Jagd auf die WM-Tickets in Ägypten: Isabel Gose feiert Weltcup-Premiere im Freiwasser
Zum Auftakt der diesjährigen Weltcup-Serie im Freiwasserschwimmen geht es für das deutsche Aufgebot direkt auch um die Qualifikation für die im Sommer stattfindenden Weltmeisterschaften.
Der Freiwasser-Weltcup macht am Freitag und Samstag (21./22. Februar) am Roten Meer Station und trotz der Abwesenheit von Leonie Beck wird ein 10-köpfiges Team aus Deutschland die 10km-Rennen im ägyptischen Soma Bay bestreiten. Auch in der 4x1500m Mixed-Staffel wird sich das deutsche Team mit der internationalen Konkurrenz messen. (Zum Livestream --> Eurovision Sport | Aquatics)
Doch vor allem die nationale Wertung wird entscheidend sein, wenn es darum geht, wer sich die begehrten WM-Tickets für die Titelkämpfe in Singapur sichern kann. Bisher ist lediglich der Olympiazweite Oliver Klemet sicher für die WM gesetzt, alle anderen Startplätze werden an diesem Wochenende in Soma Bay vergeben.
Bei den Männern gibt es noch ein weiteres Ticket zu holen, bei den Damen können sich noch zwei Schwimmerinnen für eine Nominierung empfehlen. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich neben den Einzelstrecken auch für die WM-Staffel und den neu eingeführten Knockout-Sprint in Stellung zu bringen - für diese WM-Tickets werden jedoch zusätzlich auch die Beckenleistungen der Aktiven berücksichtigt.
Eine besonders gute Ausgangsstellung könnte hier Isabel Gose haben, die erstmals bei einem Freiwasserwettkampf an den Start gehen wird. Überzeugungsarbeit, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen, haben vor allem Goses Magdeburger Trainingskollegen Florian Wellbrock und Oliver Klemet geleistet. Insbesondere für die Staffel könnte die Olympiadritte und 1500m-Spezialistin einen großen Mehrwert haben. Ihr Fokus liege aber weiterhin auf den Beckenwettbewerben. Dennoch wird Isabel Gose an diesem Wochenende auch über die 10km Strecke ihr Können unter Beweis stellen und womöglich im Kampf um die WM-Plätze vorne mitmischen.
Schwimmfans können das Event übrigens im kostenfreien Livestream verfolgen. Hier ist der Link dazu: Eurovision Sport | Aquatics
Das deutsche Team beim Freiwasser Weltcup in Soma Bay:
- Lea Boy (SV Würzburg 05)
- Isabel Gose (SC Magdeburg)
- Celine Rieder (Sport-Union Neckarsulm)
- Jeannette Spiwoks (SG Essen)
- Moritz Bockes (SG Stadtwerke München)
- Niklas Frach (SG Frankfurt)
- Oliver Klemet (SG Frankfurt)
- Jonas Kusche (SC Chemnitz 1892)
- Noah Lerch (SSG Günzburg-Leipheim)
- Florian Wellbrock (SC Magdeburg)
Katie Ledecky beginnt Saison mit Weltjahresbestzeiten
Mit einer Zeit von unter 8:10 Minuten über die 800m Freistil, schickte Summer McIntosh vor wenigen Tagen ein dickes Ausrufezeichen an die dreifache Olympiasiegerin auf dieser Strecke Katie Ledecky. Der amerikanische Superstar wusste jedoch zu kontern und glänzte am zurückliegenden Wochenende ihrerseits gleich doppelt mit neuen Weltjahresbestleistungen.
Ebenso wie McIntosh bei einem Wettkampf in Florida an den Start gegangen, zeigte Ledecky über die 400m Freistil in 4:01,04 Minuten eine starke Vorstellung und setzte sich so an die Spitze des Jahresrankings. Ihre gute Form zum Jahresbeginn untermauerte die 27-jährige Ausnahmeschwimmerin auch über die 1500m Freistil, die sie mit einer Zeit von 15:36,87 Minuten für sich entschied. Keine andere Athletin war je schneller. Damit hält Ledecky nun die 21 schnellsten je geschwommenen Zeiten über diese Strecke.
Das Kräftemessen zwischen Ledecky und McIntosh auf den langen Freistilstrecken verspricht in den kommenden Monaten weiterhin spannende Rennen um Siege und Rekorde.
Drei Deutsche in den Top Ten: Weltverband führt Freiwasser-Weltrangliste ein
In anderen Sportarten wie Tennis und Golf gibt es sie schon seit Jahrzehnten - eine Weltrangliste in der die besten Athleten und Athletinnen anhand erbrachter Leistungen in einem Ranking geordnet werden. Nun hat der Weltverband World Aquatics so eine Weltrangliste erstmals auch im Freiwasserschwimmen eingeführt.
Berücksichtigt werden in der Weltrangliste die jeweils besten acht Ergebnisse, die innerhalb der letzten zwei Jahre erbracht wurden. Diese Ergebnisse werden je nach Event, Streckenlänge, Dichte und Qualität der Konkurrenz sowie dem Zeitpunkt unterschiedlich stark gewichtet und in Punkte umgewandelt. Aus diesen Punkten heraus ergibt sich ein Ranking, in dem alle Aktiven aufgeführt werden, die bei Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen oder einem Weltcup-Rennen an den Start gegangen sind.
Die Einführung der Weltrangliste soll das Freiwasserschwimmen vor allem für Sponsoren, aber auch für die Medien und Fans attraktiver und besser zugänglich machen. Aktuell wird die Weltrangliste sowohl bei den Damen als auch bei den Männern jeweils von den Olympiasiegern aus Paris angeführt: der in Magdeburg trainierenden Niederländerin Sharon van Rouwendaal und Kristof Rasovszky aus Ungarn.
Auch einige deutsche Freiwasser-Asse sind zurzeit unter den Top 10 vertreten. So findet sich Leonie Beck, die derzeit eine Wettkampfpause einlegt, an zweiter Stelle im Damen-Ranking, der Olympia-Zweite Oliver Klemet steht an Postion vier und Florian Wellbrock wird auf Platz neun geführt.
Am Wochenende steht mit dem Weltcup-Auftakt in Somabay (Ägypten) der erste große Freiwasserwettkampf des Jahres an. Dieser könnte direkt Bewegung in die neu etablierte Weltrangliste bringen. Schwimmfans können das Event übrigens im kostenfreien Livestream verfolgen. Hier ist der Link dazu: Eurovision Sport | Aquatics
Aktuelle Weltrangliste Männer (Top 10):
1 |
Kristof Rasovszky |
Ungarn |
2 |
Domenico Acerenza |
Italien |
3 |
David Bethlehem |
Ungarn |
4 |
Oliver Klemet |
Deutschland |
5 |
Logan Fontaine |
Frankreich |
6 |
Hector Pardoe |
Großbritannien |
7 |
Marc-Antoine Olivier |
Frankreich |
8 |
Gregorio Paltrinieri |
Italien |
9 |
Florian Wellbrock |
Deutschland |
10 |
Paulo Strehlke Delgado |
Mexiko |
.
Aktuelle Weltrangliste Damen (Top 10):
1 |
Sharon van Rouwendaal |
Niederlande |
2 |
Leonie Beck |
Deutschland |
3 |
Ana Marcela Cunha |
Brasilien |
4 |
Mariah Denigan |
USA |
5 |
Angelica Andre |
Portugal |
6 |
Bettina Fabian |
Ungarn |
7 |
Viviane Jungblut |
Brasilien |
8 |
Ginevra Taddeucci |
Italien |
9 |
Caroline Laure Jouisse |
Frankreich |
10 |
Katie Grimes |
USA |
Junioren-Europameisterin Nina Jazy geht in die USA
Auf der Suche nach neuen Trainingsreizen zieht es immer mehr deutsche Nachwuchstalente in die USA. So nun auch Nina Jazy, die ab dem Sommer 2025 an der University of Michigan trainieren und studieren wird.
Die 19-jährige Freistilspezialistin der SG Essen zählt seit einigen Jahren nicht nur zu den erfolgreichsten deutschen Nachwuchsschwimmerinnen, sondern gehört auch in der offenen Klasse mittlerweile zur nationalen Spitze. So glänzte die JEM-Siegerin von 2022 zuletzt bei den Europameisterschaften im vergangenen Sommer mit zwei Staffelmedaillen.
Auch zahlreiche Altersklassenrekorde und Deutsche Meistertitel konnte Nina Jazy in ihrer jungen Karriere schon bejubeln. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele hatte sie nur knapp verpasst und in diesem Jahr gehört sie zu den Kandidatinnen für das deutsche WM-Team.
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Norddt. Meisterschaften: Wellbrock & Gose schwimmen schneller als WM-Norm
Bei den am Wochenende in Braunschweig ausgetragenen Norddeutschen Meisterschaften der Langen Strecke sorgten unter anderem die Schwimm-Asse aus Magdeburg für die sportlichen Highlights. Denn sowohl Florian Wellbrock als auch Isabel Gose gelang es, die geforderten Normzeiten für die Weltmeisterschaften im Sommer zu unterbieten. Und auch wenn der offizielle Qualifikationszeitraum noch gar nicht begonnen hat, schickten die beiden damit ein Ausrufezeichen an die nationale Konkurrenz und zeigten, dass ihr Leistungsaufbau in dieser Saison weiterhin sehr positiv zu laufen scheint.
Über die 1500m Freistil präsentierte sich Florian Wellbrock in 14:54,71 Minuten in starker Form und ließ nicht nur die WM-Norm (14:57,50) sondern auch den Olympiafinalisten Sven Schwarz hinter sich. Schwarz war in 14:58,76 Minuten ebenfalls flott unterwegs und schickt sich ebenfalls an, in dem Kampf um die WM-Tickets ganz vorne mitzumischen.
Deutlich unter die Qualifikationszeit für die Weltmeisterschaften schwamm auch Isabel Gose über die 800m Freistil, die sich einen packenden Zweikampf mit der in Magdeburg trainierenden Australierin Moesha Johnson leistete. Am Ende hatte Gose in 8:25,14 Minuten eine gute halbe Sekunde Vorsprung auf ihre Trainingskollegin und Dauerrivalin.
