innen aus „Sport Coach+“ gibt, die die Inhalte in ihren Peer-Groups anwenden können.“, gibt Sven Spannekrebs zum Abschluss mit.
(Quelle: DOSB)
Ehre, wem Ehre gebührt
Als Mann des Wortes, der die freie Rede schätzt und beherrscht, ist Peter Beuth bekannt. Wertschätzende Sätze über sich selbst zu hören, das ist Politiker*innen indes nicht allzu häufig vergönnt. Kein Wunder also, dass der frühere Minister für Inneres und Sport in Hessen die Laudatio sichtlich genoss, die auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 7. Dezember in Saarbrücken zu seinen Ehren gehalten wurde. Besonders der Teil, in dem Laudatorin Juliane Kuhlmann, Präsidentin des Landessportbundes Hessen, auf die Großzügigkeit des 57-Jährigen einging, amüsierte den CDU-Politiker ebenso wie die rund 500 Zuhörenden.
2015 hatte Juliane Kuhlmann damals um einen kleinen Mittelaufwuchs für das Pilotprojekt „Sport und Flüchtlinge“ gebeten, um ein paar mehr Sportkreise einbinden zu können. „Nach kurzem Innehalten fragtest du uns dann fast angriffslustig: ‚Wenn wir das Projekt auf ganz Hessen ausweiten würden, wie könnte das aussehen, und wieviel Geld braucht ihr dafür?‘ Darf’s ein bisschen mehr sein? Das kannte ich bisher nur von der Bedientheke beim Metzger und keinesfalls aus Finanzverhandlungen vonseiten eines Ministers“, beschrieb Kuhlmann ihre damalige Wahrnehmung.
Empathische und zupackende Handlungsschnelle wie in geschildertem Beispiel hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Peter Beuth seinen Stellenwert als leidenschaftlicher Botschafter des Sports zementieren konnte. Für seine Verdienste im und um den Sport erhielt er deshalb die Ehrenmedaille des DOSB, die zweithöchste Auszeichnung nach der Ehrenmitgliedschaft, die in diesem Jahr Gudrun Doll-Tepper zugesprochen bekam (Informationen dazu gibt es hier).
Außerordentliches Engagement und Leidenschaft für den Sport werden im DOSB traditionell mit der Verleihung der Ehrennadel gewürdigt. In diesem Jahr durften sich in Saarbrücken fünf Personen über diese Auszeichnung freuen. Die 103-malige Basketball-Nationalspielerin Andrea Gotzmann (67) wurde für ihre zwölfjährige Tätigkeit im Vorstand der Nationalen Antidoping Agentur (NADA) geehrt. Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann (41) bekam die Goldene Nadel für ihr Engagement in der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und im DOSB-Präsidium.
Stefan Klawiter (72), erhielt die Auszeichnung für zwei Amtszeiten als Präsident der Deutschen Taekwondo Union sowie seine zahlreichen internationalen Ehrenämter in seinem Sport. Uwe Lübking (68) hat sich als Beigeordneter des Deutschen Städte und Gemeindebundes große Verdienste um die Kommune als Raum für Bewegung, Prävention und Gesundheit erworben und stets engagiert auf den Investitionsrückstau bei der kommunalen Infrastruktur insbesondere in den Bereichen Sportstätten, Bäder, Schulen und Gesundheit hingewiesen. Andreas Trautvetter (69) hat den Bob- und Schlittenverband seit seiner Amtsübernahme 2004 als Präsident zum erfolgreichsten deutschen Wintersportverband ausgebaut, seit 2010 ist er zudem Mitglied des Weltverbands. Dafür erhielt er die Ehrennadel.
Allen Ausgezeichneten auch auf diesem Wege noch einmal herzliche Glückwünsche und einen großen Dank für die geleistete Arbeit!
(Quelle: DOSB)
„Ein Kulturwandel braucht Zeit“
DOSB-Presse: Michaela, als die Abstimmung auf der Mitgliederversammlung gelaufen war, hast du gesagt, dass nun endlich das Adrenalin nicht mehr ins Blut schieße. Warum war die Abstimmung so spannend?
Michaela Röhrbein: Eine der Herausforderungen war, die Diskussion konstruktiv und zielführend zu gestalten, ohne sich in juristischen Detailfragen zu verlieren. Gerade bei den komplexen rechtlichen Aspekten des Codes war es unser Anspruch, den Austausch wertschätzend zu moderieren und den Fokus auf das gemeinsame Ziel zu richten. In der begrenzten formalen Struktur einer Mitgliederversammlung wäre eine Klärung juristischer Details kaum möglich gewesen. Hätten wir die Abstimmung deshalb auf 2025 verschoben, wäre es schwer gewesen, das Momentum und die Dynamik, die wir diesmal hatten, erneut aufzubauen. Es war eine enorme Kraftanstrengung, alle Stakeholder hinter diesem Vorhaben zu vereinen. Umso bedeutender ist das starke Signal der Geschlossenheit, das jetzt von uns ausgeht - und darüber freue ich mich sehr.
Es gab im Vorhinein von manchen Seiten Kritik an der Komplexität des SCC und auch daran, dass die Erläuterungen zum Inhalt des Codes deutlich länger ausfallen als der Code selbst. Warum ist eine solch umfangreiche Erläuterung notwendig?
Die Erläuterungen sind aus zwei zentralen Gründen entscheidend: Erstens ermöglichen sie es auch juristischen Laien, den Normtext besser zu verstehen und die zugrunde liegenden Sachverhalte fundierter zu bewerten. Zweitens fördern sie eine einheitliche Auslegung des Normtexts, was für uns von enormer Bedeutung ist. Unser Ziel ist es, dass vergleichbare Fälle in unterschiedlichen Sportorganisationen - soweit möglich - gleich behandelt und bewertet werden. Indem die Erläuterungen integraler Bestandteil des Codes sind, reduzieren wir Streitigkeiten über die Auslegung einzelner Begriffe und Bestimmungen erheblich. Gleichzeitig werden sich die Erläuterungen, genau wie der Normtext, sicherlich weiterentwickeln. Mit zunehmender Erfahrung aus der Praxis werden wir erkennen können, ob der Code an manchen Stellen anders strukturiert, ergänzt oder präziser formuliert werden sollte. Dafür brauchen wir Zeit und praktische Rückmeldungen. Dieser erste Schritt war entscheidend, um jetzt in die Umsetzung zu kommen.
Der Code ist von vielen Seiten als Meilenstein für den DOSB eingeordnet worden. Warum ist er ein solcher?
Wir haben jetzt ein Werk, das einen Standard schafft, der es ermöglicht, rechtssicher gegen interpersonale Gewalt vorzugehen und Sanktionen durchzusetzen. Gleichzeitig bietet der Code Verfahrenssicherheit. Bisher zeigte sich in der Praxis immer wieder, dass Untersuchungen eingestellt oder Sanktionen aufgehoben wurden, weil Verfahrensfehler auftraten. So fehlt es aktuell in vielen Organisationen an einer Rechtsgrundlage für Sanktionen, die der Code bietet. Genau dem können wir nun gezielt entgegenwirken - ein enormer Fortschritt und ein unschätzbarer Mehrwert. Wir sind die erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland, die diesen Schritt gegangen ist. Es gibt keinen vergleichbaren Standard.
Der Code gilt derzeit nur für den DOSB. Alle DOSB-Mitgliedsorganisationen sollen ihren Mitgliederversammlungen den jeweils auf die Organisation angepassten Mustercode zur Abstimmung stellen. Warum haben diese dazu bis Ende 2028 Zeit? Drängt das Thema nicht?
Ein formaler Grund für diese Zeitspanne ist, dass einige unserer Mitgliedsorganisationen nur alle vier Jahre eine Mitgliederversammlung abhalten. Für sie ergibt sich erst 2028 die Möglichkeit, den Code überhaupt zur Abstimmung zu bringen. Der eigentliche Grund jedoch liegt in unserem Anspruch, dass der Safe Sport Code nicht nur verabschiedet, sondern auch verstanden und von allen mitgetragen wird. Das erfordert ausreichend Zeit, um die Inhalte innerhalb der jeweiligen Sportorganisationen umfassend zu diskutieren und zu verankern. Zudem müssen Strukturen aufgebaut und Personen geschult werden, um den Code effektiv umzusetzen. Genau dafür schaffen wir mit dieser Frist den notwendigen Raum.