Dicht an die WM-Norm heran kam in Braunschweig auch Lukas Märtens. Über die 800m Freistil fehlten dem Olympiasieger in 7:50,61 Sekunden zwar gut dreieinhalb Sekunden zur geforderten Qualizeit des DSV (7:47,10), im Fernduell war Märtens jedoch schneller als seine Magdeburger Teamkollegen Florian Wellbrock und Oliver Klemet am vergangenen Wochenende. (Mehr dazu hier: Märtens, Gose und Co. überzeugen beim ersten Wettkampf 2025)
Bild rechts: Christian Gold
7 Gründe, warum Schmetterlingschwimmer die wahren Schwimmstars sind
Schmetterlinge sehen schön aus, irgendwie auch fröhlich und erhaben. Delphine sind anmutig, intelligent und behänd. Es wird sich also irgendjemand etwas dabei gedacht haben, das Delphin- bzw. Schmetterlingsschwimmen nach zwei so imposanten Tieren zu benennen. Natürlich liegt es primär daran, dass die Beinbewegung dem eines Delphins gleicht und die Armbewegung stark an den Flügelschlag von Schmetterlingen erinnert. Es ist aber dennoch anzunehmen, dass man mit diesen großzügigen Vergleichen auch die Meister dieser Lage huldigen will. Verdienterweise! Schmetterlingsschwimmer sind schließlich nicht umsonst die unangefochtenen Swimstars. Oder?
1. Der bessere Brustschwimmer
Das Schmetterlingsschwimmen entwickelte sich aus dem Brustschwimmen. In den 30er Jahren entdeckte David Armbruster, ein Trainer der Universität von Iowa, dass das gleichzeitige Zurückführen der Arme über Wasser die Schwimmgeschwindigkeit erhöhen kann, wenn auch unter erhöhtem Kraftaufwand. Jack Sieg kombinierte diese Armtechnik dann ambitioniert mit einer Art „Fischschwanz“-Bewegung und erreichte damit eine Zeit von 1:05.85 auf 100m. Legal wurde der Delfinkick aber erst in den 50er Jahren. Vorher war nur das Schmetterlingsschwimmen mit verkürztem Brustbeinschlag gestattet. Man unterschied deswegen auch lange unter dem Schmetterlings- und Delphinstil. Seit einigen Jahren ist es nun andersrum - der Brustbeinschlag ist nicht mehr zulässig. Doch durch die internationale Bezeichnung „butterfly“ heißt die Schwimmart auch hierzulande Schmetterling und nicht Delphin. Im schwimmenden Volksmund wird beides äquivalent verwendet.
2. Bewunderung von allen Seiten
Kraulen, Rücken- oder Brustschwimmen - das kann jeder. Davon sind zumindest die Laien überzeugt. Dass das definitiv nicht zutrifft, wissen sie nicht, glauben sie uns auch nicht. Aber Schmetterling - das können sie definitiv nicht. Ehrfurcht erfüllt das Hallenbad alleine bei der Aussprache des Wortes. Aber auch die Teamkollegen bekommen den Mund vor Bewunderung nicht mehr geschlossen, wenn es wieder heißt „5x400m HS, aber pronto!“ und die Schmetterer, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Schicksal so nehmen, wie es ist. Dass jeder Meter eine Qual ist und jede Wende eine neue, grauenhafte Bahn verheißt, zeigen sie weder Außenstehenden, noch den engsten Teamkameraden. Das imponiert, denn schließlich ist keine andere Schwimmart so anstrengend wie die der Schmetterlinge. Scharenweise kommen die Massen zu Schwimmwettkämpfen, nur um einen Blick auf diese alienartige und faszinierende Schwimmart zu werfen, die nur die Meister beherrschen können. Da darf dem hart trainierenden Schmett-Schwimmer ruhig die Brust schwellen.
3. Schwimmender Darwinismus
Nur die Harten kommen in den Garten. Oder in unserem Fall: Nur der Stärkste, Fleißigste und Ausdauerndste hat das Zeug zum Schmetterlingsschwimmer. Diese Schwimmart, die beim Lagenschwimmen nicht umsonst als erstes ansteht, weil sie einem alle Kräfte raubt, fordert hohe Tribute von ihren Meistern. Nur wenige haben das Zeug dazu und so sortiert die Schwimmart selbst aus. Schmetterlingsschwimmen erfordert eine ausgeprägte Koordinationsfähigkeit, Rhythmusgefühl, Kraft und Ausdauer zugleich. Es beansprucht den gesamten Körper. Weder beim Rücken-, Brust-, noch Kraulschwimmen ist es möglich, Wasser in Massen zu schlucken - beim Schmetterlingsschwimmen ist nichts unmöglich. Egal - auch mit dieser Kugel von einem Wasserbauch wird dann weiter geschwommen, sich aus dem Wasser erhoben, die Wellenbewegung imitiert, sich konzentriert. Wie gesagt - nur die Stärksten sind dem gewachsen. Nicht umsonst haben Schmetterlingsschwimmer die breitesten Schultern.
4. Schwimmen in seiner ganzen Schönheit
Man beherrscht eine Sache erst dann, wenn sie für Außenstehende leicht und einfach aussieht. So ist das auch mit dem Schmetterlingsschwimmen. Wenn dieser harte Kampf mit Wasser und Seele nach einem Warm-Up aussieht und an flauschige Bademäntel im Spa-Bereich erinnert, macht man alles richtig. Delphinschwimmen ist elegant, anmutig und die schönste aller Schwimmarten. Man sieht gerne hin und träumt vom Strandparadies mit Palmen. Diese Lage ist einer der Gründe, warum Schwimmen zu Olympia auf der Favoritenliste steht. Sie ist ein primärer Faktor, warum Schwimmen als schön bezeichnet wird.
5. Bahnfreiheit
Neben all der Pracht beansprucht die Diva der Lagen ziemlich viel Platz für sich. Außerdem verursacht sie sehr hohe Wellen und stört sich gleichzeitig daran, wenn andere welche machen. Aus diesem Grund haben Schmett-Schwimmer oft mehr Platz als andere. Freistilschwimmerin Tina hat schließlich keine Lust auf ein weiteres blaues Auge, während Rückenschwimmer Konrad nicht wieder einen Schwall Wasser in der Nase haben möchte, um daran gegebenenfalls zu ertrinken. Wenn ein Schmetterlingsschwimmer dann zum Sprinttraining übergeht, hat er oftmals drei Bahnen zur Verfügung - nur um sicher zu gehen, dass alle unverletzt bleiben. So annektieren sich Delphinisten im Geheimen ganze Hallen.
6. Delphinkicks gehen immer
Ein weiterer Vorteil als Delphinschwimmer liegt in der Beinbewegung. Delphinkicks brauchen Schwimmer nämlich bei jeder Lage! Und da es neben einer Haupt-, auch noch eine Nebenlage gibt, erweist es sich als überaus nützlich, Delphinkicks perfektioniert zu haben. Außerdem kann man beim Kick-Training ordentlich angeben, schneller und weiter tauchen und sich als Arielle oder König Triton ausgeben, ohne dass jemand den Schwindel bemerkt.
7. Höchster Kalorienverbrauch
Der Lohn der anstrengendsten aller Schwimmarten ist neben einem guten Körpergefühl, breiten Schultern und einer hohen Anzahl an Bewunderern auch der höchste Kalorienverbrauch. Durch die enorme Belastung beim Schmettern schmeißt unser Körper Unmengen an Energie in unseren hauseigenen Ofen, sodass wir uns Bahn für Bahn vorwärts kämpfen können. Im Gegenzug wird es Schmetterlingsschwimmer dadurch ermöglicht, ein Vielfaches von dem zu verdrücken, was andere Schwimmer dürfen. So müssen sie zwar auf die richtige S-Linie beim Schwimmen achten, aber nicht auf ihre eigene!
Der komplette Artikel erschien erstmals in der Winterausgabe 2017 des swimsportMagazine. Alle noch verfügbaren Ausgaben der Zeitschrift für den Schwimmsport können im großen swimsportMagazine-Paket bestellt werden. Zum Sonderpreis erwarten euch hier mehr als 1500 Seiten geballtes Schwimmwissen --> Das swimsportMagazine-Paket
8:09! Summer McIntosh schwimmt neuen 800m-Rekord und jagt Katie Ledecky
Kanadas Schwimmsuperstar Summer McIntosh schickt zum Auftakt des Wettkampfjahres 2025 einen Gruß in Richtung der internationalen Konkurrenz! Über die 800m Freistil stellte die Olympiasiegerin bei einem Wettkampf in Florida einen neuen nationalen Rekord auf, der durchaus als historisch bezeichnet werden kann.
In 8:09,86 Minuten schwamm die 18-Jährige als erst zweite Schwimmerin in der Geschichte unseres Sports unter die Marke von 8:10 Minuten. Dies war zuvor bisher nur der US-Schwimmlegende Katie Ledecky gelungen, die in 8:04,79 Minuten den seit 2016 bestehenden Weltrekord hält. Nie zuvor war eine Schwimmerin der Bestmarke Ledeckys so nahe gekommen.
Ihre bisherige persönliche Bestzeit, mit der McIntosh beim selben Wettkampf im Jahr zuvor Ledecky im direkten Duell hinter sich ließ, unterbot McIntosh um gut anderthalb Sekunden.
Bei den Olympischen Spielen in Paris hatte die junge Kandierin auf die 800m Freistil verzichtet und sich stattdessen auf die 200m Schmetterling, 200m Lagen und 400m Lagen sowie die 400m Freistil fokussiert. Dabei gab es für sie drei Gold- und eine Silbermedaille.
Bild: Tino Henschel
''Einfach noch nicht bereit'' - WM 2025 findet ohne Leonie Beck statt
Auch wenn bislang lediglich Oliver Klemet sicher für die diesjährigen Weltmeisterschaften im Freiwasserschwimmen gesetzt ist und somit noch einige WM-Tickets zu vergeben sind, wird das deutsche Team bei den Titelkämpfen Mitte Juli in Singapur ohne Leonie Beck auskommen müssen.
Die Doppelweltmeisterin von 2023 verzichtet am übernächsten Wochenende auf den Weltcup-Auftakt im ägyptischen Soma Bay, der zugleich die einzige Qualifikationsmöglichkeit für die WM darstellt.
Dass es mit der WM-Teilnahme für Leonie Beck in diesem Sommer eng werden würde, war Deutschlands erfolgreichster Freiwasserschwimmerin selbst schon länger bewusst. Gegenüber 'Swim & More' erklärte die 27-jährige Würzburgerin: "Ich habe ganz bewusst eine längere Pause eingelegt. Das es deswegen nicht für den WM-Start reicht, war mir dabei klar. Daran ist ja auch nichts verwerflich. Ich bin einfach noch nicht bereit".
Mit der Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal verzichtet auch die zweifache Weltmeisterin aus dem vergangenen Jahr auf einen Start bei den Weltmeisterschaften in Singapur. Die 31-jährige Niederländerin, die seit vielen Jahren bei Bernd Berkhahn trainiert, legt aktuell noch immer eine Trainings-und Wettkampfpause ein. "Nach langen Überlegungen habe ich mich entschieden, nicht an den Weltmeisterschaften 2025 teilzunehmen. Stattdessen fokussiere ich mich gerade auf etwas, das mir große Erfüllung bringt. Ich teile meine Erfahrungen mit der nächsten Generation des Schwimmsports", erklärte die hochdekorierte Freiwasserathletin auf Instagram. Im Sommer möchte Sharon van Rouwendaal dann entscheiden, ob sie nochmal aktiv in das Training einsteigt oder ihre Karriere offiziell beendet.