Konkret gesagt: Was verändert sich im organisierten Sport durch die Einführung des SSC?
Wir haben einen zentralen Konsens erreicht: Es ist im Kern klar definiert, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht - und ebenso klar, welche Konsequenzen unerwünschtes Verhalten respektive ein gewalttätiger Tatbestand nach sich zieht. Allein die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema stößt bereits einen Kulturwandel an. Der Code verändert die Sensibilität für interpersonale Gewalt und stärkt die Kultur des Hinsehens. Ein solcher Wandel geschieht jedoch nicht über Nacht. Er braucht Zeit und vor allem engagierte Menschen auf allen Ebenen des Sports, die ihn aktiv vorantreiben. Vereine und Verbände, die sich entscheiden, den Code zu implementieren, schaffen nicht nur eine sicherere Sportkultur, sondern setzen auch rechtssichere und transparente Verfahren um. Das ist ein Gewinn für alle Beteiligten.
Welchen Vorteil haben Betroffene von interpersonaler Gewalt von der Einführung?
Endlich können sich Betroffene auf klare Standards in den Verfahren verlassen. Es gibt eine strikte Trennung zwischen den Ansprechpersonen in den Organisationen, die Betroffene auch jetzt schon bei Fällen beraten, und den Untersuchungsteams, die die Fälle untersuchen. Betroffene haben außerdem die Möglichkeit, das Verfahren zumindest teilweise aktiv mitzugestalten: Sie können entscheiden, ob sie beispielsweise ein Ausgleichsgespräch wünschen oder ob sie bei Terminen von einer Vertrauensperson ihrer Wahl begleitet werden möchten. Zusätzlich haben sie ein fest verankertes Informationsrecht. Sie können jederzeit den Stand des Verfahrens erfragen und müssen darüber umfassend informiert werden. Das schafft Transparenz, Sicherheit und Vertrauen.
Wo es Rechte gibt, gibt es meist auch Pflichten. Müssen Betroffene von interpersonaler Gewalt nun befürchten, sanktioniert zu werden, wenn sie Vorfälle nicht melden? Gibt es eine Meldepflicht?
Nein, das ist ein ganz zentraler Punkt: Betroffene müssen niemals befürchten, dass ihnen Nachteile entstehen, wenn sie einen Vorfall nicht melden. Ihr Recht zu schweigen bleibt unangetastet - es gibt keine Meldepflicht für Betroffene! Anders ist es bei allen, die von solchen Vorfällen erfahren: Sie sind verpflichtet, die entsprechenden Meldestellen zu informieren, vorausgesetzt, die Betroffenen stimmen dem zu. Möglich ist auch, dass dieser Hinweis anonym erfolgen kann – etwa indem der oder die Hinweisgeber*in darum bittet, bei einem bestimmten Trainingskurs genauer hinzusehen, ohne dabei Namen zu nennen. So schaffen wir ein sensibles und sicheres Umfeld für alle Beteiligten.
Wenn bei der Umsetzung der Inhalte des Codes in einem Verband, einem Verein Fragen auftauchen oder Probleme entstehen: Wo gibt es Hilfe?
Wir werden Handlungsleitfäden und Mustertexte anbieten, und bei generellen Fragen ist Florian Pröckl, Referent im Geschäftsbereich Sportentwicklung und Experte für den SSC, der richtige Ansprechpartner. Wir im DOSB dürfen jedoch keine Rechtsberatung anbieten, so dass uns hier insoweit Grenzen gesetzt sind. Wir werden aber unser Bestmögliches unternehmen, um bei individuellen, primär rechtlichen Themen den Vereinen und Verbänden die richtigen Ansprechpartner*innen und Expert*innen vermitteln zu können. Insgesamt wird sich hier in nächster Zeit aber auch sehr viel entwickeln. So könnten künftig beispielsweise auch die Landessportbünde eine noch zentralere Rolle bei der Beratung einnehmen. Entsprechende Diskussionen wurden und werden geführt, und unsere Mitgliedsorganisationen können sich sicher sein, dass wir den Unterstützungsbedarf registriert haben. Und für Betroffene und Hinweisgeber*innen gilt ohnehin, dass die Ansprechpersonen in den Verbänden jederzeit angesprochen werden können. Hierdurch ändert sich auch durch den Code nichts. Hinzukommend gibt es mit „Anlauf gegen Gewalt“ von Athleten Deutschland e.V. und der „Unabhängige(n) Ansprechstelle Safe Sport e.V.“ seitens des Bundesinnenministeriums und der Länder zwei Anlaufstellen mit unabhängiger Beratung.