Deutschlands erste Schwimm-Kita entsteht in Köln
Im Kölner Stadtteil Wahn wurde ein neues Pilotprojekt beschlossen, das den steigenden Nichtschwimmerzahlen entgegenwirken soll. Die Idee: Ein Kindergarten, in dem die frühkindliche Wassergewöhnung im Vordergrund steht, um das Schwimmlernen der Kinder explizit zu fördern.
Deutschlands erste Schwimm-Kita soll in unmittelbarer Nähe zum Kölner Wahnbad entstehen und über einen direkten Zugang zur Schwimmhalle verfügen. Für die Kita-Kinder werden gesonderte Wasserzeiten in der Schwimmhalle reserviert sein, zu denen Schwimmkurse und andere Wasser-Aktivitäten stattfinden. Beschlossen wurde das Pilotprojekt von den Kölner Bäderbetrieben, der AWO und der Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke Köln. Auch der Schwimmverband NRW ist als zusätzlicher Ideengeber an der Planung beteiligt.
Die Geschäftsführerin der KölnBäder GmbH Claudia Heckmann sieht in der Schwimm-Kita großes Potential: "Wir möchten den Kindern eine Umgebung schaffen, in der Bewegung und Schwimmen zum Alltag gehören. Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Bildung, sondern auch zur Sicherheit unserer Kinder - eine Fähigkeit, die Leben retten kann".
Die Absichtserklärung für das Projekt wurde Ende Januar von allen Akteuren unterzeichnet und auch der Bauantrag ist bereits genehmigt, sodass der Baustart voraussichtlich Ende des Jahres erfolgen kann. Im Sommer 2027 soll Deutschlands erste Schwimm-Kita dann eröffnet werden.
Ähnliche Konzepte wurden in anderen Kommunen bereits umgesetzt. Der direkte Zugang zu einer Schwimmhalle ist allerdings neu und verleiht der geplanten Schwimm-Kita in Köln somit eine Einzigartigkeit.
Bild links: ZHAC Zweering und Helmus Architektur + Consulting
Lochte, Ervin & Pellegrini in die 'Swimming Hall of Fame' aufgenommen
Die internationale 'Swimming Hall of Fame' hat zum Jahresbeginn neue Ehrenmitglieder aufgenommen. Dazu zählen mit Ryan Lochte, Anthony Ervin, Federica Pellegrini und Joseph Schooling vier absolute Topstars, die in den zurückliegenden Jahren ihre Profikarriere beendet haben.
Die Aufnahme in die 'Hall of Fame' des Schwimmsports würdigt die herausragenden Erfolge der ausgewählten Aktiven. Der US-Amerikaner Ryan Lochte gilt mit sechs olympischen Goldmedaillen und zahlreichen weiteren Erfolgen bei internationalen Großveranstaltungen als einer der höchst dekorierten Schwimmer aller Zeiten. Und auch sein Teamkollege, der Sprintstar Anthony Ervin, stand insgesamt dreimal bei Olympischen Spielen ganz oben auf dem Podium.
Auch die Grand Dame des italienischen Schwimmsports Federica Pellegrini feierte während ihrer aktiven Karriere große Erfolge, darunter Olympiagold 2008 sowie sechs Weltmeistertitel über die 200m und 400m Freistil. Joseph Schooling hatte sich bei seinem Olympiasieg 2016 über die 100m Schmetterling nicht nur souverän gegenüber Superstar Michael Phelps durchgesetzt, sondern sich zugleich zum ersten Olympiasieger seiner Heimat Singapur gekrönt.
Auch der tunesische Olympiasieger Oussama Mellouli wurde in der Kategorie Freiwasserschwimmen in die 'Hall of Fame' aufgenommen. Mellouli hatte während seiner Karriere sowohl im Becken als auch im Freiwasser mit zahlreichen Medaillen bei internationalen Titelkämpfen glänzen können.
Die feierliche Zeremonie, in der die neuen Mitglieder der 'Swimming Hall of Fame' geehrte werden, wird im Rahmen der Weltmeisterschaften in Singapur diesen Sommer stattfinden.
Märtens, Gose und Co. überzeugen beim ersten Wettkampf 2025
Auch die Gruppe der Magdeburger Schwimm-Asse ist am Wochenende ins Wettkampfjahr 2025 gestartet. Bei einem Überprüfungswettkampf in Halle an der Saale legte dabei unter anderem Lukas Märtens einen soliden Auftakt des WM-Jahres hin.
In 3:47,57 Minuten war der Olympiasieger über seine Paradestrecke 400m Freistil nicht zu schlagen und blieb bei seinem Sieg über die 100m Freistil in 49,90 Sekunden direkt unter 50 Sekunden. Auch über die 200m Freistil (1:48,26) und die 100m Rücken (55,25) war Märtens im Einsatz.
Ein starkes Duell lieferten sich über die 1500m Freistil die beiden Olympiamedaillengewinnerinnen Moesha Johnson und Isabel Gose. Die in Magdeburg trainierende Australierin Johnson schnappte sich in 16:10,93 Minuten die Goldmedaille vor Gose (16:16,94), die zuvor einen Ausflug auf die Nebenstrecke 200m Schmetterling unternahm und hier in 2:14,46 Minuten überzeugte.
Über die 800m Freistil der Herren entschied Florian Wellbrock in 7:52,64 Minuten das trainingsgruppeninterne Duell gegen den Freiwasser-Olympiamedaillengewinner Oliver Klemet (7:54,59) für sich. Auch über die 1500m waren beide im Einsatz (15:17,47 / 15:27,86).
Zudem zeigt Nina Holt mit Zeiten von 25,37 bzw. 55,33 Sekunden über die 50 und 100m Freistil, dass auch in diesem Jahr mit ihr zu rechnen sein wird.
Zwar konnten die Magdeburger damit noch nicht unter die Normzeiten schwimmen, die in diesem Jahr zur Qualifikation für die Schwimm-WM in Singapur gefordert sind. Bis zum Start des Qualifikationszeitraums im April sind aber auch noch fast zwei Monate hin. Als Olympia-Medaillengewinner von Paris sind Lukas Märtens, Isabel Gose und Oliver Klemet ohnehin bereits für die Titelkämpfe gesetzt.
Bild: Christian Gold / Archiv
Vier Faktoren für schnelle Starts | Schwimm-Technik
In keinem Moment sind wir so schnell wie in der Flugphase beim Start. Wer hier bereits einen deutlichen Geschwindigkeitsnachteil gegenüber der Konkurrenz hat, kann dies bei längeren Strecken zwar durchaus wieder aufholen. Aber bei den Sprintdistanzen zieht sich dieser anfängliche Nachteil oft bis zum Anschlag durch. Die gesamte Startphase muss daher genau auf die individuellen Qualitäten des einzelnen Athleten ausgerichtet werden. Wir haben hier für euch vier Faktoren zusammengestellt, die speziell die Sprinter beim Start beachten sollten.
1. Masse macht schnell!
Schwimmen ist eine Wissenschaft für sich. Auch beim Start spielt dabei die Physik eine immens wichtige Rolle. Beim Schwimmen wollen wir den Körper möglichst schnell durchs Wasser bewegen, dazu benötigen wir eine hohe Bewegungsenergie, auch kinetische Energie genannt. Diese hängt zum einen von der Geschwindigkeit zum anderen aber auch von der Masse ab. Nur weil zwei Schwimmer also gleich schnell sind, heißt das also nicht, dass sie dieselbe Energie haben.
Mit Blick auf den Start wird dies besonders in der Phase beim Eintauchen interessant. Hier wird der Körper durch den Wechsel von der „dünnen“ Luft ins deutlich dichtere Medium Wasser abrupt abgebremst, der Schwimmer gibt Energie ans Wasser ab. Grund dafür ist der Wasserwiderstand, der der Bewegung entgegenwirkt. Hat der Körper nun aber eine große Masse, bringt er beim Eintauchen auch mehr Energie mit. Das heißt, ein schwerer Schwimmer wird vom Wasser weniger stark abgebremst als ein leichterer Athlet. Nun könnte man denken: Ein massigerer Schwimmer bietet dem Wasserwiderstand auch mehr Angriffsfläche als ein kleinerer Athlet. Da es sich hierbei aber nur um die recht geringe Schattenfläche handelt, die sich etwa aus Kopf und Schultern ergibt, kann dieser minimale Nachteil vernachlässigt werden. Bleiben alle anderen Bedingungen gleich, sorgt damit allein ein Unterschied von fünf Kilogramm zusätzlichem Körpergewicht für einen Zeitvorteil von mehreren Zehntelsekunden auf den ersten 15 Metern. Die Voraussetzung bei alledem ist jedoch, dass ich über genug Sprungkraft verfüge, um die Körpermasse zunächst auf möglichst hohe Geschwindigkeiten zu beschleunigen. Denn: Ein schwerer Körper wird zwar weniger stark abgebremst, es braucht aber auch mehr Kraft, um ihn auf Geschwindigkeit zu bringen.
2. Aktiver Armeinsatz statt lockerem nach vorn Schlenkern
Die wichtigste Rolle für eine hohe Beschleunigung beim Start spielen zwar die Beine, doch das heißt nicht, dass die Arme Pause haben und – wie man es leider bei vielen Athleten immer wieder sieht – einfach locker nach vorn schlenkern können. Ein schneller Start beginnt bereits vor dem Absprung. Um beim Startsignal möglichst explosiv abspringen zu können, gilt es in der Startposition zunächst eine intensive Vorspannung aufzubauen. Durch das Lösen dieser Muskelspannung in den verschiedenen Gelenkbereichen beim Start kann eine größere Beschleunigungsarbeit verrichtet werden, als wenn man einfach nur ganz locker auf dem Block stehen würde. Praktisch wird dies darüber realisiert, dass sich der hintere Fuß in den Startblock presst, die Hände die Blockkante fest umfassen und man über den gesamten Arm in die Schultern und den Oberkörper hinein eine Spannung aufbaut. In der Weltspitze zeigen sich mit Blick auf die Armbewegung beim anschließenden Startsignal zwei Varianten. Die einen nehmen ihre Arme direkt nach vorn in Startrichtung. Beim Absprung sind die Hände so bereits vor dem Kopf. Die anderen ziehen den Oberkörper am Block aktiv mit den Händen nach vorn, wodurch die Arme beim Absprung hinten sind und die Athleten mit dem Kopf voraus abheben. Erst in der Endphase der Streckung bringen sie die Arme mit einer schnellen Bewegung nach vorn. Die Praxis zeigt, dass bei den Herren mittlerweile fast die gesamte Weltspitze die zweite Variante bevorzugt, da sie insgesamt explosiver ist und ein zusätzliches Schwungelement mit sich bringt. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Arten, wie die Arme wieder nach vorn geführt werden. Einfach ist das Ganze nicht: Diese Art des Starts stellt hohe Ansprüche an Muskulatur und Koordinationsvermögen, da nur ein sehr kurzes Zeitfenster bleibt, um die Arme zum Eintauchen nach vorn zu bringen. Die Frage ist nun, warum nicht alle Schwimmer, also auch die Langstreckler, diese vermeintlich bessere Art des Starts nutzen. Vermuten lassen sich unter anderem zwei Gründe: Zum einen benötigt der Powerstart mehr Training und diese Zeit wird bei Nicht-Sprintern lieber in konditionelle Arbeit investiert. Zum anderen haben starke Sprinter insgesamt eine etwas andere muskuläre Veranlagung. Ihnen fällt es damit leichter, die schnellen und schwungvollen Bewegungen des Kopf-Voraus-Starts zu meistern.