Als unabhängige Instanz soll das Zentrum für Safe Sport (ZfSS) aufgebaut werden. Wie ist der Stand hinsichtlich dessen Einführung?
Das Zentrum für Safe Sport (ZfSS) soll als unabhängige, zentrale Institution etabliert und in Form eines Vereins gegründet werden. Ein entsprechender Strukturentwurf liegt uns bereits vom BMI vor, ebenso wie eine Verfahrensordnung. Diese regelt, wie Untersuchungs- und Disziplinarverfahren im ZfSS ablaufen werden. Ganz generell setzen wir uns dafür ein, dass im ersten Schritt der Bereich Intervention und Aufarbeitung von Gewaltvorfällen aufgebaut wird. Das Herzstück des ZfSS - die Satzung - wird uns vom BMI bis Ende des Jahres vorgelegt, und wir werden sie anschließend gemeinsam mit den anderen Stakeholdern diskutieren.
Die Einführung des Codes wurde von den Medien, aber auch vielen anderen Organisationen trotz Unsicherheiten durchaus positiv bewertet. Hat dich das überrascht?
Es hat mich zumindest gefreut. Im Vorhinein wurden vor allem die kritischen Stimmen hervorgehoben, während die unterstützenden Stimmen oft weniger Beachtung fanden. Hier hätte ich mir eine ausgewogenere Berichterstattung gewünscht, die der Sache gerechter wird. Unser Anspruch war klar: Nach vielen Absichtserklärungen wollten wir endlich handeln und den konkreten Bedürfnissen der Verbände und Vereine, aber auch allen weiteren Stakeholdern gerecht werden. Dabei war es uns wichtig, die Diskussion über die Weiterentwicklung des Codes nicht zu unterbinden, sondern aktiv zu fördern. Es war ein Balanceakt - und ich bin froh, dass uns dieser gelungen ist. Gleichzeitig wissen wir genau: Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst.
Und wer untersucht, welche Wirkungen die Einführung des Codes hatte und welche Maßnahmen daraus abzuleiten sind? Wird es eine Evaluation geben?
Ja, diese Überprüfung wird es geben - geplant ist sie in etwa zwei Jahren. Das Verfahren wird transparent gestaltet, und bereits Mitte des kommenden Jahres starten wir eine entsprechende Ausschreibung. Uns ist bewusst, dass der SSC noch einige Unsicherheiten mit sich bringt und sich weiterentwickeln muss. Daher setzen wir den Dialog fort, führen die konstruktiven Gespräche weiter und halten alle Diskussionsräume offen. Der Code ist ein Vorhaben, das eines iterativen Vorgehens bedarf und sich über Jahrzehnte erstrecken wird - aber es ist unser gemeinsames Projekt. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich mit seinen Erfahrungen aktiv einzubringen und an der Weiterentwicklung und Implementierung des Codes mitzuwirken. Darauf freue ich mich!
(Quelle: DOSB)
Kritischer Geist mit hoher Frustrationstoleranz
Die Antwort auf die Bitte um ein Interview kommt prompt, und sie lässt tief blicken. Zwischen 6.00 und 7.20 Uhr am nächsten Morgen sei ein ungestörtes Telefonat gut einzurichten, lässt Professor Martin Engelhardt wissen. Das macht zumindest eine Frage obsolet, die sich mit Blick auf die vielen Verpflichtungen gestellt hatte, die der 64-Jährige in seiner Bewerbung um die Vizepräsidentschaft im DOSB aufgelistet hatte: Wie schafft er es bloß, so viel Inhalt in so wenig Tag hineinzupressen?
„Ich bemühe mich immer um eine gute Organisationsstruktur“, sagt Martin Engelhardt also, als man ihn am nächsten Morgen um 6.40 Uhr auf dem Mobiltelefon erreicht. Die Mitgliederversammlung des DOSB in Saarbrücken, auf der sich der Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU) am Samstagnachmittag hauchzart mit 236 zu 227 Stimmen gegen den bayrischen Landessportverbandspräsidenten Jörg Ammon durchgesetzt hatte, ist nicht einmal 48 Stunden her. Engelhardt sitzt in seinem Büro im Klinikum Osnabrück, wo er als Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie noch immer in Vollzeit arbeitet. Er ist bereits seit mehr als zwei Stunden auf den Beinen.