3. Nicht weit springen sondern schnell starten!
Im Grunde gibt es beim Start nur ein Ziel: Wie kann ich möglichst viel Geschwindigkeit aufbauen, um diese in die Schwimmrichtung mitzunehmen. Der zweite Teil ist hier entscheidend. Denn theoretisch würden wir beim Start die höchsten Geschwindigkeiten erzielen, indem wir hoch abspringen und quasi senkrecht eintauchen. Allerdings geht dieser Speed dann nicht zur Schwimmrichtung hin sondern schnurstracks in Richtung des Beckenbodens. Der Absprung sollte so kraftvoll wie möglich in Schwimmrichtung, also parallel zur Wasseroberfläche verlaufen. Bei modernen Startblöcken helfen dabei die geneigte Startfläche sowie der verstellbare Keil für den hinteren Fuß. Das Schwungbein wird darauf so platziert, dass der Fußballen möglichst hoch aber auch stabil auf dem Balken sitzt. Beim Start wird dann zunächst das hintere Bein gestreckt, um den Körper nach vorn zu bewegen. Das vordere Bein hingegen beginnt erst mit der Streckung, wenn sich der Fuß hinten vom Block gelöst hat. Wenn dann auch das Sprungbein keinen Kontakt zum Block mehr hat, sollte der Oberkörper bereits in etwa horizontaler Position sein. Damit dürfte der Sprung ordentlich Speed in Schwimmrichtung mitnehmen. Nun müssen wir aber natürlich noch ins Wasser. Dabei muss – egal ob Sprinter oder nicht – ein möglichst kleines Eintauchfenster genutzt werden, sprich: Die Füße tauchen etwa dort ein, wo die Hände die Wasseroberfläche durchbrochen haben. Dies sorgt für den geringsten Wasserwiderstand, womit wir wiederum mehr Geschwindigkeit mitnehmen. Diese Situation ist durchaus entscheiden, denn hier kann der Unterschied zwischen gutem und schlechtem Eintauchen mehr als 1 m/s an Geschwindigkeitsverlust bedeuten. Entscheidend ist es zudem, hier nicht möglichst weit zu springen, sondern viel Geschwindigkeit mit ins Wasser zu nehmen. Tendenziell wird Sprintern dafür ein eher flacher Eintauchwinkel bei etwa 30° oder sogar darunter empfohlen, da somit direkt ein zu tiefes Abtauchen und damit eine längere Wegstrecke vermieden wird. Kleines Eintauchfenster und flacher Winkel sind eigentlich ein Widerspruch, den es zu lösen gilt. Deswegen müssen Sprinter beim Start besonders sowohl mit Körperspannung als auch Flexibilität arbeiten. Direkt nach dem Durchbrechen der Wasseroberfläche kann so zum Beispiel die Umkehrbewegung von der Flugkurve zur Schwimmrichtung hin eingeleitet werden. Einigen gelingt es dabei sogar, die Hüfte so zu stellen, dass die Beine beim Eintauchen dem Wasser direkt den ersten Kick versetzen.
4. Schneller Übergang statt weiter Tauchphase
In der Unterwasserphase und beim Übergang in die Schwimmbewegung gibt es beim Sprintstart wohl die größten Unterschiede im Vergleich zu den Starts der Mittel- und Langstreckenspezialisten. Durch eine gute Delphinbewegung bzw. eine lange Tauchphase beim Brustschwimmen kann man bei langen Distanzen wichtige Körner für das weitere Rennen sparen. Bei Sprintern muss die Kraft aber über deutlich kürzere Strecken eingeteilt werden, daher spielt die Ökonomisierung des Starts bei ihnen keine Rolle. Entscheidend bei der Unterwasserphase ist der Fakt, dass wir im Grunde nur noch maximal auf dem Geschwindigkeitsniveau weiterschwimmen, auf dem wir die Schwimmbewegung beginnen. Wie weit getaucht wird und wer als Erster bei 15m hochkommt, ist da nicht zwingend immer entscheidend. Auch hier können wir wieder auf Adam Peaty schauen. Der Olympiasieger hat zwar beim Start selbst durchaus Nachteile. Er hat es aber gelernt, die Unterwasserphase seinen eigenen Qualitäten anzupassen und nicht zu lang zu gestalten. Besonders deutlich wurde das im Halbfinale der WM 2017. Hier war der Russe Kirill Prigoda auf den ersten 15m fast eine halbe Sekunde schneller als Peaty. Trotzdem war es am Ende der britische Superstar, der in 25,95 Sekunden einen Weltrekord aufstellte, während Prigoda in 26,85 Sekunden anschlug. Eine der Ursachen lag hierfür bereits beim Übergang in die Schwimmgeschwindigkeit. Peaty tauchte zwei Meter eher auf als sein Konkurrent, begann das zyklische Schwimmen aber mit viel Speed von etwa 1,81m/s. Prigoda hatte hingegen zunächst mehr Geschwindigkeit beim Start aufgebaut, davon aber in der längeren Tauchphase auch wieder viel verloren. Er begann das Schwimmen etwa bei 1,64m/s. Peaty spielte nun seine Qualität aus: Er kann in der Schwimmbewegung hohe Geschwindigkeiten lange halten. Mit jeder Sekunde des Rennens nahm er so der Konkurrenz mehr als 15 Zentimeter ab. Am Ende hatte er damit den Rückstand nach der Tauchphase in einen deutlichen Vorsprung gewandelt. Der Grund dafür, das Prigoda unter Wasser langsamer wurde, ist einfach: Er ist dem vollen Wasserwiderstand ausgesetzt und beim Brustschwimmen gibt es in der Tauchphase nunmal nur einen einzigen erlaubten Armzug, der diesem Widerstand entgegengesetzt werden kann. Auf den längeren Strecken, wie den 200m Brust, macht es durchaus Sinn, weit zu gleiten, da dies ökonomisch ist und Energie spart. Bei Sprintern jedoch gilt es die Geschwindigkeiten durch geeignete Impulse lange hoch zu halten. Bei Freistil-, Rücken- Schmetterlingsschwimmern ist es individuell sehr unterschiedlich, wie gut dazu die Delphinbewegung während der Unterwasserphase geeignet ist. Hier ist es nicht immer zweckmäßig, die vollen erlaubten 15m unter Wasser zu tauchen. Dafür gibt es keine Blaupause, sondern das gilt es für jeden Schwimmer einzeln zu analysieren. Daher ist für die Bewertung des Übergangs nicht nur die 15m-Zeit zu betrachten. Die Zeit von 15m bis 25m oder auch nur 20m kann Aufschluss darüber geben, wie viel Speed mit in die Schwimmbewegung genommen wird. Als Sprinter lohnt es sich durchaus, an dieser Komponente ein wenig zu feilen und unterschiedliche Varianten für sich selbst zu testen.
Der komplette Artikel erschien erstmals in der Frühjahresausgabe 2019 des swimsportMagazine. Alle noch verfügbaren Ausgaben der Zeitschrift für den Schwimmsport können im großen swimsportMagazine-Paket bestellt werden. Zum Sonderpreis erwarten euch hier mehr als 1500 Seiten geballtes Schwimmwissen --> Das swimsportMagazine-Paket
''Du schwimmst nicht nur für dich, sondern für’s Team'' | Der Trainingsalltag am US-College
Seit mehr als einem Jahr schwimmt Jasmin Kroll schon für die Florida Gulf Coast University in den USA. Wie sehr sie sich dort dank des Uni-Schwimmteams sportlich sowie persönlich weiterentwickelt hat, haben wir euch in früheren Teilen unerer Scholarbook-Artikelserie erzählt. Doch warum zieht es immer mehr Top-Athleten und Talente aus der ganzen Welt in die Teams der US-Colleges? Auch der Trainingsalltag an den nordamerikanischen Unis spielt dabei eine Rolle.
Die größten Unterschiede zwischen dem Training in deutschen Teams und den Uni-Teams der USA liegen vermutlich in der Mentalität und dem Fokus auf Wettkampfhärte. Anders als in Deutschland werden College Wettkämpfe meistens als „dual meets“ durchgeführt. Das heißt, dass zwei Universitäten aufeinandertreffen und als Teams gegeneinander schwimmen. „Du schwimmst nicht nur für dich, sondern für’s Team“ ist eine Mentalität, die man bei uns meistens nur von den DMS kennt. In den USA ist das allerdings Alltag, und das bekommt man auch im Training zu spüren. Es ist nicht ungewöhnlich, dass während eines harten Trainings Motivationsrufe von der Nebenbahn kommen. „Go Eagles!“ dröhnt nicht nur am Wettkampftag über das Schwimmbecken. So werden tägliche Trainingseinheiten durch die einzigartige Mentalität besonders.
Dieses hohe Motivationslevel ist aber auch enorm wichtig um gut durch die anpruchsvollen Trainingswochen zu kommen. Vorbereitend auf die drei bis vier Stunden andauernden dual meets, während denen jeder Schwimmer bis zu vier oder fünf Mal an den Start geht, sind intensive Tests im Training nicht selten.
Allgemein lässt sich nicht sagen, inwiefern das Training in den USA für jeden Sportler neuland ist, denn selbst bei großen Teams von bis zu 30 Schwimmern sind die meisten Einheiten sehr individuell abgestimmt. Doch eins ist sicher: es ist sehr fordernd. Gleichzeitig ist aber auch für die Regeneration der Sportlerinnen und Sportler gesorgt. Physios, Masseure und Sportärzte betreuen neben den Coaches die Uni-Teams und stehen stets mit kreativen Erholungsmaßnahmen bereit. Nicht selten sieht man am Beckenrand ein aufblasbares Planschbecken mit eisigem Wasser oder die dicken „Normatech-Stiefel“, die durch Kompression und Massage eine schnellere Regeneration versprechen.
Viele dieser Dinge waren für Jasmin anfangs neu, doch dank des lockeren und offenen Umgangs im Team hat sie sich schnell einleben können. Man wächst mit der Zeit wie in einer zweiten Familie zusammen. Und dass viele der College-Teams sehr international aufgestellt sind, hilft hierbei noch mehr. Jeder bringt ein bisschen eigene Kultur mit und so wird ein einzigartiges Klima geschaffen, in dem man sich nur wohlfühlen kann. Hierzu hat Jasmin noch einen wichtigen Tipp für alle, die mit dem Gedanken spielen in die USA zu wechseln: „Suche vor deinem Commitment den Kontakt zu den Teamkollegen.“ Dass die Atmosphäre im Team zu einem passt, ist enorm wichtig – mit den Teamkollegen verbringt man schließlich den Großteil seiner Zeit. Doch hat es wie bei Jasmin Klick gemacht, wird die Zeit am US-College auf jeden Fall etwas ganz Besonderes.
TIPP: Falls ihr ebenfalls Interesse am Studium in den USA und den Möglichkeiten eines Sportstipendiums habt, dann hilft euch das Team von Scholarbook gern weiter. Klickt euch einfach rein und testet eure Chancen auf ein Stipendium:
Technik Thema: Effizienz statt Keulerei
Ellenbogen anstellen! Länger gleiten! Niedrigere Frequenz! Höhere Frequenz! … Techniktipps für Schwimmer gibt es so einige und gerade für die langen Strecken wird oft die Frage nach der perfekten Technik gestellt. Die Antwort lautet – auf die Gefahr hin, euch zu enttäuschen: Es gibt sie nicht. Körperbau, muskuläre Voraussetzungen und Vorerfahrung spielen hier eine zu große Rolle, als dass man eine Schablone vorgeben könnte. Aber: Ein wichtiger Punkt, den alle Schwimmer sich zu Herzen nehmen sollten, ist der Blick auf den sinnvollen Energieeinsatz und die Effizienz der Schwimmbewegungen. Dies ist bei allen Schwimmarten von großer Bedeutung, besonders dann, wenn es auf die Mittel- und Langstrecken geht. Wir haben uns diesem Thema einmal genauer gewidmet.
„Schwimmen“ ist nicht gleich „Schwimmen“. Wenn wir uns mit Technik und Stil beschäftigen, sollten wir nicht nur nach den vier Schwimmarten unterscheiden. Eine immens wichtige Rolle bei der Frage, wie eine möglichst optimale individuelle Technik aussehen sollte, spielt nämlich auch die Streckenlänge, die wir schwimmen wollen. Schaut man sich so zum Beispiel die Spitzensprinter dieser Welt an, sei es beim Kraul-, Brust- oder auch Schmetterlingsschwimmen, so fällt zum einen auf, dass sie auf den 50m und 100m mit äußerst hohen Frequenzen durchs Wasser pflügen. Zum anderen richten sie dabei mit ihren relativ geraden, fast schon steifen Armen, eine vergleichsweise große Kraft nach unten statt nach vorn. Das Ziel dabei ist, den Körper möglichst hoch im Wasser zu halten und quasi auf der Oberfläche zu surfen, um so dem Wasserwiderstand eine geringe Angriffsfläche zu bieten. Detailliert könnt ihr das in unserem Sprintspecial in der Frühjahresausgabe 2019 nachlesen. Das Problem bei dieser Art zu schwimmen: Es lässt sich nur eine recht kurze Zeit durchhalten. Unter Ausdauer verstehen wir, wie ihr bereits lesen konntet, ganz allgemein die Fähigkeit eine Bewegung in gleicher Intensität möglichst oft zu wiederholen. Sprinter absolvieren sehr viele Bewegungen in hoher Intensität. Da ist es klar, dass bei einer solchen Keulerei die Energiereserven des Körpers und seine Fähigkeiten, neue Energie bereit zu stellen, schnell an ihre Grenzen stoßen.
Mit der optimalen Frequenz zum Energiegleichgewicht
Die Frage auf den mittleren und langen Strecken ab 200m ist also nicht „Wie schwimme ich möglichst hohe Geschwindigkeiten?“ sondern „Wie kann ich hohe Geschwindigkeiten möglichst lange durchhalten?“ Das Zauberwort dafür lautet, egal bei welcher Schwimmart: „Effizienz“. Umso länger die Strecke wird, umso wichtiger wird ein ökonomischer Stil. Das Ziel besteht darin, möglichst schnell zu schwimmen, dabei aber die Energiereserven des Körpers zu schonen und nur langsam aufzuzehren beziehungsweise in einem Gleichgewicht zwischen Energieverbrauch- und Energiebereitstellung zu schwimmen. Um immer wieder Power nachproduzieren zu können, benötigt der Körper nicht nur Energieträger wie Glukose oder Fette, sondern vor allem Zeit. Diese bekommen die jeweiligen Muskeln vor allem dann, wenn sie gerade keine Arbeit verrichten, also zum Beispiel in den Streck- oder Rückholphasen des Schwimmzyklus. Es ist also wenig verwunderlich, dass auf den langen Strecken mit deutlich geringeren Frequenzen geschwommen wird als bei den Sprintern, bei denen die „Ruhephasen“ im Grunde keine Rolle spielen. Bei den Ausdauerspezialisten sind sie hingegen deutlich wichtiger, weswegen viele Spitzenschwimmer zum Beispiel beim Freistilschwimmen auf die Front-Quadrant-Technik bei der Armarbeit setzen. Dabei beginnt der neue Zug erst kurz bevor der Gegenarm in die Streckung übergeht. Dies ermöglicht lange, kraftvolle Züge mit ausgeprägt langen Rückholphasen. Doch dieses niedrigfrequente Schwimmen will gelernt sein und nicht jeder wird im Stile eines Florian Wellbrock mit 30er Frequenzen sein optimales Energiegleichgewicht erzielen können. Dazu lohnt es sich im Training durchaus einmal von außen bei den einzelnen Schwimmern zu messen, mit welchen Frequenzen sie welche Geschwindigkeiten realisieren können. Daraus lässt sich eine Frequenz-Geschwindigkeits-Kurve ermitteln, mit der man mit Blick auf die Zielstrecke nun überlegen kann, welche Frequenzen man bei den jeweiligen Sportlern trainiert. Dies gilt nicht nur für die Freistil-Asse sondern lässt sich bei allen Schwimmarten anwenden.
Energie sparen statt hohe Wellen schlagen
Auch bei den Top-Schwimmern gibt es dabei natürlich Ausnahmen. Italiens Olympiasieger Gregorio Paltrinieri ist einer der besten Schwimmer aller Zeiten auf den 1500m Freistil. Sein Stil sieht aber eher unruhig aus mit hohen Frequenzen und wild spritzendem Wasser. Ihm gelingt es damit zwar, sich immer wieder im Wasser in eine hohe Lage zu heben. Das würde aber wahrscheinlich kaum ein anderer so lange durchhalten. Dass Paltrinieri dennoch eine solche Ausdauer Power hat, liegt vor allem daran, dass er diese Art zu schwimmen über mittlerweile Jahrzehnte hinweg sehr sehr hart trainiert hat und sein vergleichsweise leicht gebauter Körper genau darauf konditioniert ist. Trotzdem ist dies von außen betrachtet sehr aufwendig. Denn mit jedem Wasserspritzer, mit jedem Klatschen des Arms auf die Oberfläche gibt der Körper Energie ans Wasser ab, die nicht für Vortrieb sorgt. Neben des richtigen Gleichgewichts zwischen Energieverbrauch und –bereitstellung spielt es gerade bei den langen Strecken nämlich auch eine wichtige Rolle, wie ich die Power einsetze. Es nützt mir recht wenig, wenn ich viel Energie erzeuge, diese aber durch ineffiziente Bewegungen oder hohen Wasserwiderstand verschwende. Gut erkennt man das bei den Brustschwimmern auf der 200m-Strecke. Marco Koch galt hier als einer der Vorreiter für eine beeindruckende Gleitlage. Der russische Weltrekordhalter Anton Chupkov hat dies noch perfektioniert. Bei den Brustschwimmern bildet sich in der Phase des Aufrichtens des Oberkörpers eine deutliche Welle. Um möglichst effizient zu schwimmen, gilt es nun in der Streckphase unter diese Welle zu kommen und diese mit dem Beinschlag hinter dem Körper zurückzulassen. Chupkov gelingt dies wie keinem Zweiten. Andere hingegen schleppen diese Welle mit der Hüfte oder sogar frontal vor sich mit. Eine Welle ist nichts anderes als bewegtes Wasser und bildet sich nicht allein. Dafür wird Energie benötigt, die unser Körper an sie abgibt. Umso länger die Welle also mitgeschleppt wird, umso mehr bremst sie die Schwimmbewegung, weswegen das Brustschwimmen bei vielen Athleten, die vielleicht sonst eher in den anderen Schwimmarten zu Hause sind, aussieht wie eine Stop-And-Go-Bewegung. Die Voraussetzungen, um dies zu vermeiden, sind ein gut trainiertes Timing der Arm- und Beinarbeit sowie eine hohe Beweglichkeit im Hüftbereich.
Taktisches Umschalten im Energiemix
Nicht nur dank seiner Technik lohnt es sich, mal ein Finale von Anton Chupkov anzuschauen sondern auch wegen dessen Renneinteilung. Bei den Weltmeisterschaften in Korea wendete er bei 100m noch an achter und damit letzter Stelle des Finals über die 200m Brust, nur um dann von hinten das Feld aufzupflügen. Die Renneinteilung ist ein weiterer immens wichtiger Punkt für die Mittel- und Langstrecken. Auch hier geht es wieder um den Energiehaushalt. Theoretisch gibt es zwei Wege: Entweder ich verteile die Energie gleichmäßig auf die gesamte Strecke. Das heißt, ich gebe von Beginn an Gas und vertraue darauf, dass ich hinten nicht einbreche. Oder ich schwimme das Rennen kontrollierter und verhaltener an, um dann zum Beispiel aus der letzten Wende heraus einen kräftigen Schlussspurt anzusetzen. Letzteres sieht man im Spitzenbereich mittlerweile immer öfter über die Strecken ab 200m. Die Gründe dafür dürften ebenfalls im Energiehaushalt liegen. Wer darauf trainiert ist, mit niedrigen Frequenzen hohe Geschwindigkeiten zu erzielen, kann variabler schwimmen und ist so am Ende des Rennens in der Lage, durch die Frequenzsteigerung noch einen Gang hoch zu schalten. Das muss auch nicht unbedingt eine höhere Frequenz der Arme sein, sondern kann auch über die Beinarbeit geschehen. Das lässt sich gerade bei den Freistilschwimmern oft beobachten. Während man zuvor weitgehen im Energiegleichgewicht geschwommen ist, geht es jetzt an die Grenzen. Durch die höheren Frequenzen verschieben sich im Körper die Prozesse zur Energiebereitstellung in Richtung der anaeroben ATP-Gewinnung (siehe auch S. 16 bis 18). Diese kann man vorher nur begrenzt nutzen, da sich ansonsten das lähmende Laktat anreichern und man im Rennen den Schwimmertod „sterben“ würde. Auf der letzten Bahn aber spielt das keine Rolle mehr, hier geht es darum, alle möglichen verbliebenen Energiereserven zu nutzen. Umso länger die Strecke wird, umso mehr Varianten gibt es, mit den Geschwindigkeiten zu taktieren. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob ich nur eine bestimmte Zeit schwimmen möchte – dann sind Antritte mitten im Rennen eher kontraproduktiv – oder ob ich mich im Kampf um eine Platzierung mit einem bestimmten Gegner befinde. In dem Fall können Zwischenspurts oder plötzliche Steigerungen der Geschwindigkeit durchaus geeignete taktische Mittel sein. Gerade im Freiwasser lässt sich das immer wieder beobachten.