„Ich stehe jeden Tag um 4.30 Uhr auf, bin um spätestens 6.00 Uhr in der Klinik und arbeite erst einmal alles ab, was in meinen Ehrenämtern aufgelaufen ist“, sagt er. Sechs Stunden Schlaf pro Nacht sind sein Maximum, „früher habe ich mir nur vier bis fünf gegönnt.“ Nach einer halben Stunde Vorbesprechung geht es um 8.00 Uhr in den OP-Bereich, bis mindestens 12.30 Uhr operiert er untere Extremitäten - also Knie, Sprunggelenke oder Füße -, mittwochs und freitags auch nachmittags. Die Abende gehören dann dem Sport und seinen diversen Ehrenämtern, die Wochenenden auch seiner Ehefrau Iris Reuter, die an der Universität in Gießen, wo die Familie Engelhardt lebt, als Fachärztin für Neurologie doziert.
Als kritischer Geist im Sport bekannt
Fleiß und Beharrlichkeit sieht Martin Engelhardt als seine größten Stärken, und wer den drahtigen Ausdauerathleten besser kennt, bestätigt das. Als kritischer Geist ist er im Sport bekannt, als einer, der seine Positionen argumentativ ausreizt, dabei aber immer die Sache und nicht das eigene Fortkommen in den Vordergrund stellt. So war das auch 1987, als er zum ersten Mal in seinem Leben zur Mitgliederversammlung der DTU nach Barntrup reiste, um seinen Vereinskollegen Dr. Joachim Fischer zur Wiederwahl als Präsident vorzuschlagen.
„Damals gab es zwei total zerstrittene Lager, die sich trotz mehrstündiger Diskussionen nicht einigen konnten. Der Vorsitzende des Verbandsgerichts sagte, entweder würde man sich auf einen Kandidaten einigen, oder man müsse ohne Präsidenten auseinandergehen“, erinnert er sich. Und weil er sich bei der Gründung des Triathlonvereins Deutscher Ärzte und Apotheker zwei Jahre zuvor ebenso tatkräftig engagiert hatte wie beim Aufbau eines Triathlon-Symposiums, das 2025 seine 40. Auflage erlebt, wählte der Verbandstag eben ihn zum Präsidenten. „Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie man einen Verband leitet, habe ich mich der Sache angenommen“, sagt er.
2001 trat er, nachdem die Aufnahme des Triathlonsports in das olympische Programm erreicht war, aus beruflichen Gründen von seinem Amt als DTU-Präsident zurück, zehn Jahre später, als der Verband unter schweren strukturellen und finanziellen Nöten litt, kehrte er zurück - und will auch jetzt, mit der neuen Herausforderung beim DOSB im Rucksack, in Absprache mit seinem Führungsteam weitermachen. Vorsitzender des Trägervereins der Wissenschaftsinstitute des Deutschen Sports und Herausgeber der Zeitschrift „Sportorthopädie-Sporttraumatologie“ ist er auch noch.
Seine Bestzeit im Marathon liegt bei 2:40 Stunden
Dieses Pflichtbewusstsein hat er im Elternhaus in Hanau gelehrt bekommen. „Ich bin in einem protestantischen Haushalt groß geworden, meine Eltern haben sich immer für die Gemeinschaft engagiert. Anstand und Gerechtigkeit waren die Messlatte ihres Tuns, und das habe ich mir abgeschaut.“ Der Vater, der Grundschullehrer war, hatte sich zum Ziel gesetzt, allen Kindern seiner Klasse in seiner Freizeit am Nachmittag das Schwimmen beizubringen. Das prägte den Sohn, der seine ersten Schwimmzüge ebenfalls unter der Anleitung seines Vaters machte. Martin Engelhardt startete später für den EOSC Offenbach in der Schwimm-Bundesliga, als 18-Jähriger war er Jugendwart im hessischen Schwimmverband.