Wenden! Die unterschätzte Geheimwaffe
Etwas, das den Open Water Kämpfern erspart bleibt, sind die Wenden der Beckenschwimmer. Zum einen unterbrechen diese zwar immer wieder den vorherigen Energiefluss für einen plötzlichen anderen Bewegungsablauf. Zum anderen verstecken sich hier aber wichtige Sekundenbruchteile. Gerade Langstreckenliebhaber im Breitenbereich nutzen die Wenden gern als „Erholungspausen“. Damit sollte man vorsichtig sein. Was sich im Training einschleift, lässt sich im Wettkampf nur schwer abstellen. Dabei lohnt es sich gerade bei den langen Strecken einen Fokus auf die Wendenarbeit zu legen. Ein bis zwei Zehntel bei jeder Wende klingt nach nicht viel. In einem 1500m-Rennen summiert sich das dann aber zu einem Unterschied von mehreren Sekunden. Verstecken können sich diese Reserven in mehreren Bereichen. Zum einen ist da die Drehbewegung an sich. Egal in welcher Schwimmart: Wer agil die Richtung wechselt, hat so stets einen Vorteil gegenüber denjenigen, die sich behäbig drehen. Zum anderen bilden der Abstoß, die Unterwasserphase und der Übergang in die Schwimmbewegung wichtige Stellschrauben. Auch hier gilt es wieder möglichst viel Energie aus dem Abstoß in die Schwimmbewegung mitzunehmen. Nicht für jeden Schwimmer eignen sich dabei lange Tauchphasen. Das sollte man ganz individuell bestimmen. Eine wichtige Kenngröße dabei ist die Geschwindigkeit, mit der die Schwimmbewegung begonnen wird.
Effizienz will geübt sein
Schnelle Wenden, ein effizienter Stil und geschickte Renneinteilung – so etwas kommt natürlich nicht von heute auf morgen, sondern will gut trainiert sein. Womit wir wieder bei unserem Anfangsstatement wären: Die perfekte Technik gibt es nicht. Wie finde ich nun aber heraus, wie der optimale Stil für mich persönlich aussieht? Genau diesem Zweck dienen Übungen für das Wassergefühl, die ebenso wie das Kilometer schrubben bei jedem Ausdauerschwimmer zum festen Bestandteil des Trainings gehören sollten. Geeignet sind zum Beispiel Kontrastübungen, bei denen man mal bewusst „falsche“ Techniken einbaut, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich dies auf Wasserlage, Widerstand und das individuelle Empfinden beim Schwimmen auswirkt. Blättert doch einfach mal unsere zurückliegenden Ausgaben durch, da gibt es einige Übungen, die hierfür perfekt sind. Wie das Kontrasttraining zum Beispiel auf den Kraul-Armzug angewandt werden kann, erfahrt ihr in der Herbstausgabe 2017. Unser Autor Marco Wolf hat dafür einige tolle Drills zusammengestellt, die dabei helfen können. Also: Energie sparen statt verschwenden und effizient schwimmen statt durchs Wasser keulen – dann klappt‘s auch mit der Ausdauer Power.
Der komplette Artikel erschien erstmals in der Herbstausgabe 2019 des swimsportMagazine. Alle noch verfügbaren Ausgaben der Zeitschrift für den Schwimmsport können im großen swimsportMagazine-Paket bestellt werden. Zum Sonderpreis erwarten euch hier mehr als 1500 Seiten geballtes Schwimmwissen --> Das swimsportMagazine-Paket
Süddeutsche Meisterschaften 2025 in Stuttgart: Programmankündigung veröffentlicht
Die Süd- und Norddeutschen Meisterschaften sowie die NRW-Titelkämpfe sind deutschlandweit Jahr für Jahr die zweithöchsten überregionalen Meisterschaften. Die Süddeutschen Meisteschaften der kürzeren Strecken werden 2025 in Stuttgart stattfinden. Vom 23. bis 25. Mai wird im Sportbad Neckarpark um Titel und Medaillen gekämpft.
Ausrichter der Süddeutschen Meisterschaften 2025 ist der TB Cannstatt. Wie der nun veröffentlichten Programmankündigung zu entnehmen ist, läuft der Qualifikationszeitraum für die Titelkämpfe bis zum 18. Mai 2025. Der Meldeschluss ist einen Tag später, am 19. Mai um 20 Uhr.
Die Qualifikation zu den Süddeutschen Meisterschaften 2025 erfolgt auf Basis von Pflichtzeiten, die sich an der Rudolph-Punktetabelle orientieren und ebenfalls der Programmankündigung zu entnehmen sind.
Links zum Thema:
Ariarne Titmus verzichtet auf WM-Titelverteidigung
Auch die australische Topschwimmerin Ariarne Titmus entschied sich, die Zeit nach den Olympischen Spielen von Paris abseits des Schwimmbeckens zu verbringen. Dort hatte Titmus erfolgreich ihren Titel über die 400m Freistil verteidigt und mit zwei weiteren Einzelmedaillen und Staffelgold glänzen können. Nun gab die Freistilspezialistin aus Australien bekannt, ihre Auszeit noch um einige Monate zu verlängern und erst im Juli wieder ins Training einzusteigen.
Damit steht schon jetzt fest, dass Ariarne Titmus diesen Sommer nicht bei den Weltmeisterschaften in Singapur auf die Jagd nach Titeln und Medaillen gehen wird. Dort hätte sie ihren WM-Titel über die 400m Freistil bereits zum zweiten Mal verteidigen können.
Dass die 24-Jährige nach Paris eine längere Auszeit nehmen würde, hatte sie bereits vor den olympischen Titelkämpfe beschlossen. In einem Interview mit einer australischen Zeitung erklärte die Erfolgsschwimmerin: "Ich wusste einfach, dass ich nach Paris einige Zeit pausieren musste. Ich bin seitdem ich 16 war, Teil der Nationalmannschaft gewesen und ich brauchte einfach eine mentale Pause von der Intensität des Sports."
Eine Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles habe Ariarne Titmus weiterhin aber fest im Blick.
Beim ersten Wettkampf nach Olympia: Angelina Köhler schneller als die WM-Norm
Nach ihrem vierten Platz bei den Olympischen Spielen meldete sich Angelina Köhler nach längere Wettkampfpause eindrucksvoll zurück. Denn über ihre Paradestrecke den 100m Schmetterling unterbot Köhler als erste deutsche Schwimmerin in diesem Jahr eine der vom DSV geforderten Normzeiten für die Weltmeisterschaften in Singapur.
Im Rahmen eines Stützpunktwettkampfes in Berlin schmetterte die Schwimmerin der SG Neukölln in 57,92 Sekunden acht Hundertstel unter die WM-Norm. Auch wenn der Qualifikationszeitraum erst im April beginnt, ist Angelina Köhler bereits fest für die Weltmeisterschaften in Singapur (27.Juli - 3.August) gesetzt, wo sie über die 100m Schmetterling als Titelverteidigerin an den Start gehen wird.
In den Wochen nach den Olympischen Spielen von Paris hatte sich Angelina Köhler eine längere Trainings- und Wettkampfpause genommen. Zum Jahresende hatte sie zudem aus gesundheitlichen Gründen auf eine Teilnahme an der Kurzbahn-WM verzichten müssen. Umso höher anzusehen ist die Leistung, die die Wahl-Berlinerin am Wochenende zeigte. Auch Trainer Lasse Frank gab sich äußerst zufrieden: „Zu diesem Zeitpunkt ist das schon eine sehr ordentliche Zeit, erzielt aus vollem Training heraus“. Köhlers Bestzeit, die gleichzeitig dem Deutschen Rekord entspricht, steht bei 56,11 Sekunden.
Euro Meet 2025: Imoudu und Armbruster triumphieren in Luxemburg
Für die beiden Olympiateilnehmer Melvin Imoudu und Luca Nik Armbruster hätte der Start in die neue Wettkampfsaison wohl kaum besser laufen können. Beim renommierten Euro Meet, das an diesem Wochenende in Luxemburg ausgetragen wurde, setzten sich die beiden deutschen Topschwimmer gegen teils starke internationale Konkurrenz durch und glänzten mit insgesamt drei Goldmedaillen.
Gleich zweimal stand der Potsdamer Melvin Imoudu ganz oben auf dem Siegertreppchen. Über die 50m Brust blieb Imoudu in 27,31 Sekunden knapp sechs Zehntel über seiner Bestzeit, setzte sich aber souverän gegenüber dem 100m-Olympiasieger Nicolo Martinenghi (27,59) durch. Der Italiener musste sich mit Bronze zufrieden geben. Und auch über die doppelte Distanz war der amtierende Europameister in 1:00,19 Minuten nicht zu schlagen. Auch hier war Martinenghi mit am Start, wurde aber disqualifiziert.
Dank seines vierten Platzes bei den Olympischen Spielen ist Imoudu bereits fest für die Weltmeisterschaften in Singapur gesetzt. Dicht an die WM-Norm heran schwamm Luca Nik Armbruster bei seinem Sieg über die 100m Schmetterling. In 52,05 Sekunden blieb der Schwimmer der SG Neukölln Berlin nur wenige Zehntel über der vom DSV geforderten Quali-Zeit (51,60), die es dann zwischen Anfang April und den Deutschen Meisterschaften im Mai zu knacken gilt.
Neben den Siegen von Imoudu und Armbruster durften sich die deutschen Schwimmer in Luxemburg über zwei weitere Medaillen freuen. Über die 800m Freistil schwamm der Münchener Moritz Bockes (8:04,50) auf den Silberrang. Gleiches gelang auch Fritz Dietz von der SG Frankfurt über die 50m Rücken (26,09).
Die Ergebnisse vom Euro Meet 2025 gibt es hier: https://www.euromeet.lu/live/#
Ukrainischer Paralympics-Finalist zu Dopingstrafe verurteilt
Direkt im Anschluss an die Paralympics von Paris wurde eine vorläufige Dopingsperre gegen den ukrainischen Schwimmer Roman Bondarenko verhängt. Das Internationale Paralympische Committee legte die Strafe nun auf drei Jahre fest.
Der Dopingfall von Roman Bondarenko sorgte in Paris für Aufsehen, nachdem bei einer Dopingkontrolle verbotene Substanzen im Blut des dreimaligen Paralympics-Teilnehmer nachgewiesen wurde. Zusätzlich zu seiner dreijährigen Suspension, die bis September 2027 angesetzt ist, wurde Roman Bondarenko rückwirkend auch für alle seine Rennen in Paris disqualifiziert. Dort war ihm der Sprung in einige Finals gelungen. Eine paralympische Medaille hatte der Ukrainer während seiner aktive Karriere nicht erzielt.
Schwimm-DM 2025: Ausschreibung der Deutschen Meisterschaften online
Der Deutsche Schwimm-Verband hat die Ausschreibung für die Deutschen Meisterschaften 2025 im Beckenschwimmen veröffentlicht. Der Zeitraum, in dem Qalifikationszeiten für die vom 1. bis 4. Mai in Berlin stattfindenden Titelkämpfe erbracht werden können, endet am 06. April 2025.
Dabei kommt der Schwimm-DM erneut eine besondere Rolle zu: Der Wettkampf in Berlin ist für die Schwimmelite der Republik die letzte Möglichkeit, sich für die Weltmeisterschaften 2025 zu qualifizieren. Die vom 11. Juli bis 3. August stattfindende Schwimm-WM in Singapur stellt den internationalen Saisonhöhepunkt des Jahres dar.
Die Qualifikation zur Schwimm-DM 2025 erfolgt über Normzeiten, die der Ausschreibung zu entnehmen sind, sowie die DSV-Bestenliste. Meldeschluss für die Schwimm-DM 2025 ist der 17. April.
Links zum Thema:
Imoudu, Koch & Armbruster starten in Luxemburg ins Schwimmjahr 2025
Traditionell findet zum Jahresanfang das Euro Meet in Luxemburg statt, in diesem Jahr bereits zum fünfundzwanzigsten Mal. An diesem Wochenende (31.Januar bis 2.Februar) ist es erneut soweit und mehr als 600 Aktive aus 25 Ländern werden in Luxemburg erwartet.
Mit den Olympiateilnehmern Melvin Imoudu, Luca Nik Armbruster und Routinier Marco Koch wird auch ein starkes deutsches Team mit dabei sein.
Auch zahlreiche JEM-Teilnehmer des letzten Jahres sind in den Startlisten zu finden. Mit dem Italiener Nicolo Martinenghi wird auch ein amtierender Olympiasieger in Luxemburg ins Geschehen eingreifen. Die Niederländerinnen Tessa Giele und Kira Toussaint sowie Beryl Gastaldello aus Frankreich verstärken das Aufgebot an international Topstars.
Für viele Nationen dient das Euro Meet, das auf der Langbahn ausgetragen wird, als erster offizieller Qualifikationswettkampf für die Weltmeisterschaften in Singapur. Für die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer ist der Wettkampf hingegen lediglich ein erster Formtest im neuen Jahr.
Wichtige Links zum Euro Meet 2025:
Veranstaltungs-Website https://www.euromeet.lu/
Ergebnisse https://www.euromeet.lu/live/
Schwimmerin Mira Jeanne Maack ist "Eliteschülerin des Sports 2024"
Bei den Paralympics in Paris glänzte Mira Jeanne Maack mit der Bronzemedaille über die 100m Rücken in der Startklasse S8. Nun wurde die Para-Schwimmerin aus Berlin für ihre Erfolge vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit einer Auszeichnung geehrt.
Der DOSB wählte Mira Jeanne Maack zur "Eliteschülerin des Sports 2024". Der mit 5000 Euro von der Sparkassen-Finanzgruppe dotierte Preis wurde bereits zum fünfzehnten Mal verliehen. Neben herausragender sportlicher Erfolge wurden auch die schulischen Leistungen der zweifachen Paralympics-Teilnehmerin hervorgehoben.
Die 21-Jährige wird voraussichtlich in diesem Sommer ihr Abitur am Berliner Schul- und Leistungssportzentrum ablegen. Mira Jeanne Maack setzte sich bei der Wahl zur Eliteschülerin des Jahres unter Anderem gegenüber der Biathletin Julia Tannheimer und der Hochspringerin Ella Obeta durch.
Bild: Henschelmedia
Schwimmerin Mira Jeanne Maack ist ‚,Eliteschülerin des Sports 2024‘‘
Bei den Paralympics in Paris glänzte Mira Jeanne Maack mit der Bronzemedaille über die 100m Rücken in der Startklasse S8. Nun wurde die Para-Schwimmerin aus Berlin für ihre Erfolge vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit einer Auszeichnung geehrt.
Der DOSB wählte Mira Jeanne Maack zur "Eliteschülerin des Sports 2024". Der mit 5000 Euro von der Sparkassen-Finanzgruppe dotierte Preis wurde bereits zum fünfzehnten Mal verliehen. Neben herausragender sportlicher Erfolge wurden auch die schulischen Leistungen der zweifachen Paralympics-Teilnehmerin hervorgehoben.
Die 21-Jährige wird voraussichtlich in diesem Sommer ihr Abitur am Berliner Schul- und Leistungssportzentrum ablegen. Mira Jeanne Maack setzte sich bei der Wahl zur Eliteschülerin des Jahres unter Anderem gegenüber der Biathletin Julia Tannheimer und der Hochspringerin Ella Obeta durch.
Bild: Henschelmedia
WM-Qualifikation im Freiwasser 2025: Oliver Klemet bereits für WM gesetzt
Sein Erfolg von Paris veschafft ihm nun auch das Ticket nach Singapur: Als Olympiazweiter ist Oliver Klemet bereits sicher für Weltmeisterschaften im Freiwasser gesetzt. Diese werden vom 15. bis 20. Juli im südostasiatischen Stadtstaat ausgetragen und stellen den Höhepunkt für die internationalen Freiwasser-Asse in diesem Jahr dar. Wer das deutsche Team neben Oliver Klemet verstärken wird, zeigt sich bereits in wenigen Wochen beim Auftakt der Weltcup Serie im ägyptischen Soma Bay (21.-22.02).
Wie der Deutsche Schwimm-Verband vor wenigen Tagen offiziell bekannt gab, dient das Weltcup-Wochenende in Soma Bay als erste entscheidende Qualifikationsmöglichkeit für die Freiwasser-WM. Da Oliver Klemet sowohl über die 10km als auch über die 5km bereits sicher qualifiziert ist, ist bei den Männern jeweils nur noch ein einziger Startplatz zu vergeben.
Bei den Frauen haben hingegen jeweils noch zwei Schwimmerinnen die Möglichkeit, sich einen Platz im WM-Team zu erkämpfen. Anders als über die 10km, wo die erbrachte Leistung in Soma Bay ausschlaggebend ist, wird über die halbe Distanz zusätzlich auch eine im Becken geschwommene Zeit berücksichtigt.
Zum ersten Mal zählt bei den Weltmeisterschaften in Singapur auch der sogenannte Knockout-Sprint zum Wettkampfprogramm. Dabei werden insgesamt drei Rennen absolviert - zunächst 1500m, dann 1000m und abschließend 500m - und die Aktiven auf den hintersten Plätzen scheiden jeweils aus. Um sich für den Knockout-Sprint zu qualifizieren, müssen die deutschen Freiwasser-Asse schnelle Zeiten über die 1500m, 800m und 400m Freistil im Becken bis Anfang Mai vorweisen. Ähnliches gilt auch für 4x1,5km Mixedstaffel, deren Besetzung sich anhand der Beckenzeiten über die 1500m Freistil entscheiden wird.
Für die Junioren-Europameisterschaften im Freiwasser, die vom 20. bis 22. Juni in Sétubal (Portugal) stattfinden werden, sind ebenso die Beckenzeiten ausschlaggebend. Der Qualifikationszeitraum umfasst hier die zweite Märzhälfte. Für die schnellsten drei Aktiven der beiden älteren Altersklassen geht die JEM-Qualifikation Ende April auf Ibiza in eine zweite Runde, wo ein Ausschwimmen um die jeweils zwei zu vergebenen Startplätze ausgetragen werden wird.
Die ausführlichen Nominierungsrichtlinien des DSV gibt es hier:
Nominierungskriterien Freiwasser 2025
Bild: Christian Gold / Archiv
Das richtige Maß: Übertraining vs. Unterforderung
Um im Wettkampf an die eigenen Leistungsgrenzen gehen zu können, müssen auch im Training gezielt große Reize gesetzt werden. Gibt man als Schwimmer in den täglichen oder mehrfach wöchentlichen Einheiten immer nur 80 Prozent, erreicht man nicht das, was das eigene Potential eigentlich hergeben würde. Deshalb wird richtig rangeklotzt, Kilometer geschrubbt und Gewichte gestemmt. Doch Vorsicht: Wer zu viel will, der läuft Gefahr ins Übertraining abzurutschen. Und dann gibt es statt neuer Bestzeiten ein schmerzhaftes, langwieriges Leistungstief.
Viele Schwimmer kennen das: Man quält sich stundenlang im Wasser, richtet Ernährung und Lebensweise nach dem Sport aus und trotzdem rückt die erhoffte Bestzeit immer weiter in Ferne. Die Reaktion: Man versucht noch härter zu trainieren. Schnell kann man so in eine teuflische Spirale geraten, denn die Ursache für die ausbleibenden Erfolge ist oft nicht zu wenig sondern zu viel Belastung. „Übertraining“ ist keine Ausrede für mangelnden Leistungswillen sondern ein wissenschaftlich nachgewiesenes Phänomen, das gerade in unserem Sport häufig zu beobachten ist. Je nach Studie gelten zwischen 15 und 25 Prozent der Leistungsschwimmer als übertrainiert. Egal, welche Untersuchung man betrachtet, die Zahl ist durchaus alarmierend. Je höher das Leistungsniveau, desto höher ist auch die Gefahr mindestens einmal in seiner Laufbahn davon betroffen zu sein.
Die Angst vor dem verschwendeten Potential
Leistungswille und Ehrgeiz – als Schwimmer ist man immer darum bestrebt, die nächste Bestzeit hinzulegen. Wie kann ich noch schneller werden? Was steckt in mir? Wo liegen meine Grenzen? Das eigene Potential, bzw. aus Trainersicht das Potential der trainierten Athleten, will erschlossen werden. Im Wettkampf kann aber nur das abgerufen werden, wozu der Körper vorher ausgebildet wurde. Deshalb fürchten viele, dies durch eine Unterforderung im Training zu verhindern. Tatsächlich kann es gerade bei jugendlichen Athleten vorkommen, dass eine Unterforderung und die daraus resultierenden geringeren Leistungszuwächse verhindern, dass sie ihr eigenes Potential überhaupt erkennen. Andere Lebensinhalte können dann schnell wichtiger werden als der Sport und so wird das Talent nicht weiter ausgebildet. Die größte Gefahr bei Unterforderung ist im Grunde „nur": Man schöpft sein Potential nicht aus und der Sport als Ganzes verliert möglicherweise ein hoffnungsvolles Talent. Überforderung hingegen kann für den einzelnen Sportler ernsthafte Folgen haben. Dabei muss man unterscheiden: Hartes und ermüdendes Training führt nicht zwangsweise zu Übertraining. Im Gegenteil, oft sind kurzzeitige Überbelastungen sogar gewollt. Gerade in mehrwöchigen Trainingslagern ist dies oft der Fall, statt Übertraining spricht man hier jedoch von gezieltem „Overreaching“. Für Sportler ist es von grundlegender Bedeutung, dass die bisherigen Grenzen immer wieder überschritten werden, um die gewünschten Anpassungsreaktionen und Leistungsfortschritte zu erzielen. Wichtig ist es dabei jedoch, dass das individuelle Gleichgewicht zwischen Belastung und Erholung nicht aus den Fugen gerät. Nach bewusst gesetzten Overreaching-Phasen kann es durchaus zwei Wochen dauern, bis man von den Strapazen nichts mehr spürt.