Seine Liebe zum Triathlon lebte er als Hochleistungssportler Mitte der 80er-Jahre aus, er schaffte es immerhin bis auf EM-Level. Mitgerissen von seiner Frau, die Mitglied im Nationalkader Marathon war, steigerte er seine Bestzeit über die 42,195 Kilometer auf 2:40 Stunden. Bis heute legt er drei bis vier Ausdauereinheiten pro Woche ein, vornehmlich auf dem Rad oder auf der Laufstrecke. Nur geschwommen wird lediglich noch zum Vergnügen im Großkrotzenburger See. „Mein Pensum im Becken habe ich längst abgearbeitet“, sagt er.
Das Pensum, das er sich nun mit der neuen Aufgabe im DOSB-Präsidium auferlegt hat, kann Martin Engelhardt, der eine Tochter (38) und drei Enkelkinder hat, noch nicht absehen. „Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, was auf mich zukommt. Aber ich werde erst einmal zuhören und mich dann einbringen, wenn meine Aufgaben umrissen sind“, sagt er. Seine Erfahrungen einzubringen, um Projekte wie die Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele zu unterstützen, ist ebenso Teil seines Plans wie die Ausgestaltung seiner Vision, die Menschen in Deutschland zu mehr Sporttreiben zu animieren. „Da haben wir sicht- und spürbare Defizite, die alarmierend sind. Ich möchte helfen, dem entgegenzuwirken“, sagt er.
Engelhardt versteht sich als Teamplayer
Dass die Mitgliederversammlung ihm, dem als kritischem Geist bekannten Weiterdenker, das Vertrauen ausgesprochen hat, wertet Martin Engelhardt als „Wertschätzung und Belohnung für meine bisherige Arbeit im Sport. Ecken und Kanten gefallen nicht allen, aber so eine Wahl ist auch eine Anerkennung für das, was wir mit dem kleinen Triathlonverband im vergangenen Jahrzehnt für den deutschen Sport geleistet haben.“ Dass das Ich immer hinter dem Wir zurücksteht, ist für ihn selbstverständlich: „Ich verstehe mich als Teamplayer und weiß ganz genau, dass ich ohne die vielen Menschen, die mich unterstützen, niemals das erreicht hätte, was wir gemeinsam geschafft haben.“
Ein Vizepräsident für den gesamten DOSB wolle er sein; gerade auch für diejenigen, die ihn als Kandidaten der olympischen Spitzenverbände bei der Wahl mit Argwohn betrachtet haben. „Ich war lange genug Präsident eines nicht-olympischen Fachverbands, und ich kenne aus der DTU auch die Befindlichkeiten, dass sich manche Disziplinen gegenüber anderen nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen. Nur mit Respekt vor allen, die im deutschen Sport ihren Beitrag leisten, können wir gemeinsam weiterkommen“, sagt er. Die Nähe zur SPD, die ihm in einigen Medien zugeschrieben wurde, werde keine Rolle in seinem Wirken spielen. „Ich habe mich nie parteipolitisch engagiert. Im DTU-Präsidium sind die politischen Überzeugungen aller demokratischen Parteien vertreten. Das Ziel, die gesellschaftliche Position des Sports auf ein neues Level zu heben, können wir nur erreichen, wenn wir parteiübergreifend alle einbinden und überzeugen.“
Martin Engelhardt hat in seiner Karriere gelernt, dass große Veränderungen Zeit benötigen und Erfolg immer eine Mischung aus Talent und harter Arbeit ist. „Man braucht Geduld und Vertrauen in andere Menschen. Wer als Triathlet mal auf Hawaii gestartet ist, der weiß, was Frustrationstoleranz bedeutet. Aber das Wichtigste ist, dass man mit Freude an die Arbeit geht, denn wenn die fehlt, geht es nicht“, sagt er. Bleibt ihm also zu wünschen, dass auch das neue Amt Freude bereitet und die Frustrationstoleranz nicht ausreizt.
(Quelle: DOSB)
Neuer Schatzmeister, neue Projekte bei der DOA
Am Freitag, 6. Dezember 2024, fand die 18. Ordentliche Mitgliederversammlung der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) auf dem Sportcampus Saar in Saarbrücken statt. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes bot sich die Gelegenheit, die Erfolge des Olympiajahres Revue passieren zu lassen und richtungsweisende Entscheidungen zu treffen: Prof. Dr. Wolfgang Maennig folgt auf den langjährigen DOA-Schatzmeister Prof. Dr. Holger Preuß, die Einführung des Olympic Values Education Programme (OVEP) des IOC schafft Kapazitäten im Bildungsbereich und der Website-Relaunch steht auf der Agenda.