Die Anzeichen
Bleiben die Ermüdungserscheinungen aber dauerhaft, kann das ein Symptom für Übertraining sein. Es äußert sich unter anderem dadurch, dass zum Beispiel Muskelkater nicht wie gewohnt nach ein paar Tagen verschwunden ist, sondern sich lange hinzieht. Typisch sind auch langwierige Gelenk- oder Gliederschmerzen. Jeder kennt das von der letzten Erkältung, doch diesmal fühlt man sich auch ohne Erkrankung total schlapp. Zudem scheint nicht nur der Körper erschöpft. Übertraining wirkt sich auch auf den Kopf aus. Anhaltende Lustlosigkeit, fehlende Motivation aber auch grundlose Gereiztheit über mehrere Tage und Wochen hinweg sind typisch. Und: Obwohl Körper und Geist ermüdet sind, gibt es Probleme beim Ein- bzw. Durchschlafen. Ein handfestes Anzeichen für Übertraining zeigt sich zudem beim Blick auf die sportlichen Leistungen. Eigentlich sollen gesteigerte Trainingsumfänge oder –intensitäten zu schnelleren Zeiten führen. Wenn aber über Monate oder sogar noch länger hinweg keine Verbesserungen auftreten und man sogar Leistungseinbrüche verzeichnet, kann Übertraining ein Grund dafür sein.
Die Ursachen
Es wird also hart trainiert, doch die erhofften Anpassungserscheinungen bleiben aus. Damit sind wir direkt bei der Frage: Wie kommt es zu Übertraining? Einfach gesagt, kann es dann auftreten, wenn man so oft bzw. intensiv trainiert, dass dem Körper nicht genug Zeit bleibt, sich zu regenerieren. Die Gründe dafür liegen Sportwissenschaftlern zu Folge sowohl auf neuronaler als auch auf hormoneller Ebene. Durch permanente Überlastung kann es dazu kommen, dass die Nervenimpulse, die das Gehirn sendet, um die Muskeln zu steuern, schwächer werden. Das ist im Grunde nichts anderes als ein Schutzmechanismus des überreizten Nervensystems, um Schädigungen in Muskeln bzw. Sehnen und Gelenken zu vermeiden. Spürbar wird es dadurch, dass sich der Körper – obwohl man ihm die gewohnten Signale gibt – träger anfühlt.
Die hohen Belastungen ohne ausreichende Regeneration können auch hormonelle Auswirkungen haben. Studien haben festgestellt, dass der Körper bei Übertraining zu wenig Testosteron und vermehrt Cortisol ausschüttet. Testosteron begünstigt den Muskelaufbau bzw. die Muskelanpassung beim Sport. Cortisol wiederum ist ein Stresshormon, das sich unter anderem auf den Fettstoffwechsel auswirkt. Entscheidend ist das Verhältnis beider Hormone. Es wird vermutet, dass dieses durch Übertraining durcheinander gerät. Letztendlich führt dies dazu, dass die für die Muskelanpassungen wichtige Proteinsynthese gestört wird und der Körper dazu angeregt wird, Energiereserven in Form von Fettpolstern aufzubauen. Die über die Nahrung zu sich genommenen Kalorien werden gespeichert statt verbrannt. Die Folge sind eine geringere Belastbarkeit im Training sowie ausbleibende Leistungsverbesserungen.
Übertraining erkennen
Nun ist es natürlich nicht möglich, ständig komplette Blutbilder erstellen zu lassen, um zu prüfen, ob sich auffällige Hormonkonstellationen zeigen. Nach wie vor ist die Sportwissenschaft auf der Suche nach einer in der Praxis anwendbaren Möglichkeit, um Übertraining eindeutig zu diagnostizieren. Meist wird es erst erkannt, wenn die Spirale steigender Umfänge und Intensitäten zu Verletzungen der Muskeln, Gelenke oder Sehnen geführt hat. Als derzeit bester Weg, um Übertraining frühzeitig zu identifizieren, gilt ein Ausschlussverfahren aller ansonsten in Frage kommenden Gründe für die Symptome und die ausbleibenden Leistungszuwächse. Das ist gar nicht so einfach. Oftmals zeigt sich bei Übertraining ein höheres Infektrisiko. Die typische Schlappheit und Antriebslosigkeit wird dann auf eine Erkältung zurückgeführt, obwohl diese gar nicht der Auslöser, sondern lediglich ein weiteres Symptom ist. Die ausbleibenden Leistungszuwächse werden häufig erst erkannt, wenn die Wettkampfperformance nicht wie erhofft ist. Zuvor werden die mangelnden Trainingsleistungen auf die normalen Ermüdungserscheinungen des regelmäßigen Trainings, auf mangelnde Motivation, schlechte Ernährung oder äußere Stressfaktoren (Schule, Studium, etc.) geschoben. Nach harten Trainingsphasen ist es normal, dass die Leistungen erst einmal um ein gewisses Maß zurückgehen. Ist jedoch ein Einbruch von mehr als zehn Prozent zu beobachten, sollte die Bremse gezogen werden. Als Faustregel gilt: Treten mindestens drei Anzeichen für Übertraining (z.B. mangelnde Trainingsleistungen, Antriebslosigkeit, Gliederschmerzen) auf, ohne dass es dafür andere Erklärungen gibt, sollte man wachsam sein, die Erholungsphasen stärker betonen und wenn möglich auch einen Mediziner zu Rate ziehen.
Übertraining vermeiden
Am effizientesten ist es, Übertraining von vorn herein zu vermeiden oder zumindest die Anzeichen so früh wie möglich zu erkennen. Dass das leichter gesagt als getan ist, zeigt der hohe Anteil an Leistungsschwimmern, bei denen das Phänomen auftritt. Erfahrung und Feingefühl bei der Trainingssteuerung sind hier von Vorteil. Nach harten Trainingsperioden müssen angemessene Erholungsphasen eingeräumt werden. Dabei hilft es, wenn sich Trainer und Schwimmer bereits lange kennen und der Coach über die individuellen Anpassungen seiner Athleten Bescheid weiß. Um nicht nur nach dem Gefühl gehen zu müssen, sondern konkrete Daten zu erhalten, können regelmäßige Testserien im Training analysiert werden. Gibt es Fortschritte zu verzeichnen? Wie stark geht die Leistung nach Overreaching-Phasen zurück? Wie sieht die Entwicklung über einen längeren Zeitraum aus? Auf höheren Leistungsniveaus können mögliche Übertrainingsanzeichen auch bei Laktattests festgestellt werden. Bringt der Athlet bei den üblichen Laktakkonzentrationen schwächere Leistungen bzw. zeigen sich Auffälligkeiten im Verlauf der Laktatkurve oder erreicht der Schwimmer nicht mehr die einstigen maximalen Laktatwerte, können auch dies Anzeichen für Übertraining sein. Fingerspitzengefühl ist angebracht, wenn neue Inhalte ins Training eingebracht werden sollen, vor allem wenn es sich um hohe Intensitäten bzw. neue Belastungen handelt. Eine Studie unter australischen Leistungsschwimmern hat gezeigt, dass bei Mittel- und Langstreckenspezialisten zusätzliches Krafttraining mit Gewichten sehr schnell dazu führen kann, dass Überlastungserscheinungen auftreten. Hier muss also gerade zu Beginn behutsam vorgegangen werden.
Aber auch der Athlet selbst muss wachsam sein und in seinen Körper hineinhorchen. Treten Symptome des Übertrainings auf, gilt es ehrlich zu analysieren, ob dafür andere Ursachen verantwortlich sein könnten. Bin ich abgelenkt durch Studium, Beruf, Familie? Ernähre ich mich ausreichend und angemessen? Gab es Krankheiten oder Verletzungen, die für Leistungsschwächen verantwortlich sein können? Diese Punkte gilt es zu hinterfragen, um zu vermeiden, dass man in die Überlastungsspirale hineingerät. Mangelnde Ernährung kann so zum Beispiel auch ein Grund dafür sein, dass der Körper nicht ausreichend regenerieren kann und man somit ins Übertraining hinüberkippt. Daher kann es auch sinnvoll sein, ein Trainingstagebuch zu führen, in dem man festhält, welche Inhalte auf dem Programm standen, wie sich der Körper danach anfühlte, aber auch Punkte wie Ernährung, Schlafverhalten und Gesundheitszustand können hier betrachtet werden. Dabei sollte man alles auf einer Skala (z.B. 1 bis 7) bewerten, um es später vergleichen zu können. Die oben genannte Studie aus Australien stellte so zum Beispiel fest, dass längere Phasen mit Schlafproblemen vor allem in der Saisonmitte ein typisches Anzeichen für Übertraining sind. Dies kann über ein Trainingstagebuch festgestellt werden.
Was tun, wenn es zu spät ist?
Übertraining ist nicht nur hart zu erkennen. Es hat auch langwierige Folgen. Wenn ein Schwimmer betroffen ist, hilft erst einmal nichts anderes als die Handbremse zu ziehen. Medikamentöse Behandlungen können zwar die Symptome kaschieren, aber nur eine radikale Reduzierung der Belastungen beseitigt die Ursache des Übels. Bis der Körper wieder normal belastungsfähig ist, können nicht nur Wochen sondern Monate vergehen. Das Problem sind dabei weniger die muskulären Beanspruchungen der Übertrainingsphase. Gravierender sind die hormonellen und neuronalen Auswirkungen. Bis hier wieder ein Gleichgewicht hergestellt ist, benötigt es Zeit. Dabei können verschiedene Maßnahmen unterstützend eingesetzt werden. So hilft Yoga zum Beispiel dabei, das Körpergefühl zurückzuerlangen. Auch Mediationstechniken sowie Akkupunktur sollen Erfahrungsberichten zufolge positive Ergebnisse erzielen. Das Wichtigste ist aber: Zeit. Überehrgeiz hat die Probleme ausgelöst, nun ist Geduld gefragt.
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