Fokus auf das Olympische Jugendlager Milano Cortina 2026
Durch die Sitzung führten die Vorsitzende Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, ihre Stellvertreterin Prof. Dr. Annette Hofmann und Direktor Dr. Gerald Fritz. Beim Bericht des Vorstands rekapitulierten sie mit Prof. Dr. Manfred Lämmer, Stefan Raid und Lenka Dienstbach-Wech die Aktivitäten der Akademie, die im Tätigkeitsbericht 2024, der im neuen digitalen Querformat erschienen ist, nachgeschlagen werden können. Im Anschluss erläuterte Gerald Fritz den Haushaltplan 2025 und die angestrebten Projekte.
Aufgrund der kurzen Zeitspanne bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo legt die DOA ihren Fokus auf die Vorbereitungen des Deutschen Olympischen Jugendlagers, das sie federführend und in Kooperation mit der Deutschen Sportjugend plant und durchführt. Daher wird das traditionelle Olympiaseminar verschoben und im übernächsten Jahr ausgerichtet. Zu diesem Entschluss beigetragen hat auch die Neuaufstellung im Vorstand: Gemeinsam mit Manfred Lämmer, der im letzten Jahr nicht mehr für den stellvertretenden Vorsitz kandidiert hatte, war Holger Preuß für die inhaltliche Gestaltung verantwortlich. Der bisherige Schatzmeister hatte das Programm 2022 und 2023 methodisch-didaktisch weiterentwickelt und einen stärkeren Fokus auf die analytischen und rhetorischen Fähigkeiten der Studierenden gelegt - mit Pro- und Kontradiskussionen oder Parlamentarischen Debatten zu olympischen Themen.
Wahl des neuen Schatzmeisters
„Wir möchten uns bei unserem langjährigen und engen Wegbegleiter, Holger Preuß, im Namen der gesamten Akademie für seinen herausragenden Einsatz und sein visionäres Denken bedanken und hoffen, dass sich unsere Wege auch in Zukunft kreuzen werden“, betont Gudrun Doll-Tepper. Zugleich freut sich die Vorsitzende, mit Prof. Dr. Wolfgang Maennig einen hochkarätigen Nachfolger gefunden zu haben. Der Olympiasieger 1988 im Deutschland-Achter und Professor für Wirtschaftspolitik von der Universität Hamburg wurde einstimmig von den teilnehmenden Mitgliedorganisationen in den Vorstand und in der konstituierenden Sitzung zum Schatzmeister gewählt.
„Ich freue mich über das mir entgegengebrachte große Vertrauen der DOA-Mitglieder und des DOA-Vorstandes. Ich hoffe, dass ich mit meinen Erfahrungen als Olympiateilnehmer, Sportfunktionär und durch meine sportökonomische Forschungstätigkeit helfen kann, die DOA weiterhin finanziell stabil zu halten und zukunftsgewandte Projekte voranzutreiben“, blickt Maennig auf die Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Vorstand und hauptberuflichen Team der Geschäftsstelle.
Quantensprünge in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Auch bei der inhaltlichen und medialen Arbeit der DOA-Geschäftsstelle bahnen sich weitreichende Neuerungen an: Mit der deutschen OVEP-Übersetzung geht eine engere Verzahnung mit den bisherigen DOA-Unterrichtsmaterialien einher. Damit sollen zum einen Kapazitäten innerhalb der Geschäftsstelle geschaffen werden, die für die strategische Weiterentwicklung der Akademie benötigt werden. Zum anderen soll die etablierte Marke „Olympia ruft: Mach mit!“ erhalten bleiben und in die universalen OVEP-Materialien integriert werden.
Daneben nimmt der erforderliche Website-Relaunch an Fahrt auf. Auf der neuen Internetseite, die im Verlauf des neuen Jahres „live gehen“ wird, sollen www.olympia-ruft.de integriert und die Social-Media-Kanäle der DOA interaktiv sowie umfassend eingebunden werden.
(Quelle: DOA)